Mit dem Fun-Train unterwegs
Bis Mitternacht war es gestern doch recht laut – ein paar Engländerinnen machten hier auf Party und liessen sich auch von den Besitzern nicht bremsen. Kurz vor vier flippten ein paar Hunde aus (was gemäss Tripadviser immer mal wieder vorkommt, da hier in der Nähe eine Zucht oder was ähnliches ist), kurz vor 6 klang es, als ob jemand mitsamt einer Maschine die Treppe runtergepurzelt war, dann war wieder herrlich ruhig, nur die Vögel begannen zu zwitschern. Da ich nicht die einzige bin, die sich am Morgen gerne bedienen lässt, gibt es ein kleines Frühstücksbuffet im Hauptgebäude – mit einer erstaunlich grossen Auswahl. Frisch gestärkt – und mit ein paar Tipps von Gillian, die leider morgen abreist – machte ich mich anschliessend auf den Weg nach Laganas, bepackt mit Badesachen und Kamera. Kurz nach halb 10 war es bereits 26 Grad warm, so dass ich bereits nach 30 min einen ersten Kurzstopp einlegte, um Wasser zu kaufen.
Nach knapp 50 min war ich am Meer. Der Weg dahin ist als Ganzes nicht wirklich schön: Eine holprige Strasse, grösstenteils mit Trottoir, gesäumt von kleinen Hotel- und Apartmentsgebäuden, Bars, Clubs etc. Richtig schöne Tavernen hats nur wenige, ein paar sehr stilvolle Häuser stechen heraus. Dafür grünt und blüht es, dass es eine Pracht ist! Die Saison hat gemäss Aussagen des Paradise-Wirtes noch nicht richtig begonnen, für Donnerstag seien aber ein paar volle Flüge gemeldet. Die Gäste – vorwiegend Engländer – kommen erst gegen Mittag raus. Wenn ich so sehe, welche Angebote die zahlreichen Bars und Pubs hier habe, vermute ich mal, dass die meisten davon verkatert sind: 1 Shot 50 Cents, 4 Stunden all you can eat and drink 25 Euro … Da bin ich erst recht froh, wohne ich etwas abgelegen!
Ich sammle ein paar Broschüren ein, für Bootsausflüge, und freue mich, wie freundlich und gastfreundlich die Anbieter hier sind – nicht aufdringlich, sondern wirklich hilfsbereit. Eine schildert mir die Vorzüge eines Bootes, das Grösste hier in Laganas. Als ich sie unterbreche, das sei in dem Fall nichts für mich, ich sei sehr lärmempfindlich und ertrage nur wenige Menschen aufs Mal, nimmt sie die Broschüre zurück und zeigt mir, welcher Anbieter in dem Fall für mich geeigneter sei. Habe jetzt dessen Broschüre und schaue mir das in Ruhe an. Kein Vergleich mit Malta!
Um 11 Uhr startet der Fun Train zu einem 2-stündigen Ausflug rund um Laganas, Ich finde, das ist eine hervorragende Art, mir einen ersten Eindruck meines Ferienortes zu verschaffen. Die Zeit reicht gerade noch für einen Kaffee – der hier übrigens einiges teurer ist als Alkohol, aber für unsere Verhältnisse immer noch günstig. Ich habe einen tollen Platz im Zug, vorne rechts hinter dem Fahrer – perfekt zum Fotografieren. Wir fahren erst der Küste entlang, durch ein kleine Dorf, und besuchen eine Töpferin. Obschon Zakynthos sehr viel eigenen Lehm hat, arbeitet sie vorwiegend mit deutschem und italienischem, den sie mit bis zu 1080 Grad brennen kann – damit werden die Gefässe spülmaschinenfest und teilweise sogar mikrowellen-geeignet. Der hiesige, rote Lehm liesse sich nur bei sehr viel tieferen Temperaturen brennen. Die ausgestellte Ware ist schön, aber nicht wirklich einzigartig – Touristenfutter halt.
