Faulenzertag
Heute bin ich sehr früh aufgestanden – noch vor 7 Uhr. Nach dem Frühstück bin ich wie gewohnt aussen rum nach Port Ghalib spaziert, um mit wenig Hoffnung zu googlen, ob und wie mein iPhone noch zu retten wäre. Der allgemeine Tenor: Durch mich gar nicht, in einer iPhone-Klinik vielleicht … Da ich beruflich darauf angewiesen bin, erreichbar zu sein, habe ich mir deswegen das iPhone6 bestellt – es sollte zu Hause sein, wenn ich es bin. Das Alte darf sich dann die iPhone-Klinik mal ansehen, wenn sie das hinkriegen, hätte ich dann ein Ersatzgerät. Zusätzlich habe ich zur Sicherheit via Twitter-Support eine neue SIM-Card bestellt, denn auch die hat vermutlich Salzwasser abbekommen. Was ich toll finde: Swisscom erstattet mir ausnahmsweise auch den unbenutzten Teil meines Datenpaketes zurück, quasi als Trostpflaster für den erlittenen Schaden. Danke sehr! Den Betrag habe ich gleich wieder eingesetzt, um nun halt doch noch 1 Woche Internetzugang zu kaufen, auch wenn ich 44 Euro extrem teuer finde – v.a., wenn dann noch dazu kommt, dass das Netzt sehr schwach und ständig überlastet ist … Aber besser als nichts ist es allemal. Blog-Updates und so werde ich aber natürlich weiterhin in „meinem“ Café machen, da ist das Netz schneller und der Kaffee besser.
Ansonsten war ich heute ziemlich faul: Ich war kurz am Strand drüben, hatte aber Schnorchel und Badeschuhe nicht dabei. Die muss ich morgen unbedingt mitnehmen, denn der Sandstrand geht beim Wasser sehr schnell in Korallen über, das war mir für meine zarten Füsschen dann doch zu gefährlich. Dazu habe ich mir extra eine bequemere Tasche gekauft – die Migros-Rucksäckli von den Läufen schneiden zu sehr ein, wenn da auch noch die Wasserflasche drin ist. Habe dabei auch eine Weile mit dem Verkäufer geplaudert und Tee getrunken. Er arbeitet seit fast einem Jahr hier in Port Ghalib – immer 40 Tage am Stück, dann fährt er für 1 Woche nach Luxor, zu Frau und Kindern. Das Dritte sei unterwegs und sollte im April zur Welt kommen. Der Verdienst sei hier besser als in Luxor, aber auch er macht sich natürlich Sorgen, denn eigentlich sollten hier viel mehr Gäste sein um diese Jahreszeit. Er ist etwas erstaunt, als ich seinen erstgenannten Preis für die Tasche einfach so akzeptiere – und legt mir dann ein kleines Kamel als Geschenk dazu. Ich finde 20 Euro für das Ding nicht übertrieben und es ist eine gute Möglichkeit, ihn und seine Familie etwas zu unterstützen – v.a., weil er, im Gegensatz zu einigen anderen Händlern hier, eben gerade NICHT aufdringlich war und mir auch nichts anderes andrehen wollte, als ich ihm klar sagte, ich bräuchte nur eine Tasche.
Viel Neues gibt’s heute nicht zu berichten, dafür gebe ich euch etwas Hintergrund zum Ort: Port Ghalib ist ein Retorten-Resort – und hätte ein Luxusresort der Extraklasse werden sollen, noch schöner als El Gouna. Die Marina ist, wie ihr den bisherigen Bildern entnehmen konntet, riesig und für viel mehr Jachten angelegt, als hier tatsächlich anlegen. Der grösste Teil davon ist im Rohbau, nur der Teil direkt bei der Corniche ist ausgebaut. Ein Golfplatz, ein Fussballstadion, Gärten und Pools waren ursprünglich geplant – bis zu 200’000 Menschen sollten hier leben. Die Voraussetzungen schienen günstig: Der Investor war zu Beginn der Arbeiten auf Platz 77 der reichsten Menschen der Welt, einige der sensationellsten Tauchgründe sind hier gleich vor der Haustüre. Aber eben: Die politische Entwicklung machte die Pläne zu einem grossen Teil zunichte.
Mir reicht allerdings das, was jetzt besteht, völlig: Der Ort ist gut gepflegt, die Menschen sind freundlich, wenn auch teilweise etwas gar übereifrig, was die Angestellten bzw. Inhaber der Läden angeht. Überall wird geputzt, die Gärten werden gepflegt und bewässert. An den Aussenrändern wird teilweise gebaut, vom Schiff aus sah man allerdings auch Bauruinen von Investoren, denen das Geld ausgegangen ist. Im Ort selbst wird ein Modell der ursprünglich geplanten Anlage gezeigt, aber hier wissen alle, dass die so wohl nie vollendet wird. Immerhin: Würde ich 25 % anzahlen, könnte ich sofort in eines der fertigen, fixfertigen Luxusappartments einziehen. Auf Wunsch sogar mit eigenem Pool … Und nein, bis jetzt habe ich mich nicht ins Verkaufsbüro getraut, ich kenne die Preise also nicht.
Übrigens ist die leicht angeschlagene Meerjungfrau von Tag 3 inzwischen einigermassen retabliert worden und sitzt jetzt beim Eingang des Hotels. Und dank einem Hinweis meines Masseurs habe ich den Aufstieg zum Dach gefunden und ein paar schöne Fotos vom Sonnenuntergang geschossen. Auf dem Rückweg habe ich dann auch den Laubbläser gesehen, dessen Lärm ich jeden Abend um die gleiche Zeit gehört hatte – und der mich an meinem Verstand zweifeln liess, da hier ja kein Laub liegt. Das ist kein Laubbläser, sondern eine Anti-Moskito-Vernebelungsmaschine, die hier jeweils kurz nach Sonnenuntergang zum Einsatz kommt. Macht einen Höllenlärm und eine grosse Wolke (der ich zum Glück entkam), scheint aber zu wirken, stechende Biester habe ich bis jetzt keine gesehen oder gespürt. Nur schade, dass das Zeugs nicht auch gegen die kleinen Fliegen wirkt, die hier überall rumschwirren und einen am Morgen lästig kitzeln, sobald man auch nur ein Körperteil unter der Decke hervorstreckt. Immerhin dienen die Dinger der Kontaktpflege: Manch einer, dem ich freundlich zurückwinke, hat wohl gar nicht mich gemeint, sondern nur derartige Plaggeister verscheucht …