Kanaren-Azoren, Tag 3: Fuerteventura

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… und der Schrittzähler applaudiert

Das Programm für den heutigen Tag wurde gestern Abend über den Haufen geworfen: Ich hatte extra einen Ausflug nach Corralejo gebucht, weil Tobias, „mein“ Lehrling bei Airtours Suisse, da mit seinem Mann zusammen eine Bar & Boutique führt, das Stars Fuerteventura. Allerdings hat das Stars ausgerechnet am Mittwoch erst ab 16 Uhr offen (das ist der einzige Freitag für die Jungs), und die AidaVita legt um 15.30 ab …

Je nu: Dafür ist uns der Wettergott gnädig gestimmt, der Tag beginnt zwar recht windig, aber sonnig. Ich geniesse ein kräftiges Frühstück, mit pochierten Eiern, etwas Speck und feinem Brot, dazu natürlich Kaffee – und mache mich dann, etwas später als gestern, auf zu den Ausflugbussen. Heute stehen da sogar nur zwei Busse: Einer, der als Gratis-Shuttle ins nächste Dorf fehlt, und einer, der mit FUE03 angeschrieben ist, so, wie es auch auf den Ausflugtickets steht. Klar genug, könnte man meinen, aber die beiden Reiseleiter Verbringen fast 20 Minuten damit, die Passagiere zu sortieren. Lesen ist Glückssache  🙂

Wir kriegen alle eine Karte und eine kurze Einführung: Der Bus hält bei den Dünen und beim Aquapark in Corralejo. Da werden wir dann auch wieder abgeholt, um 14.30 bzw. 14.45. Der Weg von den Dünen zum Zentrum sei zwar nur 3 km, daure aber zwischen 45 und 60 Minuten, da das Gehen im Sand anstrengend sei. Ich entschliesse mich dennoch zum Ausstieg bei den Dünen: zu verlockend sehen Strand und Meer aus! Und zur Sicherheit habe ich ja, wie gestern schon, meinen Klappstock dabei. (Spoiler: Der kam nicht zum Einsatz.) Noch bevor wir da sind, kenne ich wieder die halbe Lebensgeschichte meiner Banknachbarin: Ihr Mann sitzt im Rollstuhl und kann am Ausflug nicht teilnehmen, wollte aber, dass sie was unternimmt. Nur: Sie ist eigentlich nicht gerne alleine unterwegs. Diesmal beisse ich nicht an – zu sehr habe ich mich darauf gefreut, etwas Zeit nur für mich zu haben. Stattdessen nicke ich mitfühlend, sage, dass das für sie sicher nicht einfach sei, aber dass Corralejo ja überschaubar sei – da könne sie eigentlich kaum was falsch machen.

Dann genoss ich meinen Spaziergang – und stellte einmal mehr fest, dass es für mich kaum etwas Besseres gibt um mich zu erden, als mich gegen den Wind zu stemmen, den Sand unter den Füssen zu spüren, das Meer zu riechen und die Wellen plätschern zu hören. Kaum zu glauben, dass ich vor 3 Tagen noch voll im Stress war …

Schon von weitem sah ich die Kitesurfer, wie riesige, bunte Schmetterlinge, im blauen Himmel. Je näher ich dem Strand kam, desto mehr bewunderte ich, wie elegant die teilweise daher glitten – und wunderte mich, dass die einander nicht die Leinen verhedderten. Ganz so einfach, wie es aussieht, ist es aber offenbar dann doch nicht: Einer stürzte und schlug mit dem Kopf auf einem Felsen auf, was aber zum Glück sofort bemerkt wurde: Die anderen Kiter bargen ihn, seinen Kite und sein Brett, und kurz darauf stapfte er schon wieder dem Strand entlang.

Das Wort „Strandburg“ kriegt übrigens hier eine völlig neue Färbung: Steinkreise, teilweise knapp kniehoch, aber auch bis zu brusthoch, schützen die SonnenanbeterInnen vor dem Wind. Von Weitem konnte man kaum sehen, ob die Burgen bewohnt waren, aber da ich gegen den Wind spazierte, konnte ich es meist riechen (ich sage nur Kokosöl!).

