Ausflug nach Seahaven
Obschon das Wetter heute noch schlechter war als bis jetzt, beschloss ich, aus dem Hotel zu flüchten: Viele Familien waren extra für Silvester angereist, ein Teil davon reiste bereits heute morgen ab, andere blieben offenbar noch länger, hatten aber offenbar versäumt, Kinderspielzeug mitzubringen. Die Sprösslinge rasten durch die Gänge, rutschten Treppengeländer hinab oder schrieen sich ihren Frust von der Seele. Da ich selber sehr schlecht geschlafen hatte, hätte ich am liebsten mit geschrien … Mein Zimmer hatte sich ab 1 Uhr mit Zigarettenrauch gefüllt, weil offenbar in den Nachbarzimmern Kette geraucht wurde und die Klimaanlage alles zu mir schaufelte, selbst als ich diese abstellte. Dann doch lieber frische, wenn auch nasse Luft. Und irgendwann würden hoffentlich die versprochenen Aufhellungen kommen. (Spoiler-Alert: Sie kamen nicht.)
Also bestellte ich ein Taxi, um mich diesmal direkt zum Popeye-Village chauffieren zu lassen. Das Ganze kostete mich zwar mehr als die Fahrt vom Flughafen zum Hotel, was mich etwas irritierte, aber offenbar gelten heute Festtagstarife. Das ehemalige Filmset des Disney-Films, mit Robin Williams in der Hauptrolle, ist heute ein Freizeitpark – und bietet über Weihnachten und Neujahr spezielle Santa-Attraktionen, was meiner Meinung nach durchaus einen zweiten Besuch rechtfertigte (ich war 2008 schon mal da). Es zeigte sich, dass die freundliche Dame mich gestern viel zu früh aussteigen liess, aber auf meiner Fahrt an die äusserste Inselspitze bin ich praktisch am Zugang zum Dorf vorbei gefahren. Je nu … Heute wurde ich dafür bis zum Eingang chauffiert. Die versprochenen Aufhellungen hatten sich allerdings in einen Hagelsturm verwandelt, etwas, mit dem ich hier nun wirklich nicht gerechnet hätte. Offenbar auch die Malteser nicht, den Olive Oyl erzählte mir, das sei das scheusslichste Silvester seit 1988. Auch wenn der Hagel schnell aufhörte und heftigem Regen Platz machte – viele Gäste hatte es nicht im Park. Um so erstaunlicher fand ich es, mit wie viel Humor und guter Laune die Animateure sich um uns kümmerten: Der Käpten, Mr. Wimpy, Popeye selber – und Abel, ein Elf, der dem Nikolaus über die Festtage zur Hand geht. Sie führten ein lustiges Puppenspiel auf, schenkten uns ein Glas Punch und unterhielten sich in allen möglichen Sprachen mit dem knappen Dutzend Gäste. In einem separaten Bereich konnte ich zudem einen Blick in die Spielzeug-Fabrik von Samichlaus werfen, den Elfen bei den Vorbereitungen der Bescherung, der Pflege der Rentiere oder auch beim Mittagessen zusehen.
Im Hauptrestaurant gönnte ich mir anschliessend eine Kanne Tee und einen Popeye-Burger, da es fast eine Stunde dauern sollte, bis der Bus wieder fuhr.
Ach ja: Falls jemand Interesse am Musical-Film hat, ich habe zu Hause die DVD!
Mein Zwiebellook erwies sich als ausgesprochen erfolgreich: Ich trug Unterwäsche, Socken, Leggins, Hosen, ein kurzärmliges T-Shirt, ein langärmliges T-Shirt, einen Wollpullover und eine Jacke. Letztere war nicht ganz bis zum Schluss dicht, aber der Wollpullover hielt die Nässe doch vor mir fern. Am Schlimmsten waren die Füsse: Die Strassen hier haben ja keine Abwasserrinnen … Im Dorf selbst war das weniger ein Problem, denn da dieses an den Hügel der Bucht gebaut ist, geht es ohnehin treppauf und treppab, da verschwindet das Wasser automatisch. Aber auf dem Rückweg gab’s dann doch nasse Füsse. Eine heisse Schoggi und ein ebensolches Bad brachten mich aber schnell wieder auf Zimmertemperatur. Und gemäss Wetterbericht sollte es morgen ja besser werden … Was mir eigentlich egal sein kann, da ich ja für morgen meine Wellnesspakete gebucht habe, denn richtig schön sei es wieder ab dem 3. Hoffen wir’s!
Nachtrag zum Hotel Dolmen
Weihnachten und Silvester sind hier auf Malta nach wie vor in erster Linie Familienfeste. Parties etc. sind in den letzten Jahren erst aufgekommen und finden traditionellerweise draussen und vorwiegend in Valletta statt. Die vorwiegend englischen Touristen suchen auch eher ein ausgiebiges Essen als Party, so, wie sie auch zu Hause feiern würden. Dieses hat das Hotel Dolmen ganz klar geboten, wie mir heute verschiedene Gäste bestätigten. Dass das Wetter eher nicht zu einem Barbummel und Open-Air-Parties einlud, kann ich dem Hotelmanagement nicht anlasten … allenfalls, dass sie nicht kurzfristig umdisponierten und neben Bridge und Dart auch andere Aktivitäten anboten, um die Einzelreisenden besser einzubinden. Dennoch würde ich persönlich wohl die an sich schöne Insel eher wieder zu einer anderen Jahreszeit besuchen.
Hoy Schnüff,
Ja, Du hast es nun wirklich nicht gut gerichtet mit dem Wetter. Aber von Popeye dürfte man doch erwarten, dass er hier Ordnung schafft und für die Gäste besser sorgt. Nun, Du darfst ja wieder ins Pardies “Schweiz” zurückkehren und studieren, wo Du als nächstes Dich bei warmem Wetter aufhalten möchtest.
Geniesse was Du kannst und freue Dich ab jeder Kleinigkeit. Versuch es doch auch einmal, mit Runterrutschen auf dem Treppengeländer. Die Kinder haben dann etwas zu lachen, und der entsprechende Lärm (ohne lästigen Nikotinrauch) verständlich.
Liebe Grüsse
Papi