Knierevision

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Etwas nervös war ich ja schon, als ich am 13.1.2025 in die Schulthessklinik ging. Von daher passte es auch gut, dass die mich schon um 06:50 dahaben wollten. So ungern ich sonst um 4 Uhr aufstehe – wach war ich sowieso. Und mit dem ersten Zug, 05:03 via Baden, kam ich nur leicht zu früh an.

Auf dem Zimmer erhielt ich ein sexy Nachtkleid, rutschsichere Socken, einen Bademantel und einen Permanent-Marker, mit dem ich das zu operierende Knie mit JA markieren durfte. Kurz überlegte ich mir, aufs andere NEIN zu schreiben, aber man will ja nicht übertreiben.

Dann hiess es erst wieder warten. Kurz vor 9 durfte ich zu Fuss runtergehen, zur Vorbereitung auf die Narkose und zum Legen des Schmerzkatheters, vor dem ich mich stark fürchtete. Ich bin ja an sich eine Mimose, und da ich diesbezüglich sehr schlechte Erfahrungen gemacht habe, habe ich die Leute vorgewarnt. Und die haben das sowas von super gemacht!

Frau Dr. Süss (ich hoffe, ich habe das korrekt gespeichert) hat mir ein Wärmepaket besorgt, was sich günstig auf die Mastzellen auswirken sollte; dann, hat sie innert kürzester Zeit ein Thema gefunden, dass mir ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert hat und hat sich mit mir darüber unterhalten, während sie mit Ultraschall den Nerv suchte, unterstützt von einer zweiten Person. Eine liebevolle Assistenzärztin betätigte sich als mein persönlicher Schutzengel, hielt Pfötchen, lobte mich und munterte mich auf. Beide versicherten mir, dass ich nicht überempfindlich oder schwierig sei, und dass ich mich für meine Bedürfnisse nicht zu entschuldigen brauche. Es sei gut, dass ich ihnen das sage.

Dann kriegte ich eine erste Dosis “Was kostet die Welt” – nicht genug, dass ich wegtrat, weil sie ja meine Reaktionen sehen und spüren mussten, aber genug, dass ich still hielt.

Als alles dort sass, wo es sein sollte, schickten sie mich schlafen.

Ein netter junger Mann begrüsste mich, für mein Empfinden kurz danach, und meinte, es sei alles gut gegangen. Ich war völlig schmerzfrei, dank Schmerzkatheter, und sofort völlig wach – nicht verwirrt und nicht weinerlich, wie es bei auch schon war. Auf dem Weg in den Aufwachraum sah ich die Uhrzeit: 13:40. Also nichts mit kurz. Was dafür sprach, dass halt doch nicht nur die obere Prothese ausgetauscht worden war (die Chance lag bei ca. 75 %).

Die Fachfrau fragte mich, mit Blick auf meinen Namen, ob sie mit mir deutsch oder Englisch sprechen soll. Ich erklärte, dass Deutsch meine Muttersprache sei, aber dass ich Englisch spreche, wenn ich emotional werde. Stellte sich heraus, dass ich in der Narkose offenbar englisch gesprochen hatte …

Blutdruck, Puls und Sauerstoff waren super, so dass letzter gleich schon wegkam. Man würde mich noch eine Stunde oder so unten behalten, aber danach könne ich aufs Zimmer gehen. Ich sei eine Easy Patientin. Ob ich noch einen Wunsch hätte? Ich: Nein, alles gut. Sie: Vielleicht einen Kaffee? Mein begeistertes “Ja, bitte”! entlockte auch der Nachbarskoje ein Lachen. Ich bin und bleibe eine Kaffeetante! Und ein beruhigendes Foto gab das auch, für alle, die mir die Daumen gedrückt hatten.

Zurück auf dem Zimmer erhielt ich ein kleines Café Complet, als Ersatz für das ausgefallene Frühstück und Mittagessen. Abends begnügte ich mich dann mit etwas Salat und einem Spiegelei.

Eine erste Mobilisation durch die Physio war erfolgreich, zu meiner grossen Überraschung. Wir kamen zwar nicht weit, aber, weg vom Bett, mit dem Rolls Royce mit den Unterarmstützen. Auch hier war ich sehr dankbar, dass die Leute sich nicht lustig machten über die Kapriolen meines vegetativen Nervensystems, im Gegenteil: Einer der beiden meinte, er sei einmal zusammengeklappt, als er sich den Zehen gestossen hatte.

Mir wurde am Abend im Bett bewusst, dass ich diesmal vieles anders gemacht hatte: Nicht versucht hatte, mich zusammenzureissen, kein Drama zu machen, keine Bürde zu sein – und dass es mir unter dem Strich viel besser ging damit. Und dem Betreuungsteam offenbar auch.

Gegen Abend kam Dr. Baumann zu mir, und seinen OP-Bericht erhielt ich auch gleich zugeschickt. Einmal mehr stiessen sie bei der OP auf Überraschungen, die sie erst abtragen mussten, und die Bänder, die schon beim letzten Mal gekürzt wurden, waren jetzt total instabil. So mussten dann doch die obere und die untere Prothese ersetzt werden, wobei eine Rotating-Hinch-Prothese genutzt wurde. Vorteil: Ich darf von Anfang an voll belasten  – das heisst, wenn der Muskel dann wach ist und der Schmerzkatheter entfernt ist. Und ich sollte eine bessere Biegung erreichen. 90 ° sollten möglich sein – und damit auch wieder Velofahren. YESSS!

Geschlafen habe ich nicht so toll: Ich hatte zwar keine Schmerzen, aber konnte nicht auf der Seite liegen. Und die Geräte meiner Zimmernachbarin piepsten jede Stunde, was trotz Ohrstöpseln nicht zu überhören war. Zwischen 4 und 5 schien der Vollmond ins Zimmer, das war schön.

Physio kam nach dem Frühstück, aber diesmal mussten wir die Mobilisierung recht schnell abbrechen. Ich hatte mich zu stark auf dem rechten Fuss gestützt, wo der Muskel halt noch schläft, und bin eingeknickt. Wir werden es weiter probieren!

Blasenkatheter und Infusion sind weg, ich durfte mich am Bettrand waschen und mein eigenes Nachthemd anziehen, da fühlt man sich doch gleich wieder besser. Danach gab es eine Stunde Kinetische Schiene, mit Winkel 60 °, zum Anfang. Ich schreibe hier auch am Bettrand, und es geht mehrheitlich gut. Musste zwischendurch Pause machen. Aber auch dafür hat es ja hier Raum.

Mittagessen war sehr fein: Salat, Lammhuft, Rüebli und Erbsli.

Fortsetzung folgt 🙂

 

Ein Gedanke zu „Knierevision“

  1. Ende gut – alles gut! Hast Dich tapfer dem Schicksal ergeben- Bei dieser Betreuung kommt sicher in kurzer Zeit alles gut.

    Daddy

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