Nichtstun in Thun

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Diese Woche besuchte ich einen meiner ältesten Freunde in Thun. Mel wohnt seit über 20 Jahren an schönster Lage, mit Blick aufs Schloss. Aber er war definitiv schon öfter bei uns im Flecken als ich in seiner Stadt. Wenn ich mal in Thun war, dann zu einem bestimmten Anlass, der meine Zeit absorbierte. Dieses Wochenende war anders: Mel und ich wollten einfach ein gemeinsames Wochenende verbringen. Und hatten überhaupt nichts geplant, sondern entschieden einfach nach Lust und Laune und Vorsehung, was wir – ausser ausgiebig quatschen und gemeinsam fein essen – unternehmen würden.

Ich reiste am Freitagabend an, in einem übervollen Zug, in dem ich mich dank Easy Ride unkompliziert in die erste Klasse retten konnte. Dass ich keine Getränke mitgenommen hatte, weil ich naiverweise auf den Speisewagen spekuliert hatte, war ärgerlich, aber sollte mir die Laune nicht verderben. Und war dann auch kein Problem: Kurz nach Olten kam ein sehr freundlicher Kellner aus dem Speisewagen und nahm Bestellungen auf.

Kurz vor Thun sah es aus, als ob es regnen würde, und ich kramte meinen Regenschirm hervor. Gebraucht habe ich ihn dann doch nicht: Mel, seinerseits mit Regenschirm bewaffnet, holte mich ab, aber wir beide kamen trockenen Fusses ans Ziel. Nach einem feinen Apéro servierte Mel einen knackigen Salat und eine selbstgemachte Cholera. Sehr fein! Wir unterhielten und bis spät in die Nacht, im Wissen, dass wir am Morgen ausschlafen konnten – in einem katzenlosen Haushalt ist das ja durchaus eine Option.

Am Morgen gönnten wir uns ein gemütliches Frühstück und wollten dann kurz einkaufen gehen. Ging dann allerdings etwas länger …

Thun hat einen wunderschönen Wochenmarkt!

Und der liegt direkt vor Mels Hauseingang. Die Auswahl ist gross, an vielen Ständen gibt es regionale Köstlichkeiten zu kaufen und zu probieren. Das «Nur kurz ein paar leere Fläschchen zurückgeben» bei einem Stand wurde deshalb zu einem ersten Höhepunkt des Tages: Der Thuner Olivenbauer ist ein Mensch jener Sorte, die mich immer wieder begeistern: Einer, der für seinen Beruf brennt. Was im Fall von Herrn Wenger insofern nur bedingt stimmt, dass er eigentlich Automechaniker gelernt hat. Seit Jahren baut er nun eigenes Olivenöl in Spanien an und steht jeden Mittwoch und Samstag am Marktstand, wo er neben Olivenöl auch eine riesige Auswahl an speziellen Balsamico und weitere Spezialitäten anbieten. Mel kennt die meisten davon schon, aber wir durften uns querbeet durchprobieren, und ich sage euch: Wenn ihr je in Thun seid, besucht Herrn Wenger am Markt oder in seinem Laden. Der ist auch eine Fundgrube für wunderschöne Geschenke, die garantiert keinen Staub ansetzen. Zum Glück hatte Mel 2 Taschen dabei, ich war ja völlig unvorbereitet, denn natürlich konnte auch ich nicht widerstehen 🙂

Weiter ging’s vorbei an malerischen Ständen, mehr oder weniger gut spielenden und singenden Strassenkünstlerinnen und -Künstlern, zu einer der kleinsten Gelaterias, die ich je gesehen habe: La Favolosa. Hier genossen wir herrlich cremiges Eis – und Mel fand heraus, dass die auch spezielle Boxen anbieten, so dass man 450 oder 900 ml bequem nach Hause nehmen kann, als feines Dessert für Besuch.

Der nächste Stopp war der Käsekeller: Die Auswahl an Käsen aus der Region, aber auch an Spezialitäten von weiter weg, ist beachtlich. Und die Bedienung extrem kompetent. Da drin würde ich ein Vermögen liegen lassen, würde ich in Thun wohnen. Wobei auch das nicht zwingend nötig ist: Die haben einen Online-Shop. Kurz einen Blick reingeworfen. jede Menge Racltettkäsevarianten entdeckt, nun fantasiere ich von Winterznacht mit Walliser Röteln – help!

Nur wenige Meter weiter zeigte mir Mel ein weiteres Paradies: Vanderheijden Spirituosen. Ein Blick auf deren Website lohnt sich – Insbesondere auch auf die Geschichte. Natürlich landete ich relativ schnell bei der Sektion Whisky, und was der hier alleine im Bereich Highland und Islands (meinen Favoriten) bietet, ist beachtlich. Und das Beste: Viele Flaschen hat er offen, sprich: Mel und ich durften wieder degustieren. Und ja, Mels Tasche kam erneut zum Einsatz 🙂

Der nächste Stopp war der eigentliche Grund für unseren Einkaufsbummel: Bei der Metzgerei Muster wollten wir Lammfleisch holen, für ein feines Lamm-Aprikosen-Curry zum Znacht. Erhielten wir auch, perfekt geschnitten. Dazu noch selber gemachtes Indianerfleisch und Knabberstengeli. Beeindruckt hat mich auch deren Wagyu-Fleisch.

Ein kleiner Abstecher in den benachbarten Coop brachte uns den gewünschten Kochwein in die Tasche – und verhalf zu einem Einblick in die lokale Bierbraukunst.

Zurück in Mels Wohnung legten wir die Aprikosen in den Wein ein, gönnten uns einen weiteren Kaffee und brachen dann zu einem Spaziergang auf. Wetterbedingt nicht zu weit, damit wir bei Bedarf jederzeit unterstehen konnten. Aber auch, weil ich unbedingt auf das Riesenrad wollte, das mich seit meiner Ankunft in Thun reizte. Von da oben musste es wunderschöne Fotos geben. Spoiler Alert: Tut es! Siehe Slideshow im Anschluss.

Und weil das Wetter stabil blieb, fuhren wir danach mit dem Lift hoch zum Schloss. Ins Hotel rein gingen wir nicht, obschon auch das gemäss Mel sehr sehenswert ist. Die Website ist jedenfalls sehr vielversprechend: Schlossberg Thun. Das Restaurant, den Weinkeller und die Terrasse besichtigten wir aber, und ich freute mich auch hier über den Eifer der Leute, die hier arbeiten und sichtlich stolz sind auf «ihr» Hotel. Der anschliessende Museumsbesuch bot, neben vielen Treppen und reichlich Geschichte, wunderbare Aussichten auf die Stadt und die umliegende Landschaft, die sich immer sonniger präsentierte, so dass wir im Schlosshof anschliessend eine gemütliche Kaffeepause einlegen konnten. Eine Reisegruppe aus Glasgow (25 Jahre Celtic Supporter) brachte einen unverhofften, aber irgendwie schönen Heimwehanflug ins Spiel.

Zurück im Bälliz kochten wir gemeinsam, was wir schon sehr lange nicht mehr gemacht hatten, und genossen auf der überraschend warmen und sonnigen Terrasse unseren Apéro, während das Lammcurry vor sich hinbrutzelte. Hint: Prosecco mit einem Spritzer Mojito-Balsamico von Wenger und etwas frischer Minze gibt einen erfrischenden Sommredrink! Bei einem feinen Whisky liessen wir den Abend ausklingen.

Der Sonntagmorgen begann, wie geplant, später als sonst und geruhsam: Ich stand kurz nach halb neuen auf, holte mir einen Kaffee und begann, meine Fotos zu bearbeiten, mit wunderschöner Sicht aufs Schloss. Nach dem Frühstück ging’s zurück nach Zurzach. Fortsetzung ist aber absehbar …

 

 

Ein Gedanke zu „Nichtstun in Thun“

  1. Thun kenne ich rein persönlich nur als Zwischenstation für eine Schifffahrt und von einigen Militäreinsätzen. Schloss kenne ich nur von einem kurzen Besuch, weniger wegen des Schlosses und Hotel sondern für das Panorama mit Weitblick auf See.

    Daddy

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