Nach knapp einer Stunde entschied ich mich, vom Meer weg nach links zu gehen, wo schon seit einer Weile nicht mehr endloser Sand, sondern zahlreiche Häuser zu sehen waren. Wie sich zeigte, war ich offenbar schneller unterwegs, als die Reiseleiter gesagt hatten – und war übers Ziel hinausgeschossen: Das Zentrum lag bereits hinter mir. Machte aber nichts, ich hatte mehr als genügend Zeit und schlängelte mich durch die Gässchen in Richtung Hauptstrasse, wo ich mir einen Boxenstopp und eine sensationelle Caramel-Meersalz-Glace gönnte. Wie so oft fand ich die Hauptstrasse wenig unterhaltend und setzte mich schnell wieder in Nebenstrassen ab, die mich zurück an den Strand führten.

Aber nein, ins Wasser wagte ich mich nicht. Zwar hatte ich die Badesachen dabei, aber ausser den KiterInnen trauten sich nur sehr wenige Menschen ins Wasser – und die, die es taten, waren meist schneller draussen als drinnen. Stattdessen genoss ich einen Cappuccino in einer Strandbar, saugte den Sonnenschein auf und war einfach nur happy …

Schliesslich wurde es Zeit, mich zurück Richtung Bushaltestelle Zentrum zu navigieren, was bei meinem Orientierungssinn natürlich, trotz Karte, nicht auf dem direkten Weg ging. Je nu, der Schrittzähler ist dafür extrem happy: Stand 18 Uhr: über 20’000 Schritte und 17 Stockwerke.

Gleich hinter der Bushaltestelle entdeckte ich hüpfende Steine, die sich als eine Mischung aus Eichhörnchen und Erdmännchen entpuppten. Keine Ahnung, wie die wirklich heissen, aber knufflig waren die! (Inzwischen habe ich natürlich gegoogelt: Atlashörnchen)

Zurück an Bord zog ich mich kurz um, gönnte mir einen Snack, bestehend aus einem Burger (ohne Brot) und Salat, auf dem Pooldeck, wo die Leute herrlich ausgerichtet herumlagen – nicht nach Mekka, aber nach der Sonne. Allerdings wurden sie um 17 Uhr verscheucht: Aktuell wird da oben ein Weihnachtsmarkt aufgebaut.

Ich aber verschwand freiwillig, denn ich hatte einen Termin mit Katrin, der Bordfotografin (ihr erinnert euch, wir haben uns gestern bereits duelliert). Diesmal schoss allerdings nur sie, und zwar Porträts im Bug – da, wo sonst nur die Crew hin darf. Bin schon sehr gespannt!

Zum Schreiben habe ich mich wieder in die Bar auf Deck Acht gesetzt. Da hat’s zwar keine Steckdose, aber sonst ist es hier sehr angenehm – jedenfalls mit Ohrstöpsel, denn ein paar Meter weiter werden grad irgendwelche Kunstwerke versteigert. Der Kellner grinst mir zu und fragt: Latte Macchiato? Da fühlt man sich doch gleich zu Hause !

Während wir beim Nachtessen sassen (für mich Lammkotelette, Kaninchen, Peperoni und einige Bratkartoffeln, zum Dessert ein Glas Wein, Käse und 1 Stück Kernenbrot), bereiteten die Heinzelmännchen am Pooldeck einen Weihnachtsmarkt vor: Mitarbeitende verschiedenster Funktionen und Nationen erstellten Stände mit Glühwein, ungarischen Backwaren, schrägen Spielen, einer Bastelecke und mehr.  Zwischen den Gästen flanierten der Nikolaus und Weihnachtsengel. Sah wunderschön aus, aber das Gedränge wurde mir schnell zu viel, so dass ich mich wieder absetzte. Und dennoch: Ich finde es herrlich, mit welcher Begeisterung sich die Crew hier einbringt, um uns die Reise – und die Festtage – zu verschönern. Hut ab. Oder Chlausmütze …

PS für jene, die sich wundern, wieso ich hier jeweils mein Essen aufliste:

Unter meinen Lesern ist jemand, der kur vor der Magen-Bypass-OP steht. Und sich Sorgen macht, dass er danach so was wie eine Kreuzfahrt nicht mehr geniessen könnte …

Ein Gedanke zu „Kanaren-Azoren, Tag 3: Fuerteventura“

  1. Hallo Schnüff,
    Kulinarisch scheinst Du ja wirklich nicht zu kurz zu kommen. Wenn ich sehe, was alles fürs Auge geboten wird, dann freue ich mich auf meine Schifffahrt rund um Europa und später einmal vielleicht auch für ein Kreuzfahrt in wärmeren Gewässer.

    Liebe Grüsse

    Daddy

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