Marina Lodge, Tag 5

Spread the love

Schnorcheln

Schlingentraining fiel heute aus. Ich ging direkt zum Frühstück, damit ich mich um 9 Uhr mit dem Guide treffen konnte, bei dem ich den Ausflug gebucht hatte. Ich hätte mich nicht zu beeilen brauchen, denn der Guide selbst war zwar pünktlich, aber das Boot liess sich Zeit. Dafür waren wir nicht auf einem der überfüllten Touristenkähne, sondern auf einen Privatboot, mit nur 5 Passagieren: Christian, ein zerebral gelähmter junger Mann, der zu seiner riesigen Freude fast die ganze Zeit am Steuer sitzen durfte, seine Mutter und ein jüngeres Paar aus Belgien. Abgeholt wurden wir im Schlauchboot, was mir erst etwas Angst machte, weil ich nicht wusste, wie mein Knie sich beim Ein- und Aussteigen anstellt, aber mit Hilfe der Besatzung klappte das vorzüglich. Und Christian trug der Stärkste von ihnen jeweils rein und raus, extrem liebevoll und achtsam. Grinsen musste ich, als der Bootsführer mich mit den Worten begrüsste: Ach, Sie sind das? Meinen fragenden Blick beantwortete er mit einem Wink auf seine Liste: Mustafa hat vergessen, nach Ihrem Namen zu fragen und hat einfach geschrieben: The one who is always walking! (Nur fürs Protokoll: Natürlich habe ich Christian, wie alle anderen, die ich für den Blog fotografiere, gefragt, ob ich ihn a) knipsen und b) die Bilder auf den Blog stellen kann.)

Obschon es heute praktisch windstill ist, schaukelte das Boot ordentlich, als wir zum ersten Schnorchelgrund fahren. Das Wasser ist hier glasklar, und im Riff tummen sich zahlreiche Fische – sogar einen Rochen sehen wir. Mona, Christians Mutter, war völlig hin und weg: Sie ist heute das erste Mal geschnorchelt – und das ausgerechnet an ihrem 60. Geburtstag, wie sie eher nebenbei erwähnte. Für mich ist es das erste Schwimmen nach der OP, aber das Knie macht super mit – es ist das linke, das auf dem Rückweg zwischendurch zwick und zwackt! Ich freue mich riesig, dass ich mich wieder richtig im Element fühle und nicht nur Aquajogging betreiben, sondern richtig schwimmen kann – auch wenn der Beinschlag sicher weniger kräftig ausfällt als früher. Bin halt doch eine kleine grosse Meerjungfrau!

Beim zweiten Stopp sehen wir nur wenige Fische – dafür riesige Schildkröten! Zurück auf dem Boot gibt es Mittagessen: Diverse Salate, Fisch, einen Eintopf mit Huhn, zum Dessert frische Orangen. Kaum sind wir fertig, scheucht der Tauchprofi uns ins Gummiboot: Er hat Seekühe entdeckt! Die Tiere, deren nächster noch lebender Verwandter der Elefant ist, zieren sich zwar erst, aber nach einigen Minuten tauchen sie wieder auf – sehr eindrücklich! Nur Delfine sehen wir heute keine – gestern wären die offenbar da gewesen … Na ja.

Kurz nach halb drei sind wir in der Marina und sollten wieder aufs Schlauchboot umsteigen, das uns zum Hotel zurückbringt. Ich lehne ab und spaziere gemütlich zurück. Einziger Wermutstropfen: Mein iPhone ist bei der Aktion gestorben. Die wasserdichte Hülle, die ich schon einmal eingesetzt hatte, ist im Meerwasser offenbar nicht dicht … Das Ding macht keinen Wank mehr! Habe es jetzt mal an die Sonne gelegt, zum Trocknen, und hoffe das beste. Heisst aber für euch, dass ich zur Zeit nur via Mail und Facebook erreichbar bin – und nur morgens, wenn ich in mein Café gehe, mit Internetanschluss.

Gegen Fünf gehe ich zur Massage. Da ich doch recht müde bin, wähle ich eine Entspannungsmassage, und der Masseur macht das wieder so gut, dass ich schnurren möchte wie Calimera. Zum Schluss trägt er mir sogar noch eine Aloa-Vera-Wundertinktur auf Nase, Dekolleté und Schulter auf, da ich da, trotz Eincremen, leicht rot geworden bin.

Kurz nach meinem Nachtessen entdecke ich Mona und Christian, die noch am Essen sind, und setze mich etwas zu ihnen. Als Mona ans Buffet geht, spreche ich mit dem Manager und erzähle ihm, dass Mona Geburtstag habe. Ob er mir und ihr evtl. ein Glas Prosecco bringen könnte, damit wir zusammen anstossen könnte? Christian hat den Kopf geschüttelt, als ich ihn fragte, ob er Alkohol trinke … Der Manager meint, sie könnten das sogar noch besser – ich müsse die beiden nur etwas hinhalten. Ich sage Christian, dass er seiner Mutter nichts verraten darf. Er grinstn, und als sie zurück kommt, erzähle ich von meinen Fotos, wir unterhalten uns über Christians Werkstatt und die Arbeit mit Holz, die er so liebt. Die beiden Belgier sehen uns, und wir dürfen uns auf dem iPad den Film ansehen, den er unter Wasser gemacht hat. Sehr eindrücklich!

Kurz darauf bricht die wilde Jagd über uns her: Kellner und Animateure kommen mit einer Trommel, Gesang und einer riesigen Torte! Mona ist ganz gerührt, und wir geben uns alle Mühe mit der Torte, die wunderbar schmeckt, aber für uns einfach zu gross ist. Ein Teil verschenkt Mona, den Rest nimmt sie in ihre Minibar – den attackieren wir morgen zum Zvieri. Die Überraschung ist gelungen!