Als ich das Projekt «Das Jahr der kleinen Wunder» entwickelte, beschrieb ich die zu erfassenden Geschichten mit Worten wie «Wunderbar, wunderlich, wundersam …» In den letzten Tagen habe ich aber gemerkt, dass ich eines der für mich wichtigsten und typischsten vergessen habe:
Gwundrig
Ich bin und war von jeher ein «Wunderfitz», mich «nahm Wunder» wie Menschen ticken, oder Gadgets. Kein «Wunder», dass mich dieser Trieb immer wieder in Schwierigkeiten brachte … Aber er führte auch dazu, dass ich mich jeweils blitzschnell in neue Situationen eindenken, neue Herausforderungen meistern und überraschende Entdeckungen machen und bereichernde Begegnungen erleben konnte.
Das Wort beschreibt auch gut die Haltung, mit der ich in diesen neuen Lebensabschnitt gehe. Grund genug für mich, einen Abstecher in die Etymologie zu machen:
Das Schweizer Iditotikon bringt hier herrliche Beispiele, die sich, logischerweise, von Wunder bzw. sich wundern, verwundern, bewundern ableiten – und steigert sich bis zum «Mords-gwunderi».
Lustig wird’s bei Wundervitz oder wunderfitzig
Vitz = Person, eventuell abgeleitet von Vitus. Als Wundervitz wäre ich also einfach eine extrem neugierige Person. Mit F leitet sich das Ganze von der Fitze her – der Samichlaus lässt grüssen. Hier scheint weniger die austeilende Person im Fokus zu sein, als die Zielperson, die von den wunderlichen Fragen der wunderfitzigen Person in die Enge getrieben wird … Dass das nicht alle lieben, verwundert wohl niemand!
Apropos verwundern
Gestern waren wir im Bären in Sumiswald, im Burgerstübli. Sumiswald ist unser Heimatort, und da hängt auch unser Wappen an der Wand. Also: Im Prinzip. Denn was da hängt, ist nicht “unser” Wappen, das Mama seinerzeit von einem Heraldiker ausfindig machen liess und dann als Designvorlage für die Wohnwand, für einen Siegelring, einen Anhänger und einen Weinkübel nutzte.
Ich wusste schon seit einigen Jahren, dass damals offenbar etwas schief lief: Es gibt Wymanns von Sumiswald und Wymanns von Lützelflüeh, und die haben andere Wurzeln und andere Wappen. Uns wurde damals offenbar das falsche zugeteilt, was aber irgendwie nie jemanden gestört und mich auch nicht wirklich berührt hat. Jedenfalls ist in diesem Punkt meine Neugierde nie gross genug gewesen, mich zu Recherchen anzuleiten. Umso grösser gestern meine Überraschung, als ich «unser» Wappen entdeckte:
Der fröhliche Mann, auf dem Weinfass reitend, Glas in der Hand, erinnert mich an den Baron von Münchhausen. Der passt doch viel besser zu einer Geschichtenerzählerin wie ich, oder?
Noch besser: Wenn der kein Glas in der Hand hätte, könnte es glatt als Whiskyfass durchgehen …

