Marina Lodge, Tage 8 und 9

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Tag 8: Neujahr

Da ich gestern recht früh zu Bett ging und um Mitternacht nur kurz von irgendwelchen Böllern geweckt worden war, erwachte ich früh und ging noch vor 8 Uhr frühstücken. Eigentlich hatte ich vor, danach gleich nach Port Ghalib zu spazieren, aber irgendwie schaffte ich es, ein Dumping zu kreieren. Ich vermute mal, das Fruchtsaftkonzentrat war schuld – oder die Kombination, jedenfalls sackte mein Blutzucker in den kleinen Zeh, und mein Kreislauf gleich mit. Da half alles nichts – ich legte mich einfach noch mal ins Bett und schlief gut zwei Stunden, dann war der Zauber vorbei. Da es nun aber zu warm war für meinen Spaziergang, wurde dieser Tag kurzerhand zum Oberfaulenzertag: Lesen am Pool, Massage, Abendessen, Fernsehen. Gute Nacht!

Tag 9: Tauchausflug

Für heute hatte ich mich zu einem Ausflug mit dem Tauchboot angemeldet – wie sich herausstellte, als einzige Schnorchlerin. Um Acht hätten wir auslaufen sollen, also liess ich mich um 7 wecken und ging in aller Ruhe frühstücken, dann aufs Boot. Ich hätte auch länger schlafen können, denn einige Gäste von der anderen Seite verspäteten sich, so dass wir erst um 8.40 ausliefen. Heute was der bis jetzt kälteste Tag, mit Windgeschwindigkeit von über 15 Knoten. Entsprechend schaukelnd verlief die Fahrt zum Tauchgrund. Kurz vor Ankunft versammelte Tracey, der Tauchguide von Emperor Divers, alle zum Briefing. Ich staunte etwas, wie detailliert hier die Sachen besprochen wurden, obschon die Taucher bis auf eine Frau alle mehrjährige Taucherfahrung hatten. Sicherheit wird hier wirklich gross geschrieben! Die Route wurde ebenso besprochen wie die überirdischen und unterirdischen Alarmzeichen, das Verhalten innerhalb der Tauchpaare oder den Umgang mit Strömungsbewegungen. Was ich toll fand: Tracey bat die Tauchenden, allfällige Abfälle, die sie auf dem Riff fanden, bitte einzusacken und nach oben zu bringen, damit diese ordnungsgemäss entsorgt werden könnten. Und das wurde auch umgesetzt. Respekt!

Zwei Tauchgänge waren vorgesehen: Einen vor dem Mittagessen, einer danach. Dauer jeweils 60 Minuten bzw. Turning Point bei 140 bar (gestartet wurde mit 200, beim Ausstieg sollten die Tauchenden noch mind. 50 bar Reserve haben). Tauchtiefe je nach Lizenz zwischen 20 und 30 m – wobei die schönsten Stellen hier zwischen 12 und 25 m liegen. Es dauerte eine Weile, bis jede und jeder in seiner Ausrüstung steckte. Die Boys von der Rachel waren aber sehr hilfsbereit, zerrten hier an Wetsuits, brachten Flaschen und Gewichte, schlossen die Flossen und ergänzten die Gewichte. Getaucht wurde in Paaren, die vor dem Eintauchen gegenseitig kontrollierten, ob die Ausrüstung komplett war und funktionierte.

Offenbar machte das kalte Wetter auch diesen erfahrenen TaucherInnen zu schaffen, trotz Wet-Anzug. Sie kamen ziemlich durchfroren zurück und stürzten sich auf trockene Tücher und die heisse Schokolade, die der Skipper wohlweislich vorbereitet hatte. Tracey trug von jedem einzelnen die Werte in ihren Log ein: Anfang 200 bar, aufgetaucht mit (Werte zwischen 40 und 60 bar), höchste Tiefe, Zeit unter Wasser. Meine Werte: 0 -0-0-0. Und ich hatte erst noch wunderbar warm: Ich hatte mich, auf Anraten des Kapitäns, auf die windgeschützte Sonnenseite des Schiffes gesetzt, etwas gelesen und mit ihm geplaudert. Ich erfuhr, dass er verheiratet ist, 3 Mädchen und einen Jungen hat; seit 15 Jahren für Emperor arbeitet und dafür jeweils mit seiner Mannschaft an Bord arbeitet, lebt und schläft – meist 4 Wochen am Stück, dann geht’s für 10 Tage nach Hause. Er liebt seine Arbeit, schätzt, dass er die Ausbildung als Rettungstaucher hat machen dürfen und immer, wenn es die Arbeit erlaubt, auch selber tauchen gehen darf.

