Als ich morgens kurz nach 5 erwache, hat das Schiff kurz nach Boppard bereits gedreht. Beim Blick aus dem Kabinenfenster erhasche ich gerade noch einen Blick auf die Burg Traubach, sofern ich die gemäss Bild richtig identifiziert habe 🙂
Der Vormittag ist ganz der Fahrt durch den romantischen Rhein geprägt, welche zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Und obschon das Wetter nur bedingt mitspielt, lasse ich es mir nicht nehmen, mein Frühstück hoch aufs Deck zu nehmen, um gar nichts von der Schönheit dieser Natur zu erfassen. Während der Fahrt durch die grösste aller Rheinschlaufen, ab Bopparder Hamm vorbei, wo der Fluss eine 180 Grad Wendung macht, hatte ich das ganze Deck für mich alleine.
Der romantische Rhein ist gut 100 Kilometer lang, und bietet Blick auf 45 Burgen und Schlösser, die allesamt neben der Gebietssicherung dazu dienten, Zölle einzufordern. Dabei scheuten die Burgherren auch von drastischen Massnahmen nicht zurück: Einer spannt kurzerhand eine Kette über den Rhein, um die Schiffe abzufangen.
Wie schon mal erwähnt, herrscht hier zwischen links- und rechtsrheinisch eine grosse Rivalität, die bis auf römische Zeiten zurückgeht. In Bezug auf die Burgen zeigt sich das bei jenen zwei, die als Katz und Maus bekannt sind – die Geschichte dazu findet ihr hier.
Der romantische Rhein verdankt seinen Namen aber nicht nur der idyllischen Landschaft, sondern dem Aufschwung, den die Rheinschiffahrt während der Romantik erlebte – befeuert unter Anderem von Clemens Brentano und Achim von Arnim und den Rheinmärchen, im englischen Sprachkreis durch Lord Byron und – was ich nicht auf dem Radar hatte – bei den Franzosen durch Victor Hugo.
Bei der Loreley wurde uns ein Cocktail serviert, und Roy von Thurgauer Travel lass die Geschichte dazu vor und spielte das berühmte Lied von Heinrich Heine ein. Hier zeigte sich, einmal mehr, die Stärke meiner Nikon: Dank 83-fach-Zoom konnte ich die Dame zu mir heranziehen, ohne das gefährliche Schicksal des armen Schiffers zu teilen.
Wobei: Seit hier einige Felsen im Wasser gesprengt worden sind, ist es nicht mehr ganz so gefährlich, wenn auch immer noch anspruchsvoll für die Schifffahrt: Der Rhein, der sonst bis zu 300 m breit ist, hat hier noch 150 m, aber natürlich nicht weniger Wasser. Und die verbliebenen Felsen der Sieben Schwestern sorgen immer noch für genügend Strudel.
Neben wunderschönen Burgen und Schlössern gibt es hier auch sehr sehenswerte andere Gebäude, insbesondere Riegelbauten und Fachwerkhäuser begeistern mich. Und zu etlichen gibt es auch herrliche Geschichten. Zum Beispiel zur Klosterschenke – eine Kaschemme direkt am Kloster, die so beliebt war, dass der Zugang zur Kirche für jene, die zu lange sitzen blieben, auch direkt vom Stammtisch aus erfolgen konnte.
Als heimliche Hauptstadt dieser Gegend wird Bacharach bezeichnet, und zumindest das, was wir vom Schiff aus sehen, ist wunderschön.
Ich bleibe bis zum Mittagessen an Deck, auch wenn es teilweise stark windet. Es hat eine Kiste mit weichen Decken, aber wirklich kalt ist es nicht, und ich hüpfe sowieso immer wieder auf, um links oder rechts zu fotografieren.
Ums Mittagessen rum fahren wir vor allem durch Rheinauen, dann wieder, je näher es auf Mainz zu geht, vorbei an Industrie. Somit kann ich mich auch wieder zu den lustigen Weibern im Speisesaal gesellen, und mich verwöhnen lassen …
Hier die Bilder vom romantischen Rhein – Mainz kriegt einen eigenen Blogpost: