Paphos Tag 3

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Irgendwie haben wir das mit den Zeitzonen nicht so im Griff, meine Neuseeländer:innen und ich 🙂 Bin gestern bis kurz vor 23 Uhr wach geblieben, aber dann gab  ich Forfait. Wir probieren es heute wieder … Obschon ich also später als sonst einschlief, war ich heute kurz nach 7 Ortszeit wach – geweckt von Sonnenschein. Das irritierte mich extrem, denn der Wetterbericht hatte gestern was ganz anderes verkündet.

Ich also auf, ins Sommerröckchen gestürzt, Neuseeland kurz guten Abend getextet und ab zum Frühstück.. Das Wetter war doch ideal für meinen Spaziergang nach Paphos! Die Promenade ist wirklich sehr schön, auch sehr sauber. Im Sommer muss es da ziemlich überlaufen sein, denn selbst heute waren da recht viele Menschen unterwegs.

Das Ufer ist hier recht steinige, nur vor den Hotels hat es teilweise Sandstrände – vermutlich aufgeschüttet. Die Wellen schlagen recht kräftig ans Ufer, so dass ich den gesamten Spaziergang über von diesem meditativ anmutenden Geräusch begleitet werde. Ich bin sehr gemütlich unterwegs, schiesse auch immer mal wieder Fotos, und brauche so knapp eine Stunde bis zum Hafen und dem Kleinen Fischer.

Dass in dieser Zeit vermehr Wolken am Himmel auftauchten, nahm ich zur Kenntnis, aber es beunruhigte mich nicht. Im Gegenteil: Ich fand, heute wäre genau der richtige Tag, um die Ausgrabungsstätten zu besuchen, die zum UNESCO Welktulturerbe zählen und inzwischen auch zu einem Naturreservat wurden. Offenbar leben hier nicht nur zahlreiche Vögel, sondern auch Fledermäuse.

Tickets gab es heute gratis – keine Ahnung, ob das ein Weihnachtsgeschenk war oder ob das immer so ist. Die Wege sind gut markiert, viele davon rollstuhlgängig, so dass ich mit meinem Stock gut zurechtkam.

Allerdings waren die Wolken inzwischen doch bedrohlich nahe und wurden zunehmend dunkler. Statt auf die grosse Runde zu gehen, entschied ich mich deshalb für einen Mittelweg. Der dann, wie sich schnell zeigte, auch zu lang war.

  • Hatte ich einen Regenschutz mit nach Zypern genommen? – Natürlich!
  • Hatte ich den dabei? – Natürlich nicht!
  • Hatte ich mich am Morgen noch gewundert, dass das Wetter nicht dem Wetterbericht entsprach – Natürlich!
  • Hatte ich den Wetterbericht für heute dann noch einmal angeschaut? – Natürlich nicht!

Nun sind römische Ruinen eo ipso relativ ungeeignet, um darin Schutz vor dem Regen zu finden. Immerhin erreichte ich das Dyonisos-Haus noch, bevor es richtig heftig zu regnen begann. (Unbedingt den Link öffnen! Die Mosaiks sind sensationell). Um die wertvollen, über 2200 Jahre alten Mosaiks zu schützen, wurde das riesige Geländer der Villa überdacht. Ich liess mir Zeit für die Besichtigung und wartete danach unter Dach eine Regenpause ab, um zum Ausgang zu gehen.

Erst spielte ich mit dem Gedanken, mir in einem der Shops eine Jacke kaufen zu gehen, aber dann sah ich die Bushaltestelle und erinnerte mich, dass die Reiseleiterin mir gesagt hatte, Bus 611 fahre praktisch vors Hotel. Ich sah auch drei von denen – aber in die andere Richtung, zu den Königsgräbern. Aber dafür war ich nun wirklich zu wenig warm angezogen. Nummer vier fuhr dann endlich in die gewünschte Richtung – und war heute sehr gut ausgelastet. Der Chauffeur, der trotz Weihnachten und ausgedünntem Fahrplan arbeiten musste, was überraschend gut gelaunt und sehr hilfsbereit. Wenn er nicht gerade Hotelnamen ausrufen musste, sang er lauthals zum Radio mit.

Zurück im Hotel gönnte ich mir eine heisse Dusche (ich habe hier eine wunderbare Regendusche) und zog mir was Wärmeres an. Ach ja: Regenponcho packte ich auch in den Rucksack. Man weiss ja nie …

Im Gegensatz zu uns Tourist:innen sind die Einheimischen übrigens sehr froh um den Regen. Die Stauseen sind zu weniger als 30% gefüllt (im Vorjahr waren es noch fast 50% – und auch das ist nicht gerade viel). Wassermangel auf Zypern. Bin etwas überrascht, dass im Hotel nirgendwo darauf hingewiesen wird, wie ich das teilweise in anderen Ländern gesehen hatte. Werde meine Regendusche noch zielgerichteter einsetzen.


Kurz nach Mittag kam die Sonne wieder raus, auch wenn es immer noch sehr windig war. Ich ging in die Polar, um eine Kleinigkeit zu essen – nur um zu merken, dass deren Vorstellung von Kleinigkeit meine überstieg. Was in Anbetracht der für mich sehr günstigen Preises nicht abzusehen war. Habe Fleisch und Salat gegessen, das Brot aber stehen lassen. Mache ich ungern, aber hätte mir nicht gut getan.

Kurz setzte ich mich danach an den Strand – im Gegensatz zu den Engländern, die hier gar nichts kennen, allerdings angezogen. Soooo warm ist es für mich dann doch nicht. Und weil mich der Wind nervte, zog ich mich danach auf eine windgeschützte Terrasse zurück, um etwas zu lesen.

Kurz vor vier ging ich dann rein, um mir einen guten Platz zu sichern für das Carolling: Die Paphos Zingers waren angekündigt: Ein Chor aus 7 Nationen, der seit 14 Jahren zusammen singt und Spenden sammelt für eine Charity, die von Krebs Betroffene unterstützt. Ich unterhielt mich eine Weile mit den beiden Tontechnikern – einer davon war der Mann eines Gründungsmitglieds – und fühlte mich sehr an meine schottische Weihnachten erinnert.

Anschliessend habe ich noch meine 13 Wünsche für die Raunächte auf Zettel geschrieben und den ersten, mangels Feuer (Kerzen sind in Hotels ja nicht erlaubt) in winzige Stücke gerissen und dem Wind anvertraut.

In gut einer halben Stunde geht’s zum Weihnachtsmarkt-Galadîner am Table of Love. Mal sehen, ob der seinem Namen gerecht wird 🙂


Das Buffet war ein Augenschmaus! Wunderschön präsentiert, und das, was ich gegessen habe, auch sehr fein gekocht. Hauptgang habe ich vor lauter Enthusiasmus vergessen zu fotografieren: Lammkoteletts und Rosmarinkartoffeln, wie Eileen sie jeweils für den Sonntags-Roast gemacht hat. Herrlich!

Der Table of Love war nicht einmal zur Hälfte besetzt, ich habe den Durchschnitt brutal nach unten gezogen. Die beiden Herren vis-à-vis lächelten zwar viel, verstanden aber kein Wort, was nicht nur am allgemeinen Geräuschpegel und der lauten Live-Musik lag. Etwas später setzte sich noch eine Dame links von mir, auch einiges älter als ich, sehr liebenswürdig, aber auch von Trubel und Lärm überfordert. Ein kurzes Gespräch war dann doch möglich. Sie ist das erste Mal ein Weiihnachtsflüchtling, Ihre Mutter starb im Januar, ihre Schwester, völlig überraschend, im Oktober.Ich liess sie etwas erzählen, etwas weinen und dann auch etwas lachen, als ich sie fragte, was denn ihre Schwester gerade zu ihr sagen würde, wenn sie denn da wäre. Ihre Antwort, wie aus der Pistole geschossen: Don’t be so dramatic – and do try the Lamb for me, please! Klingt nach jemandem, die ich gemocht hätte 🙂 Und so hat der Name Table of Love ja doch irgendwie seine Berechtigung gehabt.

Habe mich dann allerdings relativ schnell zurückgezogen, auch auf Disco oder Elvis-Show habe ich heute keine Lust. Ich höre noch etwas Musik und lasse den Abend beim letzten Whisky unseres Adventskalenders ausklingen. Slainthe vhar – und Frohe Weihnachten!

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