Kurztrip nach Hamburg

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Als Ersatz für die krankheitshalber annulierten Wellnessferien im September habe ich mir mit Jris zusammen einen Ausflug nach Hamburg gegönnt. Flug mit der Swiss – auch wenn bei der Buchung Air Berlin offiziell noch normal operierte: Ich hatte auf Twitter zuvor so viele Schauergeschichten gelesen, dass ich uns das nicht antun wollte. Gute Nase gehabt!

(Gestern, bei der Rückreise, aber festgestellt, dass es offenbar jede Menge Leute gibt, die weder Zeitung lesen noch fernsehen oder Radio hören: Die wollten für ihre Air-Berlin-Flüge einchecken …)

Wir zwei hübschen trafen einander am Flughafen Zürich, traditionell im Starbucks, schickten das Gepäck auf die Reise und freuten uns auf Musical (beide), Shopping (Jris), MiWuLa (ich) und Louis C. Jacobs (ich seit 10 Jahren, Jris jetzt auch).

Im Flugzeug bestellte Jris ihren ebenfalls traditionellen Tomatensaft, wurde von Frau Uster aber informiert, dass es den leider nur in der Business Class gebe … Jris entschied sich für Cola, ich für Kaffee. Kaum waren wir beide bedient, ging Frau Uster das heisse Wasser aus. Sie ging nach vorne, um Nachschub zu holen, kam zurück – und steckte Jris heimlich eine Dose Tomatensaft zu. Mit Geist … Sehr elegant, mit einem verschmitzten Lächeln. Kompliment für diese Art von Kundendienst!

In Hamburg besorgten wir uns die HamburgCard für vier Tage und nahmen dann die S-Bahn Richtung Hauptbahnhof, wo wir umsteigen mussten, um auf die Elbinsel Willhelmsburg zu gelangen, zu unserem Hotel.

Raphael Hotel Wälderhaus

Das 3-Stern-Hotel liegt in einem Multifunktionshaus, das sich dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben hat. Die Zimmer tragen Namen von Bäumen, Holz ist dominantes Bauelement; das Restaurant serviert viel Bio und Selbstgemachtes – und  beschäftigt dabei Menschen mit unterschiedlichsten Behinderungen, im Rahmen eines Integrationsprojektes. Und das nicht nur hinter den Kulissen, sondern auch an der Réception, am Buffet oder im Service, was ich extrem erfreulich fand (eine Reaktion, die mich dann auch gleich etwas traurig machte, weil mir dadurch bewusst wurde, wie selten das eigentlich der Fall ist). Wir haben uns hier sehr wohl gefühlt – nur das Internet war eine Katastrophe. Wenn ich geschäftlich unterwegs gewesen wäre, wäre ich wohl ausgeflippt. So entschied ich mich einfach, das bloggen auf Zuhause zu verschieben …

Gegen Abend fuhren wir – natürlich – zur Reeperbahn. Viel war naturgemäss noch nicht los. Wir besuchten ein kleines Museum, mit einer Ausstellungen zu den starken Frauen der Szene; entdeckten eine süsse Schoggi-Manufaktur, wo wir naschten und bereits erste Souvenirs einkauften, und dann ein wunderschönes Restaurant mit einem asiatischen Buffet – mit viel Sushi, was für Jris das Paradies bedeutet. Das Copper House wirkt von aussen edel und entsprechend teuer, Essen ist aber für unsere Verhältnisse sehr günstig und sehr fein – und die Cocktails sind gefährlich!

Zurück im Hotel gönnten wir uns einen Absacker – auf Grund der Erfahrungen beim Nachtessen unterlegt mit Käse –  und gingen dann schlafen. Die Zimmer waren wunderbar ruhig, die Betten bequem – herrlich!

Helmut kommt!

Für den zweiten Tag hatte ich mich mit Helmut verabredet, der ja aus der Schweiz weg nach Hannover gezogen – und damit nur 1 Stunde von Hamburg entfernt – war. Wir wollten gemeinsam ins Miniatur-Wunderland, das ich sehr liebe und dessen Macher ich seit Jahren auf Youtube und den Social Media verfolge. Jris, die bei der Bahn arbeitet, hat in den Ferien weniger Drang nach weiteren Schienen – dafür fand sie die Kaffeerösterei gleich um die Ecke extrem anziehend. Also trafen wir uns da, liessen uns erst einmal mit dem wohl teuersten Kaffee verwöhnen (der aber tatsächlich auch sehr, sehr fein war) und trennten uns dann für ein paar Stunden. Im MiWuLa ist Halloween bereits eingezogen, überall wurden Kürbisse etc. platziert. Und auch sonst entdeckte ich wieder viele witzige Details. Allzu lange hielt ich es aber nicht aus, denn es hatte extrem viele Menschen – und einige verhielten sich ausgesprochen Rüpelhaft. Also spazierten wir Richtung Landungsbrücke  – und Jris, die inzwischen im Spice-Museum und in einigen Shops war – folgte uns nach, so dass wir zu Dritt eine Hafenrundfahrt geniessen konnten. Anschliessend gönnten wir uns ein feines Znacht beim Griechen: The Greek – mit einem echten Olivenbaum in der Mitte – serviert authentische grichische Küche, nicht einfach Gyros und so … War ein Zufallstreffer, weil das Restaurant nahe bei der Abfahrt zum Musical lag, ist aber definitiv auch ein gezielter Besuch wert: Meine Lammschulter war butterzart und sehr fein gewürzt.