Der Kapitän überredet mich denn auch, am Nachmittag trotz Kälte und rauher See schnorcheln zu gehen. Das Wasser sei wärmer als die Luft, er würde persönlich mit mir zum Riff schwimmen und mir einige der schönsten Stellen zeigen – und er verspreche mir, ich würde nicht enttäuscht werden.

Erst aber genossen wir das üppige Mittagessen, das der Skipper in seiner winzigen Kombüse zubereitet hatte. Während ich mich vorwiegend an den Salaten und dem Crispy Chicken labten, stürzten sich die TaucherInnen auf die dampfende Pasta und die heisse Pizza, und ich staunte, welche Menge die teilweise verdrückten. Tracey erklärte mir, dass Tauchen sich zwar nicht wirklich anstrengend anfühle, wenn man Routine habe – aber dem Körper doch einiges abverlange. Jedenfalls schien es hungrig zu machen … und müde:

Fast eine Stunde hingen wir alle etwas in den Seilen, dann erklärte Tracey die Route für den Nachmittagstauchgang, und alle machten sich bereit. Der Einstieg in die teilweise noch nassen Wet-Suits war ganz offenbar kein Vergnügen, vor allem, weil der kalte Wind entgegen der Wettervorhersage immer noch heftig blies. Einer nach dem anderen verschwanden sie im kühlen Nass, und die restliche Belegschaft schaute mich erwartungsvoll an. Ich hätte am liebsten gekniffen, aber der Kapitän griff dezidiert nach seinem Wet-Suit und kämpfte sich hinein … Na dann!

Ich holte meine Taucherbrille und meinen Schnorchel – Anzug habe ich ja keinen, und mit Flossen kann ich nicht umgehen. Zur Sicherheit, weil die Wellen doch recht hoch gingen, liess ich mir eine Schwimmweste geben. War zwar ein komisches Gefühl im Wasser, weil das Teil immer hochrutschte, aber das Schwimmen ging erstaunlich gut, sobald der Kopf unter Wasser war. Der Kapitän fasste nach meiner Hand, und so schwammen wir gemeinsam zum Riff. Es war der Hammer! Am Anfang schwammen wir nur wenige Handbreit über den Korallen, aber dann fiel die Wand steil ab, und zwischen den Korallen und Schwämmen wuselten die Fische nur so rum. Zwischendurch zogen wir uns dem Ankerseil nach weiter, dann schwammen wir wieder ein Stück. Der Kapitän zeigte mir immer wieder spezielle Fische, scheuchte einmal einen Rochen auf und deutete auf eine Höhle, aus der zwei Augen uns anstarrten. Wir blieben gut 30 Minuten draussen, und das Wasser war tatsächlich wärmer als die Luft, das neue Knie machte auch super mit – aber das alte begann wieder zu zwacken, so dass ich signalisierte, wir sollten zurückgehen. Die Jungs halfen mir die Leiter hoch, wickelten mich in mein Badetuch und schickten mich wieder auf die Sonnenseite, zum Trocknen und aufwärmen.

Kurz danach kam auch das erste Tauchpaar zurück: Die Frau hat erst diese Woche das Advanced PADI absolviert und muss sich noch sehr konzentrieren. Deshalb bewegt sie sich mehr und verbraucht mehr Sauerstoff als erfahrene Taucher, und so mussten sie umkehren, noch bevor die 30 Minuten um waren, weil sie sonst die Untergrenze unterschritten hätte. Sie entschuldigte sich mehrmals bei ihrem Tauchpartner, aber der war extrem verständnisvoll: Sicherheit geht vor, und für eine Anfängerin habe sie sich super gehalten – und überhaupt: Hast du diesen sagenhaften Einhornfisch gesehen? Und den riesigen Thunfisch?