Weiter geht die Fahrt, vorbei an zahlreichen Olivenbäumen. Hier auf Zante gibt es über 2 Millionen davon, das Durchschnittsalter liege bei 500 Jahren. Der älteste ist über 2000 Jahre alt – die eher schmächtigen, an denen wir vorbei fahren, knapp 90. Über 80% der Familien haben hier eigene Olivenbäume. Das Öl wird teilweise selber gepresst, das Meiste aber wird durch eine Fabrik verarbeitet, die wir besuchen. Bis um 1900 wurden hier steinerne Mühlräder und Holzpressen verwendet, angetrieben von Eseln. Bis 1935 gab’s dann Metallpressen, die aber immer noch von Eseln oder Menschen angetrieben wurden. Damit es weniger anstrengend war, wurde heiss gepresst – will heissen, die Oliven wurden mit kochendem Wasser übergossen. Diese Ölqualität war aber schlechter als die heutige, kalt gepresste. Ab ca. 1956 kamen Hydraulikpumpen zum Einsatz, seit 2008 werden moderne Zentrifugalpressen benutzt. Die Fabrik verarbeitet die Oliven der Insel, ohne sie zu kaufen: Jede Familie kriegt eine eigene Einheit zur Verarbeitung und kann am Schluss das Öl beziehen und selber nutzen oder verkaufen, an die Fabrik verkaufen oder hier einlagern und zu einem späteren Zeitpunkt (wenn der Preis besser ist) verkaufen. Aus 5-6 Kilo Oliven kann man 1 Liter Öl machen, als “Abfallprodukte” entstehen Olivenseife und Pellets, die später wieder für den Antrieb der Maschinen verfeuert werden. Die Arbeit der Fabrik wird mit einem Anteil von 10% des fertigen Öls bezahlt, dieses kann im Fabrikladen gekauft werden – nature, mit Orangen, Zitronen oder Knoblauch. Natürlich dürfen wir probieren – und einkaufen. Schmeckt fein!
Bevor wir weiter fahren, gibt’s ein Gläschen Weisswein und / oder Wasser. Dann geht’s, vorbei an weiteren Olivenbäumen, wieder runter, Richtung Meer. Welch grossen Stellenwert die Olivenbäume hier haben, zeigt sich bei Gebäuden und Mauern – diese werden UM die Bäume herum angelegt. Dazwischen gibt es kleinere Weinberge, Felder mit Mais, ein paar Gärten, Ziegengehege, Tomatentreibhäuser und Obstbäume. Kurz vor dem Abschluss der Tour bietet die Reiseleiterin und wunderbare Aprikosen an. Die ganze Tour, inkl. Degustation, gab’s übrigens für 10 Euro – da kann frau echt nicht meckern!
Im Anschluss an die Tour spazierte ich dem Strand entlang und suchte mir eine Taverne, die einigermassen einheimisch aussah und keine laute Musik spielte (ganz ohne Musik geht hier offenbar gar nichts). Ich gönnte mir ein Frappe Glyko – einen eiskalten, süssen Kaffee und durfte dann meine Sachen der Bedienung anvertrauen, damit ich ungestört Schwimmen gehen konnte. Der Einstieg ins Meer ist hier sehr flach, so dass das Wasser ausgesprochen warm ist – und trotz mittlerweile 34 Grad nur wenig Abkühlung bietet. Erst wenn man weiter draussen ist, wo das Wasser bis zur Brust reicht, kühlt es etwas ab. Das Wasser ist glasklar – was wiederum für den bereits angesprochenen Bootsausflug spricht. Die Bedingungen, um Schildkröten zu beobachten und schnorcheln zu gehen, scheinen mir ideal.
Doch für heute war ich aktiv genug – schliesslich habe ich ja wieder ca. 50 Minuten, um mein Hotel zu erreichen. Es wurden dann fast 2 Stunden, weil ich nach etwas 2/3 des Weges im Paradise abstieg und einen griechischen Salat genoss. In fast allen Lokalen gibt es hier Gratis-WLAN – meist nicht sehr schnell oder stabil, aber immerhin … Dass es zwischendurch zu Doppelpostings auf Facebook oder Twitter kommt, liegt daran, dass ich teilweise Fehlermeldungen kriege – der Post aber dennoch durch geht. Ignoriert das einfach, ok?
Das beste Netz habe ich lustigerweise auf meinem Balkon, obschon die Leute vom Hotel behaupten, WLAN gäbe es nur an der Bar. Offenbar steigen die Wellen 🙂 Die Bilder muss ich allerdings verkleinern, sonst kriege ich die nie hoch.
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