Lift16 – persönlicher Rückblick, Tag 1

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Einfluss von neuen Technologien auf Arbeit und Alltag

Zum zweiten Mal nahm ich an der Lift teil, einer Konferenz teil, die zum Ziel hat, Implikationen der technologischen Entwicklung auf unsere Arbeit und das Sozialleben aufzuzeigen. Dieser “event hub (the biggest in Europe!) about digital innovations and technologies”, wie die Huffington Post schreibt, versammelt Vortragende, Aussteller und Diensleister aus aller Welt in Genf, zum Austausch über Generationen, Disziplinen und Kulturen hinweg. Neu fanden dieses Jahr diverse Workshops überall in Genf statt, unter dem Motto “Lift on Site”. Hier konnte ich leider nicht teilnehmen, habe aber von anderen Teilnehmenden erfahren, dass sie das sehr anregend fanden.

Über 1300 Teilnehmende nutzten wie ich die Gelegenheit, sich über neue Entwicklungen zu informieren, Chancen und Risiken auszuloten, sich mit anderen auszutauschen und zu vernetzen. Parallel zu den Vorträgen und Workshops fand dieses Jahr auch ein Prototyping Lab und der MassChallenge Startup Summit statt. Bei ersterem habe ich kurz reingeschaut und engagierte, v.a. junge Menschen getroffen, welche die Chance nutzten, ihre Ideen innert 3 Tagen in einen Protoypen zu verwandeln, wobei sie das geballte Expertenwissen anzapfen und innovative Tools einsetzen konnten. Sie schienen viel Spass zu haben und kamen, so weit ich das bei der legendären Fondueparty mitbekam, auch gut voran!

Für mich begann die Konferenz am 11.2. mit einer kalten Dusche: Ich sass im Plenum, beim ersten Referat, und verstand nur Bahnhof:

Blockchain Technology beyond Bitcoin

Joseph Lubin von Etherum warnte uns zwar gleich zu Beginn seiner Rede, dass der technologische Teil dieser Geschichte sehr komplex sei, unternahm aber leider nichts, um uns wenigstens die Basics aufzuzeigen. Zum Glück gibt’s Twitter: Mike Schwede erkannte das Problem sofort und verschickte  diesen hilfreichen Link: What is blockchain? Und Stephan Tual zeigte als zweiter Sprecher auf, wie diese Smart Contracts das Leben in Zukunft beeinflussen: Mobility-Autos, die sich quasi selbst verwalten, Bilder, die sich selber vor Copyright-Missbrauch schützen und vieles mehr. Primavera De Filippi zeigte auf, wie die neuen Technologien beeinflussen werden, wie wir in Zukunft die Zusammenarbeit organisieren: Grosse, zentralisierte Organisationen, die aktiv passive Konsumenten bearbeiten werden abgelöst durch volatile, cloud-basierte Systeme von Menschen, die gleichzeitig Consumer und Prosumer sind.

Für alle, die mehr wissen wollen:
Alle Vorträge der Lift16 sind auf Video verfügbar, zum Nachhören bzw. neu hören.


The Wild Promises of the Digital Customer Experience

… liess ich sausen, zugunsten eines Workshops. Hier ging es darum, wie das digitale Erleben beschaffen sein muss, um nicht nur einmalige Käufe zu tätigen, sondern den Konsumenten zu faszinieren oder ihm so mächtige Tools in die Hand zu geben, dass er aus eigenem Antrieb einer Marke oder einer Dienstleistung verbunden bleibt. Diese Vorträge werde ich noch via Video nachholen – bis auf einen, den ich mir bereits reingezogen habe, weil davon sehr viel gesprochen worden war: der 14-jährige Leo aka Atreyam Sharma sprach über die Unterschiede zwischen seiner Generation und unserer – und präsentierte besser  als manch ein Grosser! Faszinierend sein Gedanke, dass ein Hauptunterschied darin liegt, dass wir Erwachsenen nur die Welt kennen, wie sie war und wie sie ist – dass seine Generation aber auch simulieren kann, wie sie sein könnte (sandboxing, prototyping). Coding als Weltsprache (wobei etwas Englisch durchaus helfe) gäbe auch jenen eine Sprache, die sonst nicht mit entscheiden können. Folgerichtig arbeitet er in seinen Workshops auch mit Kindern, die Legastheniker sind oder sprachbehindert. Was mich persönlich freute: der junge Mann benutzt völlig automatisch und natürlich eine geschlechtsneutrale Sprache. Hut ab!

The Creative Power of IMPROV-Theatre!

Ich besuchte am Nachmittag diese Workshop, da ich seit Kindheit eine Affinität zum Theater habe und Improvisationstheater sehr gerne sehe und durch Zurufe beeinflusse, aber selber noch nie teilgenommen hatte. TeeKay, der Workshopleiter, erkannte mich sofort wieder, als die Frau mit dem Twisted Pencil, was mich natürlich sehr freute! Wir waren eine kleine, aber engagierte Truppe und lernten unter anderem, wie viel besser man sich Namen einprägt, wenn sie mit einem Adjektiv – am besten mit einer Alliteration – und wenn möglich einer aussagekräftigen Geste verbindet. Darf ich vorstellen: Lovely Lovey!

Weitere Inputs:
Kreativität im Team fällt leichter, wenn vorwiegend Hauptsätze verwendet werden – nach einem Punkt können andere besser einsteigen als bei Komma, Gedankenstrich oder Semikolon. Fehler sollen gefeiert werden: Sie geben die Chance, andere Ansätze zu proben. Und es hilft extrem, sich ab und zu zum Narren zu machen!

Enter the Anti-Disciplinary Space

Im nächsten Teil der Vorträge ging es um das Thema, wie die Zusammenarbeit der Zukunft aussehen wird, aussehen muss, wenn wir die anstehenden Herausforderungen meistern wollen. Weg vom Kästchendenken, was wohl den meisten klar ist; aber auch über die interdisziplinäre Zusammenarbeit hinaus, in eine Welt, in der die Disziplinen keine Rolle mehr spielen: in den Anti-Disziplinären Raum. Denn Lösungen zu unterschiedlichsten Problemen kommen immer mehr nicht mehr von Profis oder Fachkräften, sondern von Betroffenen, die aus eigener Not heraus nach neuen Wegen suchen; von Angehörigen oder aus Ecken, die auf den ersten Blick überhaupt nichts mit dem ursprünglichen Problem zu tun haben.

Naturgemäss waren diese Speaker alle sehr vielseitig und punkteten mit eher schrägen Biographien. Sehr inspirierend! Unbedingt Videos ansehen: Subodh Patil, Sarah Brin, James Patten und Caecilia Charbonnier.

Grandios die “Zusatzschlaufe” mit den anwesenden Physikern:

Die Entdeckung der Gravitationswellen war natürlich auch an der Lift16 ein Thema und wurde uns durch James Patten eingiermassen verständlich erklärt.

Abschluss des Tages bildete die legendäre Fondueparty mit 300 Teilnehmenden und einem megaleckeren, cremigen Fondue – und engagiertem Austausch in allen möglichen Sprachen.

Tag 2 folgt