Marina Lodge, Tag 10

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Von Fischen und Händlern

Einmal mehr wecken mich die verflixten Fliegen mit ihrem Kitzeln. Wie sehr wünschte ich mir, ich hätte meinen elektrischen Tennisschläger dabei … Je nu: Dann halt aufstehen und frühstücken gehen, dann wieder mal rund um die Marina spazieren. Ich gebe mir extra Mühe, mein Becken links nach vorne zu drehen, als ob ich mit der Hüfte eine Saloon-Türe aufstossen möchte. Das hat mir meine Physio schon mal empfohlen, und mein Masseur hat mich vorgestern erneut darauf aufmerksam gemacht, dass ich schräg stehe und gehe. Es scheint was dran zu sein: Wenn ich das durchziehe, klappt es auch mit dem Abrollen besser, mein Schatten hinkt nicht mehr – und der Muskel am hinteren Oberschenkel motzt nicht, wie er das sonst gegen Abend jeweils macht. Muss ich wohl noch dran bleiben! Übrigens scheint sich das freihändige Treppensteigen zu bewähren: Anfangs schlich ich ja eher den Wänden nach und stützte mich teilweise auch daran ab, aber heute ertappte ich mich dabei, wie ich völlig entspannt mitten auf der Treppe runterstieg – mit beiden Händen in den Hosentaschen!

Mein Café hat noch geschlossen, als ich in Port Ghalib eintreffe, wohl, weil heute Sonntag ist. Also gehe ich weiter zum Strand, auch wenn ich die Badesachen nicht dabei habe. Ich kremple einfach die Hosen hoch und wate ins Wasser, bewaffnet mit meiner Kamera und etwas Brot vom Frühstück. Die Fische sind gierig und scharen sich um mich, schwimmen mir sogar zwischen den Beinen hindurch und knabbern mich an, wenn ich die Brosamen nicht schnell genug rausrücke. Es herrscht ein solches Gewimmel, dass ich die meiste Zeit einfach drauflos knipse, ohne wirklich zu sehen, ob ich die schönen Fische auch wirklich ganz erwische. Muss ich dann später am Bildschirm zoomen und schneiden. Als der Anschnitt alle ist, knabbern die Fische noch eine Weile an meinen Beinen rum, wandern dann aber ab zu einer anderen Frau, die neu mit Futter ins Wasser kommt. Untreue Gesellen!

Ich trinke einen ägyptischen Kaffee im Beduinenzelt am Strand, um meine Hosenstösse trocknen zu lassen, und gebe dann endlich den Bitten von Abdullah nach, der mich bei jedem Strandbesuch in seinen Laden locken will. Ich kaufe Souvenirs für die Mädchen, übersetze zwischendurch für 3 Belgier auf Englisch und amüsiere mich über Abdullah, der munter drauflos schwatzt und sich immer wieder in die Nesseln setzt – sich dann aber recht schlagfertig daraus befreit. So will er mir zum Beispiel ein Minzenöl verkaufen, mit einem Zwinkern: Gut für deinen Mann! Als ich sage, ich habe keinen Mann, stutzt er kurz und meint dann: Auch gut für kalte Füsse! Ich märte etwas mit ihm, er möchte mein Versprechen, dass ich morgen noch einmal komme, einfach Tee trinken und plaudern. Ich will nichts versprechen, sage, ich wisse noch nicht, ob ich wieder an den Strand komme, ich plane nicht so weit voraus. Er: Du musst dir keine Gedanken machen! Ich bin ganz ungefährlich, und du bist ja nicht mehr jung … Ich: Danke sehr! Du machst aber tolle Komplimente. Er: Ist nicht wegen dir – ist wegen mir: Frau schimpft bei jungen Frauen!

Auf dem Rückweg mache ich halt im Bicafé, das inzwischen geöffnet hat. Im Service ist ein anderer als sonst, mein Kellner ist offenbar jetzt für eine Woche bei seiner Familie. Es sei ihm gegönnt! Statt meines normalen Kaffees erhalte ich einen Latte Macchiato, schmeckt aber auch gut, und das Internet funktioniert, so dass ich meinen Blog aktualisieren kann. Gegen 14 Uhr bin ich zurück im Hotel und lese etwas, bevor ich mich um 16 Uhr wieder von meinem Masseur verwöhnen lasse – diesmal mit einer Aroma-Massage. Tut gut – so gut, dass ich für Morgen und den 6.1. noch je eine Massage buche.

Um halb sechs habe ich ein Rendez-Vous mit dem Manager, er hat mir ein Schreiben aufs Zimmer bringen lassen, mit der Bitte, mich bei ihm zu melden. Er hat einen Lösungsvorschlag für das Internetproblem: Bei mir im Zimmer soll ein WLAN-Verstärker angebracht werden, während ich heute Abend beim Essen bin. Als Trost für den Ärger bietet er mir ein Zimmerupgrade, aber ich habe erstens keine Lust, zwei Mal zu packen, und zweitens bin ich mit meinem Zimmer sehr zufrieden. Er sagt, dann werde er mir einen Discount auf den Internetkosten geben, und wenn ich sonst ein Problem hätte, solle ich mich direkt an ihn wenden. Der gibt sich wirklich Mühe, und ich bedanke mich entsprechend herzlich für sein Angebot. Mal sehen, ob das mit dem WLAN dann auch klappt …

Ein Problem habe ich noch, aber das kann wohl auch er nicht lösen – denn das betrifft die rauchenden Gäste im Hotel. Hier wird nämlich überall im Gebäude geraucht: An der Bar, in der Lobby, teilweise auch im Restaurant. Auch dann, wenn keine Aschenbecher da stehen: Die Leute nehmen die entweder von draussen rein oder nutzen Geschirr als Aschenbecher. Wenn ich mich beschwere, heisst es, wir seien hier in den Ferien – oder ich werde schlicht ignoriert. Muss nachher mal googlen, wie eigentlich die rechtliche Situation wäre … Aber Respekt und Höflichkeit lassen sich nun mal nicht wirklich gesetzlich regeln. Und einige lernen es wohl nie! (habs übrigens gegoogelt. Theoretisch wäre in Innenräumen Rauchverbot, während des Ramadan auch draussen, bis Sonnenuntergang. Wird aber offenbar nicht wirklich durchgesetzt, ausser in einem Pilotversuch in Alexandria, seit 2015.)

Kurz vor 21 Uhr bin ich zurück auf dem Zimmer. Falls der IT-Mensch da war, hat er jedenfalls nichts gemacht: Es gibt keinen Verstärker, kein portables WLAN oder ähnlich – und natürlich auch kein Signal. Ich werde also wieder den Laptop mit auf die andere Seite schleppen müssen …

Ein Gedanke zu „Marina Lodge, Tag 10“

  1. Habe in der Zwischenzeit erfahren, dass ich die Fische nicht hätte füttern dürfen – hatte das Schild übersehen, da ich nicht via Strasse an den Strand ging. Könne offenbar sogar gefährlich sein, weil Drückerfische heftig zuschnappen können. Also, liebe Kinder: Nicht nachmachen!

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