Tanz der Vampire

Das Musical hat mich, ich gebe es zu, positiv überrascht. Ich hatte den Film noch nie zu Ende gesehen, weil er mich langweilte, und war entsprechend skeptisch. Aber Jris hat sich das gewünscht. Das Musicaltheater wird per Schiff angesteuert, was erstaunlich effizient abläuft. Vor der Halle und in der Halle wird modern Kunst gezeigt, die Stimmung ist fröhlich und farbenfroh. Die ersten Takte hauten mich fast vom Stuhl, wegen der Lautstärke, so dass ich Ohrstöpsel montierte, aber  nach der Ouvertüre wurde es angenehmer. Das Bühnenbild ist spektalulär, die Leistung der SängerInnen und TänzerInnen mehrheitlich sehr gut. Nur die Sarah fand ich in erster Linie einfach – laut!

Auf den ursprünglich angedachten Besuch des Nachtmarktes verzichteten wir – wir waren beide zu müde.

Der nächste Morgen begann etwas früh – und harzig: Jris Magen spielte verrückt, so dass wir den erst mit viel Ingwertee beruhigen mussten, bevor wir zum geplanten Shopping ausrücken konnten. (Den Tipp mit dem Ingwertee erhielten wir übrigens von der charmanten Bedienung beim Frühstück – der war Gold wert!) Ich tappste Jris nach, die von einem Bekannten per Whats-App mit Shoppingtipps und Adressen beliefert wurde. Schliesslich hatte ich keine Einkäufe geplant. Ein Abstecher in den 3. Stock eines Warenhauses, wegen Pipipause, führte dann aber zu einem spontanten Mantelkauf … Und später, am Flughafen, fand ich dann per Zufall noch die passende Handtasche.Am Nachmittag brachten wir unsere Beute zurück ins Hotel, Jris, der es immer noch nicht wirklich gut ging, legte sich etwas hin, bevor wir uns umzogen.

Louis C. Jacob

Schnell wurd klar, dass Jris das Gourme-Dîner wohl kaum würde geniessen können: Bereits die Anfahrt zum  wurde für sie sehr anstrengend. Ich hatte eine Busroute gewählt, damit wir die Szenerie entlang der Elbchaussee geniessen konnten, aber die ruppige Fahrweise passten Jris Innereien ganz und gar nicht. Der geplante Spaziergang fiel entsprechend aus, wir setzten uns ins Kaminzimmer, Jris erhiel diesmal Ingwerlimonade – und ich meinen ersten Bruichladdich Quadruple! Robin Laing hatte über diesen einzigartigen Whisky schon mehrmals geschrieben und gesungen, ich war entsprechend gespannt – und wurde nicht enttäuscht!

Natürlich nutzte ich die Gelegenheit, um mich im Hotel umzusehen und Fotos zu schiessen, stand dieses Haus doch seit gut 10 Jahren auf meiner Bucket List; genauer geesagt, seit ich WorldClass texten durfte.  Vor dem Essen informierte ich den Chef de Service über Jris Probleme – und sie erhielt eine sensationelle, speziell auf sie zugeschnittene Betreuung. Sehr respektvoll, extrem professionell und kompetent. Selbst der Gruss aus der Küche wurde für sie angepasst: Statt Frischkäse erhielt sie zum Kaviar Sojajoghurt, was sie erst irritierte – sich aber als erstaunlich passend erwies.

Das Zwei-Sterne-Restaurant serviert abends einen Sechsgänger, der aber auch als Fünf- oder Viergänger genossen werden kann. In Anbetracht der Situation entschied ich mich aber für Vorspeise und Hauptgang à la carte: Kalbskopf & Flusskrebse, mit Krustentierschaum, Gurke und Meerrettich; dann Bretonische Makrele, auf der Haut gegrillt, mit Tomatenmarmelade, Couscous, und griechischem Joghurt. Für Jris gab’s ein Consommé und Filet vom Nordsee-Steinbutt, Champagner Beurre Blanc (nur ein Löffelchen, obschon sie sagte, da könnte man sich reinlegen …) überbackener Lauch und Kartoffelschnee.

Florian, der überraschend junge Weinsommelier, beriet mich extrem kompetent und liess mich für den Hauptgang sogar zwei Weine probieren, da ich zu Beginn erwähnt hatte, dass ich eigentlich lieber Rotwein trinke. Und ja, Pinot Noir passt zu Makrele 🙂

Dessert liessen wir aus, auch wenn die Friandises verlockend aussahen. Nach dem Kaffee liessen wir uns per Taxi ins Hotel zurückfahren.  Restaurant und auch die Weinstube über die Gasse sind aber auf jeden Fall eine Reise wert!

Die Rückreise verlief dann leider etwas harzig: Erst standen wir fast eine halbe Stunde im vollgepferchten Zug, weil offenbar Leute auf den Gleisen waren.  Was für Jris mit ihrer unterdessen doch recht schwer gewordenen Tasche sehr anstrengend war, und auch mein Knie fand das nicht ganz so lustig. Dann hiess es: Raus aus dem Zug – fährt bis auf Weiteres nicht. Taxiplatz fanden wir, aber kein Taxi und keine Telefonnummer. Also rüber zum Busbahnhof. Die Busfahrt bis zur ersten S-Bahnstation erwies sich als lange und sehr, sehr ruppig. Zum Glück hatten wir genügend Zeit eingeplant, so dass wir rechtzeitig am Flughafen waren und sogar noch Zeit für etwas Shopping und Kaffee hatten.

Die Landung in Zürich war sogar etwas früher als geplant, so dass Jris einen direkten Zug nach Arth Goldau erwischte – und auch ich landete eine Stunde früher als geplant bei Pumuckel, der die Abwesenheit sehr gut überlebt hat, aber natürlich Streicheleinheiten und Leckerli einforderte.

Hier die Inpressionen unserer Reise: