«Lohnt sich das überhaupt, für weniger als 5 Kilometer extra nach Bern zu fahren?» Diese Frage haben Moesha und ich beide gehört, und unabhängig von einander beantwortet: «Aber ja doch!» Denn die Stimmung in Bern ist immer grandios.
Glaubt ihr mir nicht? Dann läuft einmal virtuell mit, und zwar über die vollen 10 Meilen.
Vom Altstadt-GP habe ich leider kein Virtual-Run-Video gefunden, aber die Kulisse wäre während der 42. Ausgabe durchaus lohnenswert gewesen: Um 30’000 Läufer:innen insgesamt, gut 10’000 Helfer:innen, Tausende an der Strecke, die anfeuerten und abklatschten; mitreissende Live-Musik und Speaker:innen, die alles gaben.
Und mittendrin: Wir beiden, einmal mehr für Summits4Hope im Einsatz.
Anreise wie gewohnt, mit Treffpunkt im HB Zürich, Gleis 31, Speisewagen. Ausnahmsweise mit einer Bedienung, die ziemlich grantig war. Allerdings hatte sie offenbar auch schon einiges hinter Sicht: Beim Einsteigen in Zürich quollen die Passagiere nur so heraus, viele hässig, mit viel Gepäck und offenbar wenig Geduld – was blöderweise auch für einen Teil der Einsteigewilligen galt, die nicht verstehen wollten, dass sie mir ihrem Drängeln den Ausstieg verstopften und damit genau das Gegenteil von dem erreichten, was sie eigentlich wollten. Gipfel gab’s auch keine mehr, aber Kaffee und eine kalte Schoggi lagen noch drin.
Und bevor ihr jetzt in Mitleid ausbrecht: Wir waren beide ausnahmsweise recht früh am Bahnhof und hatten einen Abstecher zur aufgestellten Verkäuferin von Blueberry-Dougnuts gemacht. Wie immer nutzten wir beide die Anfahrt für ein Gespräch – und diesmal erreichten wir einen ganz neuen Level des Austausches. Sehr offen, sehr verletzlich – hat mich sehr berührt.
In Bern hatte wir genügend Zeit zum Umsteigen, danach in Wankdorf wieder die obligate Warm-up-Strecke auf der provisorischen Treppe über die Geleise. Wie lange die wohl noch bleiben wird?
Wegen Bauarbeiten war das Startgelände anders gestaltet, aber dank der hervorragenden Information im Vorfeld – inkl. Video, damit auch Lovey ohne Orientierungssinn es kapiert – fanden wir sowohl die Startnummerausgabe als auch die Garderobe. Neben dem Start besuchten wir, auch das schon Tradition, das Hotel Ibis, für letzte isotonische Getränke und eine Biopause.
Moesha startete um 14.33, im Startblock A7, und wenn sie ihr Tempo gemäss den letzten Läufen durchziehen könnte, trotz Aargauerstalden, würde sie wohl im Ziel sein, bevor ich startete, im Block Wlaking, nach A16.
Spoiler Alert: Sie hat es um 24 Sekunden verpasst. Und zwar in tyischer Moesha-Manier: Sie hat kurz nach der Wasserausgabe am Aargauerstalden ein 11-jähriges Mädchen Huckepack genommen und oben bei der Sanität abgegeben. Auf ausdrücklichen Wunsch des Kindes, sie hätte das auch noch ins Ziel gebracht …
Bei mir hatte sich schon beim Warten auf den Start gezeigt, dass ich trotz Anti-Histamin extrem reagierte, wie meist die letzten Tage. Ich war dankbar, dass ich mich wieder für Walking und nicht für den normalen A-GP angemeldet hatte, so konnte ich mir Zeit lassen. Dass ich stark hinkte, fiel aber meinem Bruder auf, der mich am Aargauerstalden (beim Runtergehen) anfeuerte. Er und seine zwei Söhne würden später den grossen Lauf bestreiten.
