Privatführung zu Geschichte und Kultur der Maori
Gestern spazierte ich durch Whakatane, wobei ich unter anderem schöne Statuen und eine französische Spezereihandlung entdeckte. Danach buchte ich zwei Ausflüge (Weihnachtsgeschenke meines Bruders) und besuchte dann das Maori-Versammlungshaus, das mir schon am ersten Tag auf der Durchfahrt aufgefallen ist: Ein grosses Haus aus Rotholz, mit wunderbaren Schnitzereien, die teilweise bemalt sind.
Als ich für die 12-Uhr-Führung ankam, war ausser mir kein Mensch da, und ich dachte schon, die blasen das Ganze ab, aber Fehlanzeige: Ich erhielt eine Privatführung.
Lee (der sich unter Umständen ganz anders schreibt) begrüsste mich im Visitors’ Center und zeigte mir zur Einführung einen kurzen Film über das Versammlungshaus, das vor über 130 Jahren gebaut wurde, um die schwer geplagten Maori zu vereinen, ihre Geschichte und Kultur zu erhalten und ihnen einen Raum der Hoffnung zu geben.
Das mit der Hoffnung klappte nicht so ganz: Schon bald nach der Fertigstellung entschied die lokale Regierung, dass das Haus an einer Ausstellung in Sydney gezeigt werden sollte (wo es übrigens verkehrt aufgebaut wurde, mit den prächtigen Schnitzereien nach aussen). Weitere Stationen waren Melbourne und London, wo es jahrelang in Einzelteile zerlegt im Victoria & Alberts Museum verschwand, dann Dunedin und die Südinsel, bis es vor einigen Jahren endlich wieder heim fand – und vom Stamm der Ngati Awa liebevoll restauriert worden ist.
Nach einem rituellen Gebet wurde ich von ihm und seinen zwei Kolleginnen mit dem zeremoniellen Ruf begrüsst und vom Stamm der Ngati Awai, repräsentiert durch sie und ihre Vorfahren, herzlich aufgenommen. Dann durfte ich das Versammlungshaus ohne Schuhe betreten und mich in die zweite Reihe setzen – die erste ist für Männer bestimmt.
Nach einer formellen Ansprache und einem Lied begrüssten mich die drei mit dem Hongi, dem bekannten Nasenreiben, das zum Ziel hat, dass sich der Atem von Gast und Gastgeber vermischen – weil wir alle, in der Welt der Maori, eins sind, Ableger des einen Gottes und Schöpfers, der unendlich viele Namen und Erscheinungsformen hat.
Wharenui, der Schoss der Vorfahren, wird Mataatua auch genannt, weil hier, ähnlich wie in unseren biblischen Auflistungen, die Generationen bis zurück zum Ursprung der Besiedelung von Neuseeland aufgezählt und abgebildet sind.
Lee führte mich einmal rund ums Haus und stellte mir in einem Gesang all die Vorfahren vor, bevor er mir dann einzelne Geschichten und Legenden erzählte, darunter auch, etwas ausführlicher, die Legende vom boshaften Schamanen, die nicht nur mit Worten und Gesängen, sondern einer eindrücklichen Lichtschau vorgetragen wurde.
Mit einem feinen Kava-Kava-Tee und etwas Gebäck wurde ich offiziell in den Stamm der Ngati Awa aufgenommen. Falls ich wiederkomme, darf ich deren Eingang benutzen 🙂
Video zur Geschichte des Hauses
Am Abend waren wir bei Biancas Schwiegereltern zum Barbecue eingeladen, zusammen mit einigen Nachbarn. Unterwegs stoppten wir bei einer Macadamia-Farm, aber nach meinem Allergieschub in Südafrika verzichtete ich darauf, hier zu kosten.
William hatte Rindfleisch mariniert und brutzelte dieses auf dem Grill, Marion brachte von der Farm, auf der sie die Buchhaltung macht, Maiskolben mit, dazu gab es Salat und gebackene Kartoffeln. Zum Dessert gab’s frische Erdbeeren mit Glace – und dass wir mitten im Essen vom Garten in den gedeckten Hof zügeln mussten, vermochte den Abend nicht zu stören.
Auf dem Heimweg sahen wir uns noch einige besonders schön beleuchtete Häuser an – Bianca hat schon jede Menge Pläne, wie sie bei ihrem eigenen (noch zu bauenden) Haus dekorieren wird …
Ein Gedanke zu „Mataatua – das Haus, das heim kam“
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