Nach und nach tauchten alle Paare wieder auf, der Skipper brachte seine heisse Schoggi wieder unter die Leute, Tracey füllte die Daten ins Logbuch, dann begannen wir die Heimfahrt. Es schaukelte noch mehr als auf der Hinfahrt, so dass ich das tat, was ich seinerzeit in Griechenlang gelernt hatte: Augen zu und mich einfach den Bewegungen des Schiffes überlassen, so werde ich nicht seekrank. Kurz vor fünf waren wir zurück im Marina Lodge. Die meisten TaucherInnen werden morgen wieder rausfahren, ich mache aber sicher einen, vielleicht auch zwei Tage Pause. Ab Montag sollte der Wind wieder etwas nachlassen, vielleicht fahre ich dann noch einmal mit, zu einer anderen Stelle. Der Kapitän jedenfalls würde sich freuen, mir noch etwas mehr von der Schönheit seines Meeres zu zeigen.

Und, wie ich zurück im Hotel sehe, auch die Matrosen und der Skipper hatten ihren Spass: Ich hatte einem der Jungs gezeigt, wie meine Kamera funktioniert, damit er ein Foto von mir machen konnte. Hat er auch getan – und dann fröhlich weiter fotografiert: Den Kapitän und mich im Wasser, aber auch die Umgebung und seine Kollegen beim Rumalbern, zum Beispiel im Wärmeanzug einer der Taucherinnen. Hübsch!

Ich gehe als erstes warm duschen, dann ziehe ich mich an und verziehe mich in die Bar, in der Hoffnung auf einen heissen Kaffee. Da aber das Internet dort nicht funktioniert, bin ich einmal mehr gezwungen, in die Lobby auszuweichen. Nach 3 oder 4 Fehlversuchen habe ich endlich eine stabile Verbindung, kann meine Mails abfragen, Facebook und Twitter lesen. Ein Deutscher setzt sich mit einem der Angestellten zu mir und versucht dem zu erklären, dass er immer noch Schwierigkeiten hat, online zu gehen – offenbar hatte er gestern schon 2 Stunden mit dem IT-Verantwortlichen verbracht. Er ist recht aufgebracht und will mit dem Manager reden, aber der Typ von der Réception kann oder will ihn nicht verstehen. Weil ihm zwischendurch die englischen Worte fehlen, helfe ich aus, und er fragt mich direkt nach meinen Erfahrungen. Ich kann leider nur bestätigen, was er schon gesagt hat: Das Netzt funktioniert meistens gar nicht, oder es bricht alle paar Minuten ab. Kein vernünftiger Upload oder Download möglich. Gemeinsam schaffen wir es dann doch, dass der Mann den Manager holt. Dieser entschuldigt sich mehrfach, das Problem sei bekannt, aber leider kurzfristig nicht lösbar: Das Signal kommt via Kupferkabel durchs Wasser von der anderen Seite – Glasfaser gibt’s hier noch nicht. Und eigentlich wissen sie auch, dass die Qualität den Preis nicht rechtfertigt, aber billiger können sie das nicht abgeben, weil sie einen Vertrag mit dem Provider haben, der auch die Codes für den Zugang zur Verfügung stellt. Man sei in Verhandlung, für eine bessere Lösung, aber kurzfristig werde das leider nicht ändern. Er verlangt aber unsere Zimmernummer und will sehen, was er für uns tun kann – mal sehen, ob das eine Gutschrift gibt.

Zum Znacht schlage ich heute beim Vorspeisenbuffet zu: Es gibt Sushi und Sashimi in allen möglichen Formen. Ist etwas kannibalisch, erst die Fische bestaunen gehen und sie dann essen, aber mein Koch meint, die meisten schönen Fische seien ja nicht essbar: No worry, you won’t eat Nemo! – Da bin ich ja beruhigt … Hoffentlich auch keine Einhornfische – das würden mir meine Tweeps nie verzeihen (für Nichttwitterer: Einhörner geniessen auf Twitter Kultstatus, ähnlich  wie Katzen, Kaffee und Käsebrote  … Und wenn ich das so lese, müsste es da nicht eigentlich Keinhörner heissen?)!

Jetzt, wo ich dies schreibe, schaukelt der Boden unter meinen Füssen immer noch. Als Bernerin erleide ich die Seekrankheit halt immer etwas verspätet. Je nu, dann schaukeln wir uns mal in den Schlaf. Gute Nacht, ihr Lieben!