Workshops zu unterschiedlichsten Themen …
… prägten den Vormittag von Tag 2: von Crowdfunding über Digital Agenda zu Pflanzen, die Musik machen, war alles dabei. Ich entschied mich für The Secret Language of Shape and Taste.
Der Einfluss von Formen auf unsere Wahrnehmung
Chris Solarksi hatte ich am Vortag schon beim Improv-Theater kennengelernt. Er liess uns zuerst mit Holzstücken erfühlen und dann im Raum erleben wie wir die Grundformen Kreis/Kugel, Quadtrat/Würfel und Dreieck/Prisma wahrnehmen und welchen Einfluss dies auf die Körperspannung hat. Anschliessend zeigte er uns, wie die Grundform von Game-Figuren deren Charakter formt bzw. widerspiegelt: rund ist harmonisch / gut / freundlich. Dreieckig ist aggressiv/ böse / kämpferisch. Quadratisch oder rechteckig ist irgendwo dazwischen.
Soraia Binzagr präsentierte ihren Teil des Workshops ausgesprochen verführerisch – mit einem Display aus 22 verschiedenen Schoggisorten! Nach einer kurzen Einführung – welche Aromen sind eher rund, welche Spitz, welche quadratisch – durften wir herumspielen: Welche Schoggi weckt welche Gefühle? Warum? Ich hatte teilweise Mühe, das rein geschmackliche Erleben von der Textur zu unterscheiden: Knusperstückchen sind ja immer spitz, egal, wie rund das Aroma ist, in dem sie sich befinden … Aber da wir ja ohnehin im Leben selten reine Emotionen empfinden, schob ich das beiseite. Immerhin weiss ich jetzt, welches die perfekte passiv-aggressive Schoggi ist, die ich verschenken kann (und ihr dürft gerne raten!).
Mein Fazit:
Abgesehen davon, dass mich der Workshop faszinierte, kann ich das Gelernte anwenden bei der Wahl von Schriften oder der Form von Shape-Mailings.
Verpasst hatte ich, unter anderem, den gleichzeitig stattfindenden Workshop mit lebenden Pflanzen als Musikinstrumente – ein Video dazu findet ihr hier: First Prototype Living Plants.
From Digital Transition to Ecological Resilience
Im Plenum wurden anschliessend verschiedene Themen bzw. Bereiche präsentiert, in denen neue Technologien gezielt eingesetzt werden, um Ressourcen einzusparen, die Umwelt zu schonen und Nachhaltigkeit nicht nur als Problem, sondern als Chance erlebbar zu machen.
- Lorenz M. Hilty zeigte in seinem Kurzreferat auf, dass wir uns entwickeln müssen: either by design or disaster.
- Denis Slieker präsentierte ein faszinierendes Geschäftsmodell aus Holland: Qurrent ist ein Stromanbieter, der möglichst wenig Energie verkaufen will – und damit erfolgreich ist.
- David Li thematisierte das Thema e-Waste (Wall-e lässt grüssen) und zeigte auf, welche Chancen Open Hardware bieten.
Nach dem Mittagessen beschäftigte uns dann das Thema Künstliche Intelligenz:
Artificial Intelligence, Technology without Alternative?
- Alex Lebrun erzählte etwas von seinen Erfahrungen, Maschinen zum Sprechen zu bringen – bzw. darüber, wie mit Sprache handlungsauslösende Daten geschaffen werden.
- Henri Bergius präsentierte The Grid, ein Artificial Interlligence Tool, das Webseiten erstellt – passend zum Inhalt und dem Zweck des Betreibers. (Hier tauchte erstmals die Frage auf, was denn mit all den Webdesignern passiert, die arbeitslos werden … später mehr dazu).
- Min Li Marti stellte vor allem viele Fragen rund um die Risiken von künstlicher Intelligenz: Wer ist wann haftbar? Was passiert mit Urheberrechten? Wer stellt die Regeln auf? Brauchen wir ein Ethik-Board?
- Silviu Andrica stellte die App Nowy vor, die mit Hilfe von AI Menschen an einer Konferenz vernetzt, so dass sie einander in der Menge schnell und gezielt finden.
- Tobias Revell beschäftigt sich mit dem Narrativ der beseelten – und verfluchten – Maschinen, zusammen mit Natalie Kane, die sich mit dem Thema Gespenster in der Technik auseinandersetzt. Videos ansehen – sehr spannend!
- Joël Vacheron schlug die Brücke zur Kunst, wobei ich leider nicht immer verstand, worauf er eigentlich hinaus wollte …was wohl daran lag, dass er sich insbesondere auf Techno-Musik und deren Cover bezog.
Was mich überraschte – aber auch freute:
Schnell wurde in diesem Zusammenhang auch diskutiert, was denn mit den Menschen passieren soll, die wegrationalisiert werden. Ein Teil davon könnte in anderen Bereichen eingesetzt werden, wo die Nähe zum Menschen und/ oder Kreativität gefragt ist. Nur: diese Bereiche arbeiten selten kostendeckend, und nicht alle Menschen sind dafür geeignet. Wie also kann sicher gestellt werden, dass auch diese Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen? Vielleicht, indem wir neu definieren, was verdienen in diesem Zusammenhang heisst – und damit landeten wir beim Stichwort Basic Income, über das bei uns ja demnächst abgestimmt wird. Ich bin sicher, zu diesem Thema werde ich noch öfters schreiben …
Fazit dieses Teils:
Wie alle Technologien bietet AI Risiken und Chancen – dessen sollte man sich immer bewusst sein. Aufhalten lässt sich die zunehmende Automatisierung kaum, wenn die Menschheit überleben will:
- Um die bestehenden Ressourcen besser zu nutzen und die Natur weniger zu verschmutzen, werden Geschäftsreisen vermehrt virtuell stattfinden.
- Die Zusammenarbeit über Sprachen, Disziplinen und Kulturen hinweg erfolgt zunehmend im virtuellen Raum.
- Rückgewinnung von Rohstoffen sollte aus den Drittweltändern abgezogen bzw. aus Menschenhand genommen werden, weil die gesundheitlichen Kosten zu hoch sind.
- Die zunehmende Automatisierung lässt mehr Raum für Kreativität oder für Tätigkeiten, die intensiven menschlichen Kontakt benötigen. Das kann aber nur gelebt werden, wenn das Grundeinkommen auf andere Art gesichert ist.
- Wir alle – Gesellschaft, Politik, Gesetzgebung etc. sind gefordert, Bestehendes zu überdenken, Chancen zu erkennen und Risiken zu minimieren.
Impressionen Tag 2: