Dank Andrea Hopper habe ich ein neues Wort gelernt, das mich wunderbar beschreibt – und massiv lieblicher klingt als «mondsüchtig»: Menschen wie ich sind selenophil, benannt nach der griechischen Mondgöttin Selene.
Wobei mich meine Liebe gestern durchaus auch Schweiss und Nerven gekostet hat. Es zeichnete sich schnell ab, dass es schwierig werden würde, den Mond zu fotografieren. Eine weisse Dunstschicht, eher noch dichter als gestern, überzog den Himmel. Aber probieren wollte ich es natürlich trotzdem.
Ich entschied mich zu einem Ausflug auf den Achenberg, der mir so oder so Freude bereiten würde, zu einer Zeit, in der die Pollenkonzentration weniger dicht ist. Kurz nach 20 Uhr liess ich mich vom Postauto auf den Zurzacherberg fahren und spazierte von da aus gemütlich Richtung Loreto-Kapelle. Die Lichtung, auf der sie steht, müsste eigentlich die perfekte Ausrichtung haben, wenn ich berücksichtige, wo der Mond gestern stand.
Mein Spaziergang durch den Wald war herrlich! Begleitet von vielfältigem Vogelgezwitscher, kam ich mir zwischenzeitlich vor wie während der Aufnahmen zu einer Meditations-CD. Ich konnte gut atmen und nahm teilweise sogar die Maske ab – herrlich.
Dann ein erstes Geschenk:
Vor mir auf dem Weg eine Füchsin mit einem Jungen. Das Foto habe ich vermasselt, aber das Bild im Kopf bleibt. So schön!
Den eigentlichen Sonnenuntergang habe ich um wenige Minuten verpasst, da standen mir Bäume davor. Aber die Stimmung, die mich bei Ankunft an meinem Ziel erwartete, war dennoch bezaubernd.
Was ich allerdings auch schnell merkte:
Das mit dem Mond würde hier nichts werden. Die Ausrichtung stimmte zwar, aber die Bäume hinter der Lichtung waren viel zu hoch. Vor Mitternacht würde der Mond da kaum sichtbar werden. Und da ich nicht auf eine Freinacht eingestellt war und auch nicht im Stockdunkeln zurückwandern wollte, entschied ich mich, wieder runter in den Flecken zu spazieren.
Was mir das zweite Geschenk bescherte:
Im Gras, hinter dem Bauernhof, durfte ich ein wunderschönes Reh bewundern und fotografieren, ehe es in den Wald entschwand. Ein weiteres Reh erschreckte mich – und sich – etwas weiter unten, als es zwischen den Scheiterbeigen hervorrannte, aufs offene Feld, mich sah und laut protestierend umdrehte.
Kinder: Habt ihr gewusst, wie ein erschrecktes Bambi klingt? Ich nicht!
Ich habe mich x-Mal entschuldigt, hörte das Tier aber noch lange zetern. Sorry!
Zurück im Flecken sah ich den Mond immer noch nicht, obschon es gerade 22 Uhr schlug. Die Fotos am Vortag hatte ich da bereits im Kasten. Je nu, dachte ich mir, und machte mich auf dem Heimweg.
Und dann sah ich ihn doch noch:
Wunderschön rot, hinter dem Bahnhof. Schwierig zu fotografieren, weil es eben immer noch sehr dunstig war, und ohne die Möglichkeit, Vordergründe einzubeziehen. Aber schön, so schön!
Viele vorzeigbare Bilder gab es diesmal nicht. Aber die wunderbaren Eindrücke haben sich in mein Gedächtnis und mein Herz eingebrannt.