Die Stimmung war, wie bereits gesagt, wunderbar: Zahlreiche Kinder klatschten begeister alt – ja, auch bei Nachzügler:innen wie wir. Und ich hatte subjektiv den Eindruck, gar nicht sooo langsam unterwegs zu sein. Stimmte dann allerdings nicht: Ich brauchte fast 5 Minuten länger als letztes Jahr. Je nu, wird Gilbert freuen, schliesslich spenden wir ja pro gelaufene Minute.
Macht dieses Mal, weil ich meinen Bruder und dessen Sähne wieder mit einrechne:
26.17 + 50:08 + 77.04 + 79 +103.3 = 335.59
Betrag ging an Summits4Hope und ermöglicht einem Kind 10 Monate lang den Schulbesuch. Wer das Projekt ebenfalls unterstützen möchte, kann dies hier tun: Summits4Hope – jetzt spenden.
Moesha war natürlich längst im Zielbereich positioniert, um meinen Einlauf – egal, wie spät oder wie langsam – zu verfolgen. Und wie sie das tat! Sie stellte sich direkt neben den Speaker, und als dieser sie fragte, für wen sie denn fane, brüllte sie mit ihrer eishockeymatch-trainierten Stimme ins Mikrophon: Für die beste Couch-Cousine der Welt. Und dass sie mich lieb habe. Und stolz auf mich sei. Und eventuell lief ich mit dem breitesten Grinsen und dem geweitetsten Herzen aller Zeiten durchs Ziel …
Zieleinläufe – samt Tonspur – gibt es übrigens hier:
Moehsa bei 3.11.40; Lovey bei 4.00.59 GP-Live
Was sich nach dem Lauf zeigte: Ich hätte bei den Barfussschuhen bleiben sollen! Ich hatte am Morgen, weil Regen angekündigt wurde, auf Turnschuhe gewechselt, weill nass und Kopfsteinpflaster könnte rutschig sein. Wetter war aber nicht so schlimm, wir haben nur ein paar Tropfen abgekommen. Zehen aber hatten gelitten: 1 Nagel weg, einer blau. Tja, Jogger-Nagel gibt’s auch noch in meinem Alter – und erst noch ohne joggen. Eine liebe Sanitäterin hat mich versorgt, kritisch beäugt von Moesha, die ja selber an an deren Events in dieser Eigenschaft unterwegs ist.
Noch bevor wir die Garderobe erreichten, fing uns Yvonne Rapp ab, die diesmal als Supporterin unterwegs war. Auch das ist für mich GP – eine grosse Solidarität unter der Läufer-Gemeinschaft. Das war auch stark spürbar im Pastazelt, wo wir uns anschliessend verpflegten. Die 10 Meilen wurden hier übertragen, und das ganze Zelt brach in Jubel aus, als der erste und kurz danach die erste ins Ziel kamen – obschon wir alle weit weg vom Geschehen waren.
Verpflegung war übrigens, wie der Rest auch, super organisiert und sehr fein!
Da es inzwischen zu regnen begonnen hatte und wir beide eher strenge Tage hinter uns (und vor uns) hatten, verfolgten wir das Rennen der übrigen Wymänner nur virtuell und begaben uns Richtung Bahnhof. Mein Bruder – drei Jahre älter als ich – gewann das Familienduell, dicht gefolgt von Sohn Nummer 2; der ältere Sohn musste diesmal dann wohl das Desser bezahlen (auch so eine Familientradition 🙂
Da wir noch etwas Zeit hatten, mussten wir halt wieder Mandelbärchen kaufen gehen – ging nicht anders. Immerhin neue Sorten: Mango und Erdbeer sind diesmal dabei 🙂
Die Rückfahrt im Speisewagen verlief erfreulich: Herr Said, der sich sogar an uns erinnern konnte, bediente uns souverän und aufgestellt, was wir mit Lob via App verdankten.
Fazit:
- Nächstes Jahr dürfte Moesha wohl die schönsten 10 Meilen laufen
- Ich bleibe bei Barfussschuhen
- Schön war’s!
Offizielle Lauffotos: © Alphafoto
Sie laufen und laufen!
Den Grand prix bin ich noch mit Anita gelaufen und schon damals war die Stimmung und Ambiance super.
Daddy