Malta kann auch schön sein!

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Happyend mit Hindernissen

Der Morgen begann mit einer weiteren, wenn auch kleinen, Enttäuschung: Meine Zeitung, die ich auf Grund eines entsprechenden Flyers, am ersten Tag für jeden Morgen aufs Zimmer bestellt hatte, war nicht da – nicht auf dem Zimmer, wo ich sie insgesamt nur 2x erhielt, aber auch nicht an der Réception, wo ich sie sonst abholte. Ob sie wohl ein anderer Gast erhalten hatte, so wie ich vor wenigen Tagen in meiner Zeitung noch eine fremde hatte? Offenbar nicht, denn die Nachfrage ergab: Meine Zeitung war nicht bis zu meiner Abreise, sondern für eine Woche bestellt worden. Wieso denn dass? – Weiss ich auch nicht … – Und nun?  – Kaufen Sie halt Ihre Zeitung am Kiosk, es gibt ja hier in Bugibba ein paar.

Als ich darauf hinwies, dass dies ein weiteres Beispiel sei für den mangelhaften Kundendienst in diesem Hotel, fragte die Angestellte ohne jede Ironie: Aber warum denn? Ich habe ja im Computer nachgeschaut, wieso Sie keine Zeitung erhalten? – Ja, Mädchen, dafür hast du dir einen Orden verdient (nur gedacht, nicht gesagt natürlich).

Das Ganze Verhalten befremdet mich umso mehr, als mich nach einer Woche eine Jutta angerufen hatte, um sich zu erkundigen, wie es mir im Hotel Dolmen gefalle? Ich habe ihr ehrlich gesagt, dass ich etwas enttäuscht sei, und auch warum, aber sie ging kaum auf meine Punkte ein: Balkon nicht benutzbar? Es ist halt ein Budgetzimmer …Kaum Animation? Wird auf Malta wenig genutzt … (Im Lift hängt übrigens heute noch das Programm von letzter Woche. Scheint tatsächlich keinen zu stören).Sie bot mir aber an, ich könnte – natürlich gegen Aufpreis – in ein anderes Zimmer wechseln, was ich in Anbetracht des Wetterberichts aber ausschlug. Schnell kam sie auf den eigentlichen Grund ihres Anrufes zurück: Sie habe gesehen, dass ich von Beruf Texterin sei – ob ich nicht auf Tripadvisor was Positives über das Hotel schreiben könne? Ich antwortete ihr, dass ich meine Reisen jeweils auf meinem eigenen Blog beschreibe, dass ich Tripadvisor nutze, wenn ich von mir aus was zu sagen habe. Worauf sie mir weiterhin schöne Ferien wünschte …

Ich habe am 31. versucht, mit ihr ein Gespräch zu vereinbaren (das Timing war vielleicht nicht optimal, aber ich war nun mal über die Festtage hier), denn gerne hätte ich meine weiteren Kritikpunkte mit ihr besprochen. Sie war nicht da, und mein Anliegen wurde ihr entweder nicht ausgerichtet oder sie hatte keine Zeit oder Lust zu einem Gespräch. Was heisst, dass es wohl doch einen Tripadvisor Eintrag geben wird – wenn auch wohl kaum so, wie sie ihn gerne gehabt hätte.

Sei’s drum, ich frühstückte ohne Zeitung und verliess das Hotel in Richtung Busterminal. Ich erkundigte mich, wie ich am besten zu den drei Städten gelänge, denn dort soll es sehr schön sein, und da auch das Wetter mitspielte, könnte ich vielleicht sogar eine Gondelfahrt in diesem Venedig Maltas unternehmen. In Valletta suchte ich die Bushaltestelle für die Busse 1, 2 und 3, die mich alle ans Ziel bringen sollte. Als ein Bus kam, stieg ich ein – und bemerkte, kaum dass wir losgefahren waren, dass dies Bus Nr. 72 war, den es gemäss meiner Buskarte gar nicht gibt und der an der Haltestelle auch nicht angeschrieben war.  Da ich eine Wochenkarte besitze, kann ich so viel Bus fahren, wie ich will, also entschied ich, erst mal zu sehen, wo der Bus hinfährt. Sollte es mir gefallen, würde ich irgendwo aussteigen – wenn nicht, liesse ich mich wieder nach Valletta bringen, für einen zweiten Versuch.

Schnell zeigte sich, dass die Richtung eine ganz andere war, vorbei an Industrie ins Landesinnere. Endstation war bei der Kirche von Qrendi – selbst der Ort fehlte auf meiner Buskarte.  Ich warf einen Blick auf die Fahrplantafel, sah, dass die Busse hier alle 30 Minuten verkehrten und entschied mich für einen Spaziergang. Viel gab’s nicht zu sehen: Ausser der Kirche gibt’s hier vorwiegend Privatwohnungen, vor einem Lottogeschäft sassen ein paar alte Männer, ein paar Katzen schlichen umher – das war’s. Ich war auf dem Rückweg zur Busstation, als mich ein Mann ansprach. Wir plauderten übers Wetter, wo ich herkäme, was ich hier mache … Als ich sagte, spazieren, meinte der Mann: Oh, dann sollten sie diese Strasse entlang weiter gehen (er zeigte leicht nach rechts), da kommen Sie durch eine schöne Landwirtschaftszone auf einen Hügel, von da haben Sie eine wunderbare Aussicht aufs Meer. Und wenn Sie noch weitergehen wollen, können Sie nach Lapsi runter gehen, zu einem hübschen Fischerdorf. Und falls Sie unterwegs müde werden, kein Problem, es hat viele Bushaltestellen!

Ich fand, das klang gut, und stapfte los. Das Wetter war schön – und endlich so warm, dass ich die Jacke ausziehen konnte. Die Landschaft gefiel mir, und die meiste Zeit konnte ich auf einem Trottoir gehen. Die Aussicht war wunderschön – es gibt hier auch viele Picknicktische, aber die Menschen sassen, wie in England an solchen Stellen, im Auto, mit der Motorhaube zum Meer, und assen ihr Mitgebrachtes.

Schon von weitem sah ich ein Dörfchen am Meer, und je näher ich kam, desto bekannter erschien es mir. Kein Wunder: Ich landete nicht in Lapsi (dazu hätte ich offenbar doch rechts Richtung megalithischem Tempel gehen müssen, den ich schwänzte), sondern bei der Blauen Grotte – da, wo wir wegen des schlechten Wetters unsere Bootstour nicht hatten machen können. Schon von weitem sah ich, dass heute Boote draussen waren – also entschied ich, die Fahrt nach zu holen. Zwar hatte ich etwas Mühe beim Einsteigen, weil der Bootsfahrer partout nicht verstehen wollte, dass ich mit meinem Bein nicht so einsteigen konnte, wie er es wollte. Ich wurde wütend, weil ich beim Kauf des Billets extra gefragt hatte, ob man da auch einsteigen kann, wenn man gehbehindert ist, und es hiess, dass sei kein Problem. Eine Frau im Boot erkannte meine Not, sagte dem Burschen, er soll mal den Mund halten und zuhören. Ich erklärte, dass ich zwingend mit dem rechten Bein voraus und seitlich einsteigen müsse, worauf sie ihren Mann und den Bootsführer in Position brachte, so dass ich, bestens gestützt, neben sie zu sitzen kam. Wir fassten alle unsere Schwimmwesten – und los ging’s, erst in ein paar andere Höhlen, dann in die berühmte blaue Grotte. So richtig blau ist die allerdings nur am Vormittag, wenn die Blaualgen im Wasser das Sonnenlicht reflektieren, aber auch am Nachmittag ist es hier wunderschön: Das Wasser ist extrem klar, man sieht 5-10 m tief auf den Grund. Die Steine links und rechts sehen aus, als wären sie zufällig aufeinander geworfen, halten aber offenbar fest. Es gibt auch eine orange Höhle (ebenfalls wegen der Algen), einen Elefantenfuss und ein blaues Fenster – sehr eindrücklich. Auf der Rückfahrt gibt der Fahrer ordentlich gas, wir hüpfen über die Wellen – gefällt mir! Meine resolute Sitznachbarin sorgt dafür, dass ich praktisch aus dem Boot getragen werde – let the men show how strong they are! – Perfekt!

Und weil es immer noch schön warm ist, klettere ich ins Dachrestaurant Tax-Xiha, wo ich mir einen Fischteller (na ja, eher eine Fischplatte) gönne. Das Restaurant ist gut besucht, so dass ich einem maltesischen Ehepaar anbiete, meinen Tisch mit mir zu teilen, ich beisse nicht. Wir haben es gut miteinander: Ich kriege viel zu viel Wasser und Pommes, sie haben zu viel Weisswein … passt! Das Restaurant ist offenbar inhaber-geführt, die Mamma und der Papa haben viel Freude an mir, ich darf sogar durchs Küchenfenster fotografieren. Trinkgeld darf ich der Serviertochter geben, meine Rechnung reduziert der Patron um einen Euro – und er gibt mit seine Visitenkarte: Wenn ich das nächste Mal nach Malta komme, solle ich nicht in ein Hotel gehen, er habe Gästezimmer …

So findet mein Urlaub also doch einen versöhnlichen Abschluss.

Zurück im Hotel packe ich meinen Koffer und gehe dann ins Café Delos, um eine Kleinigkeit zu essen. Heute ist Laura wieder da, sie war die ersten2 Tage hier – und ist eine löbliche Ausnahme: Sehr freundlich, mit einem wunderschönen Lachen. Mein Kompliment wischt sie elegant beiseite: I have no reason to be grumpy!

So einfach wäre das 🙂