Paphos – Tag 9

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Heute morgen dachte ich, ich hätte im Schlaf ein Rätsel von 1983 gelöst! Damals sangen wir im Chor in Ayr die Hymne “Here we come a-wassailing“, und die Kolleg:innen vom Sopran konnten mir zwar erklären, was das Wort hiess – aber nicht, woher es kommt. Inhaltlich bedeutet es soviel wie vom Hof zu Hof gehen und singend Glückwünsche zu bringen. Also so eine Art Sternsingen.

Und gestern, beim Recherchieren der Weihnachts- und Neujahrsbräuche auf Zypern, stiess ich auf die zypriotische Version des Weihnachtsmannes: Agios Vassilios. Da könnte es doch einen Zusammenhang geben, dachte sich mein Unterbewusstsein, und weckte mich kurz vor Mitternacht mit diesem Gedanken auf. Allerdings war ich zu faul, um um diese Zeit zu recherchieren, und sparte mir das für den Tag auf.

Saint Basil, auf den Agios Vassilios zurückgeht, war allerdings fest im Orthodoxen Christentum verwurzelt. Was hatte der mit Schottland bzw. Grossbritannien zu tun? Offenbar einiges, sein Werk wurde früh übersetzt und von den Anglo-Sahen verbreitet.

Aber da kam ich nicht weiter …Das awassailing scheint andere Wurzeln zu haben, gemäss Merriam-Webster:

In fact, wassailing is an old custom that goes back to the 1300s. The verb wassail comes from the noun wassail, which dates to the 1200s and was first used to refer to an Old English custom of hospitality. In medieval England, a courteous host would offer a cup to a guest and toast them with the salutation wæs hæil, or “be in good health.” The guest would accept the cup and respond with drinc hæil, “drink in good health.” Soon, wassail was also being applied to the party at which the wassail was offered, as well as the actual drink passed around. By the 1400s, it was used to refer specifically to a drink served at Christmastime. As the drink became associated with yuletide, wassailing itself changed. The meaning of the verb wassail as it shows up in the carol refers to going around, caroling, and wishing those you visit good health and holiday cheer.”

Doch der Ursprung des Brauchs ist offenbar noch älter: Er war ursprünglich eine Art Segnung, bei der Felder, Tiere und Menschen bedacht wurden, mit der Bitte um Gesundheit und reiche Ernte Und ist offenbar älter als das Christentum. Damit ist meine Art der Rätsellösung vom Tisch. Gelernt habe ich trotzdem was … 1983 gab’s Google ja noch nicht.

Zurück ins hier und jetzt:

Geweckt wurde ich von blauem Himmel, was einmal mehr nicht dem Wetterbericht entsprach – aber “who is complaining?!”  Beim Frühstück stellte ich fest, dass a) neu sehr viele Einheimische dazugekommen wäre, die wohl hier Silvester feiern wollen und dass b) sehr viele Menschen husten und niesen. Ich stellte meinen Filter auf Höchststufe und beschloss, mich weitgehend von Menschen fernzuhalten.

Da das Wetter sich tapfer hielt, beschloss ich, die Altstadt von Paphos zu besuchen – allerdings nicht, ohne mir vorher meinen Regenponcho zu holen. Ich bin ja lernfähig 🙂

Mit dem Bus fuhr ich zum Hafen, wo ich eigentlich umsteigen wollte, allerdings führ mein Fahrer locker-flockig an der Haltestelle vorbei. Offenbar hat er mein überraschtes Lufteinziehen gehört, denn er fragte entsetzt: Did you press the Button and it didm’t work? Ich gab, ehrlich, wie ich bin, zu, dass ich gar nicht gedrückt hatte, weil bis anhin alle Busse, die ich gesehen hatte, am Hafen angehalten hatten. Er fragte mich, wo ich hinwollte, und liess mich dann an einer anderen Haltestelle aussteigen, an welcher der 610 in ca. 20 Minuten vorbei kommen sollte.

Aber da inzwischen die Sonne überraschend kräftig schien, entschied ich mich, ein Stück zu Fuss zu gehen. Zum Glück, denn so entdeckte ich die älteste Taverne von Paphos. Und weil der Besitzer sah, dass ich durchs Fenster fotografierte, machte er für mich extra auf, damit ich auch im Inneren fotografieren können. Er ist dritte Generation, die vierte arbeitet bereits mit – und sein Stolz auf das, was seine Familie hier aufgebaut hat, ist spürbar.

Der weitere Weg Richtung Altstadt / Stadtzentrum war weniger ästhetisch, aber als Spaziergang ganz ok. Und einige spezielle Fotos gab es auch. Neben einem Gebäude, das eine Schule, ein Kloster oder ein Krankenhaus sein mochte – jedenfalls gestiftet von zwei Frauen, aber mehr konnte ich der Beschriftung nicht entnehmen – gab es ein schönes Café, in dem mich die Bedienung mit einer wunderbaren, selbstgemachten Kokostorte und einem stilvoll servierten Mocca Frappé verwöhnte.

Kurz danach erreichte ich auch das Zentrum, wo an anderen Tagen offenbar ein Markt stattfindet, und die von der Reiseleitung angekündigte Einkaufsmeile. Nichts, was mich aus den Sachen gehauen hätte. War auch billiger so 🙂

Da langsam wieder Wolken aufzogen, nahm ich den Bus in Richtung Hafen, wo ich diesmal brav den Knopf drückte, damit ich umsteigen konnte, Nur fuhr mein Bus gerade weg … Also doch weiter zu Fuss. Kam aber nicht weit, denn das Gewitter war schneller. Ich flüchtete mich in ein weiteres Café und erhielt eine Badewanne voll Kaffee, plus Crackers, für 3 Euro. Und hatte erst noch das Vergnügen, unter den auch Schutz suchenden Katzen einen Pumuckl zu entdecken – inklusive Hick im Ohr! Grund genug, diesen Artikel über die Katzen auf Zypern zu verlinken.

Von hier aus schaffte ich es dann trocken zurück ins Hotel. Schrittzähler ist glücklich, jetzt darf ich ohne schlechtes Gewissen faulenzen.

Ich gönne mir ein frühes Znacht und gehe früh zu Bett. und für morgen habe ich mir einen Einzeltisch gebucht, im ruhigeren Restaurant. Nach den Erfahrungen am Table of Love an Weihnachten entschied ich, lieber lieb zu mir selber zu sein …

 

 

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