Das Frühstück mit Antje und Armin verlief wiederum sehr fröhlich. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt, über die Wise Guys und darüber, wie ihr Border Collie Doppelbürger wurde: Bei der Einfahrt nach Irland konnte der Grenzbeamte den Chip nicht lesen, also mussten die beiden zu einem nahe gelegenen Tierarzt fahren, der einen 24-Stunden-Betrieb führt. Der Hund war korrekt geimpft, gegen Zecken und alles mögliche geschützt, auch der Chip war eigentlich implantierte, aber offenbar defekt. Erst wollte der Tierarzt einfach einen neuen Chip einpflanzen und die entsprechende Kontrollnummer in den deutschen Tierpass kleben, aber Antje hatte Bedenken, dass das auffallen würde, weil sie ja wieder am genau gleichen Ort, vielleicht beim gleichen Beamten durchkommen mussten. Also stellte der Arzt dem Tier kurzerhand einen neuen Pass aus, übertrug die Impfinformationen und klebte die neue Chipnummer ein … Seither ist das Vieh deutsch-englischer Doppelbürger.
Kurz vor halb 11 verabschiedeten wir uns und starteten zur letzten Etappe. Da das Wetter trocken, wenn auch grau war, entschieden wir uns, über den Healy-Pass zu fahren und doch noch den Abstecher in den Garten zu machen, den Therese uns empfohlen hatte. Nach etwa 2/3 der Strecke erreichten wir einen Aussichtspunkt und besichtigten ein Cottage samt Park: Molly Gallivan war offenbar eine rührige Geschäftsfrau, die ihr Einkommen aus der Farm mit selbstgebranntem Whisky aufbesserte. Die Brennerei, unschuldig als Regenfässer getarnt, steht heute noch hinter dem Haus … Zur Anlage gehört die alte Farm mit allerlei Viehzeug, wovon das Geflügel und das Schwein besonders anhänglich sind. Wir mussten uns ihrer ziemlich entschieden erwehren!
Im Shop wird lokales Handwerk verkauft, unter anderem sensationelles Strickzeug – auch in Baumwolle (als ich das 1983 in Schottland verlangte, hat man mich fast gesteinigt …)
Das Gottvertrauen haben die aber offenbar: Die können locker auf einer Strasse, die mit 100 befahren werden darf, eins Schild hinstellen: Achtung, Kinder!
Ein Abstecher zu einer Pottery verläuft sehr sumpfig, aber ergebnislos: Hier wird nicht getöpfert, sondern nur verkauft …
Immerhin: Ein paar Fotos gib’ts auch.
Irgendwann sehe ich einen Wegweiser, Blarney Castle. Das Ding haben wir auf dem Hinweg verpasst, waren stattdessen im Gartencenter gelandet … Aber auch heute haben wir kein Glück: Die Wegweiser verschwinden plötzlich, und dann ist schon Cork angeschrieben. Also suchen wir das B&B Oaklands, in dem wir übernachten sollen. Es liegt recht zentral, ist aber gemäss Navi nur etwa 20 Minuten vom Flughafen entfernt – allerdings dürfte dann bereits der Arbeitsverkehr eingesetzt haben. Mal fragen, ob wir Ellen beschwatzen können, dass wir das Frühstück schon vor halb neun kriegen …
In den ausgelegten Infos lesen wir, dass Blarney Castle vor allem bekannt ist wegen des Blarney Stone: Wer diesen, kopfüber küsst, soll mit der Gabe der Eloquenz gesegnet werden. Kein Wunder, hat das Universum meinen Besuch verhindert!
Also machen wir es uns im Wohnzimmer des B&B gemütlich, bei Tee, Kaffee, Keksen und einem Buch …
Abends gehen wir nochmals raus und suchen uns etwas zu essen. Die Strasse ist recht trostlos, viele Läden und einige Pubs sind offenbar schon längere Zeit geschlossen und wirken im einsetzenden Regen noch armseliger. Das erste offene Pub nehmen wir, denn so macht es keinen Spass, rumzuspazieren. Gemäss Menükarte servieren die den ganzen Tag leckere Pies – und sie versprechen echt nicht zu viel! Wir verkrümeln uns ins etwas ruhigere Hinterzimmer und lassen es uns gut gehen.
Zurück im B&B gibt es ausnahmsweise kurz nach 9 Uhr Nachtruhe – wir sind ziemlich k.o. War aber auch klug – denn kurz vor sechs trampelte über uns eine Horde Elefanten, neben uns liess jemand Badewasser ein, durch Leitungen, die offenbar sehr verkalkt waren, und unmittelbar vor dem Fenster brausten Lastwagen durch. Nicht gerade eine Oase der Ruhe, aber nahe beim Flughafen …
Unsere Rumpelkiste haben wir inzwischen abgegeben, Fran dürfte jetzt bereits in der Luft sein, ich bin im Fota Island Hotel und warte darauf, dass mein Zimmer freigegeben wird.
Dir würde es hier definitiv gefallen, Daddy! Viel zu sehen und zu fotografieren, sehr freundliche Menschen und gutes Essen!
Ja, ich glaube Irland ist eine Reise wert! Geniesst noch den Rest Eures Aufenthaltes, bevor die “Pflicht” wieder ruft.
Liebe Grüsse
Papi
Liebe Lovey, liebe Franziska!
Wir haben unseren Bus zurück! Morgen machen wir uns schön langsam auf den Weg nach Dublin. Die Wetteraussichten sind nicht so toll und ich bin wohl auch erst wieder richtig entspannt, wenn wir den Kontinent erreicht haben!! Es war klasse, Euch kennengelernt zu haben! Uns erreichst Du unter aroscher@t-online.de. Franziska, gute Heimreise! Lovey, einen spannenden Kongress und “let’s keep in touch”
Ganz herzliche Grüsse senden Antje und Armin