Leben mit speziellen Katzen
Jeder Katzenbesitzerin bzw. jeder Katzenbutler wird es bestätigen: Jede Katze ist speziell! Und die eigene sowieso! Spannend finde ich persönlich immer, wie Tiere, die einen schlechten Start im Leben hatten, bei geduldiger und liebevoller Betreuung auftauen – und doch ihren eigenen, von der Herkunft geprägten Charakter behalten. Heute ist mir dies einmal mehr bewusst geworden – und zwar am Umgang mit «Leckerli»:
Pumuckel war ursprünglich eine Strassenkatze, er landete mehrmals in den Futterfallen, in der die Katzen eingefangen wurden, damit sie kastriert werden konnten. Auch heute noch steckt diese Strassenkatze in ihm, die nicht weiss, ob es genug zu fressen gibt – oder wann es die nächste Mahlzeit gibt. Essen, das herumsteht, wird grundsätzlich stiebitzt, völlig unabhängig davon, ob er Hunger hat oder ob es etwas ist, was ihm schmeckt. Pumuckel bettelt mehrmals täglich nach Leckerli, erhält diese morgens und abends auch, dazwischen eher selten, weil ich auf sein Gewicht achten muss. Pus erster Gang am Morgen, kaum bin ich wach, ist auf den Katzenbaum: Da wirft er sich in Pose und verkündet lautstark, wie ausgehungert er sei – was um einiges glaubwürdiger wäre, wenn er dabei nicht so eine unbändige Energie bewiese und / oder vorher wenigstens sein Schälchen leer gefressen hätte. Seine Not ist so gross, dass er es kaum erwarten mag, bis man die Stängelchen ausgepackt hat. Wenn ich mich zu dämlich anstelle, beisst er schon mal in die Folie – oder in meinen Finger. Er kaut nicht, er schlingt – und versucht immer, noch eine Zugabe zu erhalten.
Calimera ist eine Schrottplatzkatze. Hunger scheint für sie kein Problem gewesen zu sein. Sie frisst zwar, was ich ihr hinstelle, bettelt aber zwischendurch nie um Futter und hat bis jetzt nie Essen stiebitzt. Dafür klaut sie sonst alles, was nicht niet- und nagelfest ist: Socken, Unterwäsche, Brille, Kugelschreiber, Papier, Karton, Medikamente (!) … Seit ich gesehen habe, dass sie auch Dinge aus meinen Papierkörben angelt, bin ich extrem vorsichtig, was ich da reinwerfe. Ich habe jetzt extra 3 Treteimer mit Deckel bestellt, weil ich Angst habe, dass sie bei ihren Raubzügen etwas zwischen die Zähne kriegt, was ihr nicht bekommt.
Sie ist enorm verspielt und hat einen grossen Jagdtrieb. Sie malträtiert ihre Spielzeugmäuse und andere Dinge, die sie zu Jagdobjekten erkürt, mit grosser Agilität und Ausdauer. Immer wieder versucht sie auch Pumuckel und / oder mich in ihre Spiele einzubeziehen – man merkt gut, dass sie Teil einer Gruppe war. Wenn sie bettelt, dann um Streicheleinheiten – und das mehrmals am Tag. Sie scheint einen riesigen Nachholbedarf zu haben und nutzt jede Gelegenheit, sich von mir streicheln und kraulen zu lassen.
Wenn Pu am Morgen als erstes zu Fressen will, stellt sie sich mir in den Weg und will gestreichelt werden. Falls Pu sich zu aufdringlich durchsetzt, folgt sie uns nach ins Büro, akzeptiert, dass er seine Leckerli kriegt – aber dann ist sie dran! Wenn ich die Futternäpfe auffülle, schlingt Pu sein Fressen möglichst schnell hinunter und versucht dann, auch jenes von Cali zu klauen. Am Anfang hat sie sich gar nicht gewehrt, jetzt schubst sie ihn irgendwann weg, wenn es ihr zu bunt wird. Trotzdem holt sie sich lieber erst ein paar Streicheleinheiten, bevor sie selber zu fressen beginnt – sie vertraut darauf, dass es schon genug für beide haben wird.
Ich habe mir, seit Calimera sich hinter ihrer Saune hervortraut, angewöhnt, ihr immer auch ein Leckerli zuzuwerfen, wenn Pu eins erhält. Wochenlang hat sie darauf gar nicht reagiert – Pu hat das dann einfach jeweils als Dessert gefressen. In letzter Zeit merke ich aber, dass sie sich ebenso wie Pu auf die Leckerli-Zeremonie freut: Nicht, weil sie das Ding unbedingt fressen will (obschon das im Einzelfall vorkommen kann), sondern weil das für sie der Auftakt zum Spielen ist. Sie versucht das Ding aufzufangen, spielt Hockey damit und verteidigt es, wenn Pu mit seinen fertig ist und den Nachtisch holen will. Auch hier merkt man ihr aber an, dass es gar nicht so sehr ums Fressen geht – sie will einfach spielen!
Deshalb habe ich jetzt für extra für sie Rolling-Snacks gekauft – eine Art essbare Murmeln, mit Joghurt und Vitaminen. Da geht die Post ab!
Na ja, dass Schrottplatzkatzen mehr Spass haben, wissen wir ja, spätestens seit Andrew Lloyd Webber uns dies präsentiert hat: