Über das Wunder eines gemeinsamen Familienausflugs
Als Kind war es für mich ein grossartiges Vergnügen, mit der ganzen Familie den Zirkus zu besuchen. Zwar schafften wir das nicht jedes Jahr – bei einer sechsköpfigen Familie war das schon damals kein billiges Vergnügen, zumal zu den Eintrittspreisen ja noch die Kosten für Anreise sowie für Glace oder Popcorn (Nein, nicht beides!) dazu kamen …Aber alles in allem kamen da während meiner Kindheit doch etliche wunderbare Ausflüge zusammen …
Für viele Familien, in denen ein oder mehrere Kinder von einer seltenen Krankheit betroffen ist, sind solche Ausflüge allerdings nicht nur eine finanzielle Frage:
Die logistischen Probleme der Anreise sind um einiges grösser, wenn man im Familienauto noch einen Rollstuhl oder jede Menge Hilfsmittel dabei haben muss, um auf alle Eventualtitäten vorbereitet zu sein. Oft genug gehen deshalb Grosseltern oder Götti und Gotti mit allenfalls nicht-betroffenen Geschwistern in den Zirkus – oder umgekehrt: Diese kümmern sich um das betroffene Kind, damit die Eltern mit den Geschwistern den Zirkus besuchen können.
Und die Anreise ist noch das kleinste von allen Problemen:
Kommen wir mit dem Rollstuh überhaupt rein? Ist die Treppe zur Tribüne so, dass man mit Krücken rauf und runter kommt? Ist das WC gross genug und – schnell erreichbar? Was, wenn mein Kind unruhig wird und herumgehen muss, um die Spannung auszuhalten? Wenn es laut wird, weil es sich freut? Und wem diese Hürden schon hoch erscheinen, den mag diese Frage erschrecken:
Was, wenn die zuckenden Lichtblitze bei meinem Kind einen Epi auslösen?
Und doch war gestern KMSK-Familientag im Cirque Starlight!
Das Team um Manuela Stier, von KMSK, dem Förderverein für Kinder mit seltenen Krankheiten, hat einmal mehr gezaubert – und so viele Hürden wie möglich entfernt oder wenigstens tiefer gelegt. Zusammen mit den Sponsoren Helvetia Versicherungen, der Raiffeisen Schweiz und Unilever (Knorrli!) lud der Verein betroffene Familien, KMSK-Mitglieder, Gönner und freiwillige Helferinnen und Helfer in den Cirque Starlight ein.
In einer geschlossenen Vorstellung war alles auf die Bedürfnisse der besonderen BesucherInnen abgestimmt:
Empfangen wurden die aufgeregten Gäste von einer Heerschar von Helferinnen und Helfern, welche jedem Kind als erstes eine Tragtasche in die Hand drückten – mit Fred, dem Frosch, natürlich, dem Maskottchen von KMSK. Diese galt es zu füllen: Mit einem lässigen Sonnenhut, einem Fred-Bastelbogen, mit Schoggi von Läderach und Formen, mit denen man selber Glace machen kann, gestiftet vom Schuhhaus Walder. Es gab Popcorn und Getränke, in der Pause auch Zuckerwatte und Hotdogs – alles, was Kinderaugen zum Strahlen bringt!
Helfende und ArtistInnen sorgten dafür, dass jedes Kind seinen Platz problelos erreichte – und Platz gab es reichlich, so dass die Kinder sich auch bewegen konnten, was während der Vorstellung durchaus ausgenützt wurde: Einige Kinder tanzten mit, andere besuchten Freundinnen oder Freunde, die sie bei anderen KMSK-Anlässen gewonnen hatten. Das störte hier niemanden – im Gegenteil!
Das Team vom Cirque Starlight kümmerte sich nicht nur vor der Vorstellung und in den Pausen fürsorglich um die Kinder – sie hatten auch das Lichtkonzept des sorgfältig choreografierten Programms extra angepasst, um die Kinder nicht zu überreizen. Kein Stroboskop-Einsatz – das war auch für mich eine Erleichterung: Die Leuchtblitze, die bei einigen Menschen epileptische Anfälle auslösen können, machen mich immer super-nervös.
Es geht los – die Vorstellung beginnt …
Ich hatte mir extra einen Platz an der Seite reserviert, schliesslich hatte ich ohnehin nicht vor, da viel Zeit zu verbringen: Als fotografierende Bloggerin will ich jeweils nah ans Geschehen. Trotzdem bekam ich eine charmante Nachbarin: Joanne, die mir als erstes durch ihr wunderschönes Haar auffiel. Sie erlaubte mir, sie zu fotografieren, und wir kamen schnell ins Gespräch – was ihre Mutter etwas erstaunte, denn die Kleine meidet offenbar Menschen eher (deswegen auch der Platz an der Seite); sie hasst Nähe, will meist nicht angesprochen und schon gar nicht berührt werden. Gestern was das anders! Ob es an mir lag oder an der Magie des Zirkus – Joanne war herzlich und anhänglich und wollte mich sogar mit nach Hause nehmen … OK, letzteres relativierte sich für mich etwas, weil sie später auch mindestens drei Artisten plus den Wohnwagen auf der Bühne mit heimnehmen wollte – aber hey, ich war in der engeren Auswahl!
… und ich weiss kaum, was auf der Bühne abging!
Falls ihr nun wissen wollt, was in der Vorstellung geboten wird, müsst ihr den Cirque Starlight selber besuchen – hier geht’s zum Tourenplan. Meine Bühne war diesmal die Tribübe – und die Gesichter der Kinder und Erwachsenen.
Und nein, die Fotos sind technisch gesehen alles andere als perfekt:
Wir hatten Anweisung, ohne Blitz zu fotografieren, und die Profi-Fotografen waren auch entsprechend ausgerüstet (deren Fotos folgen später direkt bei KMSK), meine Kamera ist da nicht so wahnsinnig gut – jedenfalls nicht, wenn ich dann noch Zoome und auf dem Boden rumrutsche, während die Energiebündel sich gleichzeitig klatschend, tanzend oder staunend bewegen. Aber wisst ihr was? Es ist mir egal! Die Stimmungen, die ich einfangen durfte, sind bezaubernd! Aber seht selber:
Mich hat der Ausflug extrem berührt – und ich habe mich sehr gefreut, einige meiner grossen und kleinen Freunde von KMSK wieder zu sehen. Und ein paar neue sind dazugekommen, die mein Herz berührt und meine Seele gestreichelt haben …
P.S: Der Förderverein lebt einzig und allein von Spenden! Falls auch du derartige Veranstlatungen sowie Bemühungen um Öffentlichkeitsarbeit, Forschung und mehr unterstützten willst, werde Mitglied oder Gönner!
Wunderschön geschrieben.