AidaVita 2019 – Tag 6

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Cork

Obschon ich heute morgen genau so früh aufstand und kurz nach halb sieben an Deck war, hatte ich das Anlegen des Schiffes verpasst. Spektakulär sei die Stimmung gewesen, meinte ein junger Fotograf, dem ich immer mal wieder auf meinen Runden begegne, und zeigte mir ein paar Hammerbilder. Der war aber auch schon seit 5 Uhr an Deck … Das ist mir dann doch zu früh.

Ich musste mich auch nicht wirklich beeilen, denn der Bus, der mich nach Cork bringen sollte, fuhr ohnehin erst um 9 Uhr 30. Also versuchte ich erstmals, Helmut zu erreichen, der ja heute ohne mich heiraten musste (lausiges Timing, ich weiss, liess sich aber nicht mehr ändern). Zum Glück durfte ich eine Kollegin hinschicken, die als Fotografin das Ganze festhalten würde – auch für Jivons Eltern, die in Korea leben. So konnte ich, etwas zeitverzögert, doch ein wenig dabei sein. Alles Gute dem Brautpaar!

Während sie also auf dem Standesamt waren, tuckerte ich Richtung Cork. Hier war ich ja schon mal vor 7 Jahren, für das Treffen der Apple Distinguished Educators. Aber von der Stadt hatte ich damals nicht sooo viel gesehen. (Vom Land schon, schliesslich fuhr ich mit einer Freundin eine Woche durch die Gegend).

Wir erhielten alle einen Stadtplan, eine Notfalltelefonnummer und die Anweisung, pünktlich um Zwei wieder beim Rathaus zu sein, für die Rückfahrt. Das sollte selbst ich schaffen, trotz meines nicht-vorhandenen Orientierungssinnes.

Ich stapfte also wohlgemut los, ohne feste Absicht – ich wollte die Stadt einfach auf mich wirken lassen. Über die Brücke und links wäre es ins Zentrum gegangen, ich ging erstmals gerade aus und kraxelte einen Hügel hoch. Recht schnell sah ich einen Kirchturm mit unterschiedlichen Zeiten. Von dem hatte die Reiseleiterin gesprochen: Four face liar wird der genannt, und hat einige tolle Geschichten zu bieten:

http://www.thefour-facedliar.com/history/history.html

Ich verzichtete darauf, die Glocke läuten zu lassen und ging stattdessen weiter der Nase nach – und das meine ich durchaus wörtlich. Ein süsslicher Geruch zog mich eine Treppe hoch, in die letzte. Noch aktive Süsswarenmanufaktur Irlands. Seit 1929 werden hier Drops, Fudges, Lollies und mehr von Hand hergestellt.

http://www.shandonsweets.com

The Toffee Exchange hiess der Laden früher, weil er gerade neben dem damaligen Butter Exchange war. Was ich, nach meinem kleinen Einkauf und einem Plausch mit dem Besitzer, kurz darauf im Buttermuseum erfuhr. Kerry Gold kennt ihr ja wohl alle … Und das nahm hier seinen Anfang: Der Buttermarkt von Cork hatte historisch eine riesige Bedeutung.

http://thebuttermuseum.com

Noch heute gibt es zumindest eine Farm, welche diese traditionelle Art der Butterzubereizung – zumindest für die Touristen – pflegt:

www.muckross-house.ie/traditional-farms.html

Auf und ab führte mich mein Weg, wobei mir auch hier einerseits witzige Schilder, aber auch extrem gute Graffiti und Mauergemälde auffielen. Die Finnbarra-Kathedrale schaute ich mir nur von aussen an – 6 Pfund Eintritt schienen mit da doch etwas viel zu sein. Witzig auf dem Weg dahin: Forde’s Pub und Forde’s Funeral Home in friedlicher Nachbarschaft …

http://thebuttermuseum.com

 In St. Peter ging ich danach rein: Die ehemalige Kirche ist heute ein Community Center mit einem Indoor-Spielplatz und einem Secret Garden und wird offenbar rege genutzt. Was mir hier, wie schon in Portland, auffiel, war die aufmerksame Freundlichkeit der Menschen. Kaum stand ich irgendwo unsicher herum oder zog sogar den Stadtplan hervor, bot man mir sofort Hilfe an. Wobei mich einer der Iren mit dem charmantesten Lächeln in die falsche Richtung schickte … Trotzdem fand ich um die Mittagszeit rum den English Market, eine eindrückliche Markthalle mit Fisch-, Fleisch- und Geflügelmarkt, einem gemütlichen Farmer-Restaurant und ein paar herrlich altmodische Läden. Hier gönnte ich mir einen Lauch-Pie und Erdbeeren mit home made Meringues – sehr fein.

So gestärkt spazierte ich weiter durch Strassen und Gässchen, dem Fluss entlang bis zurück zum Rathaus. Und weil ich zu früh war, reichte die Zeit, in einem gemütlichen Pub ein Shanty zu trinken – und die ersten Fotos vom Brautpaar zu bewundern. 

Auf der Rückreise unterhielt ich mich mit meinem Sitznachbarn, der offenbar den Ausflug ausschliesslich zum Einkaufen genutzt hatte. Als er mich fragte, was ich denn gekauft habe, erzählte ich voller Begeisterung von meinem Süsswarengeschäft, packte auch meine Schätze aus und hätte sogar mit ihm geteilte. Er aber sah mich an, als wollte ich ihn vergiften. «So was DÜRFEN Sie hier nicht kaufen! Da sind ja nicht mal die E-Nummern deklariert». Ich warf einen kurzen Blick auf die Etiketten und meinte: «Doch hier hat’s eine … Vermutlich ein Farbstoff. Aber im Fudge nicht … Da hat’s nur Milch, Zucker und» – weiter kam ich nicht, er stiess meine Hand zurück. «Die schreiben hier längst nicht alles an!» – Ich vermute mal, der hat sein eigenes Essen mit aufs Schiff gebracht.

Zurück auf dem Schiff gab’s Kaffee an Deck – kurzärmlig, an der Sonne, während ich die Fotos bearbeitete. Und ja, ich habe echt Riesen Dusel mit dieser Reise!

Das Nachtessen genoss ich am Tisch mit einem sehr charmanten Ehepaar aus Hamburg. Die beiden haben schon einige Aida-Reisen hinter sich, sind scharfe Beobachter und ganz offenbar Lebenskünstler, trotz teilweise widriger Erfahrungen, die, wie bei mir, körperliche Spuren hinterlassen haben. Wie sagt man so schon: Der liebe Gott hat eben unterschiedliche Kostgänger!

Um 21 Uhr traf ich mich mit ein paar Gleichgesinnten zum Whisky-Tasting. Ich war etwas überrascht, dass wir keine irischen Whiskeys probierten, sondern vier Schottische und einen Bourbon. Aber offenbar sind diese Tastings standardisiert und auf das Bar- bzw. Shop-Angebot von Aida und nicht auf die Routen abgestimmt. Wirklich neu war für mich nur der Bourbon, der als solcher zwar überraschte, aber halt doch eher ein Ladies’ Whiskey bleibt … Lustig war’s trotzdem und die letzten zwei fand ich richtig gut. Vielleicht besser, kann ich morgen zumindest theoretisch ausschlafen. Wir legen erst gegen Mittag in Belfast an. Sleep tight!

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