Silvester auf Malta

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Personal oder Gastgeber?

Dass das Wetter hier auf Malta so schlecht ist wie seit Jahren nie um diese Jahreszeit, dafür kann niemand etwas (ausser natürlich, es gibt einen Zusammenhang mit der globalen Klimaveränderung, dann sind wir indirekt wohl mehr oder weniger alle schuld). Dass man sich bei den erzwungenermassen häufigeren Aufenthalten im Hotel Dolmen nicht wirklich willkommen fühlt, das liegt allerdings am Personal – oder an dessen Schulung. 

Die Leute hier im Hotel Dogmen tun mehrheitlich ihre Pflicht: Die Zimmer sind sauber, das Essen ist ganz ok, aber die Auswahl ist klein und Tag für Tag unverändert, was das Frühstücksbuffet, das Café und die Bar angeht. Abendbuffets kann ich nicht beurteilen, da ich daran nicht teilnehme. Die Bedienung ist langsam. Oft unterhalten sich die Leute untereinander und reagieren erst auf vermehrte Handzeichen, um Bestellungen aufzunehmen oder bereits benutzte Tische abzuräumen und für die neuen Gäste frei zu machen – auch dann, wenn alle anderen Tische bereits besetzt sind. Die wenigsten sprechen mehr als das nötigste, ein Lächeln gibt’s kaum. Ausnahmen: Julian, ein Lehrling in der Bar, und Frida, beim Frühstücksservice – und die meisten Damen vom Hausservice, die auch allen Gästen ein gutes Neujahr wünschen (dürfte sich auch aufs Trinkgeld auswirken, aber die Lächeln immerhin!).

Ich habe mich vorgestern lange mit einer Dame aus Frankfurt unterhalten, die auch alleine angereist ist. Ähnlich wie ich verbringt sie die Festtage seit fast 10 Jahren immer im Ausland, aber noch nie sei sie sich so überflüssig vorgekommen. Im Gegensatz zu mir hatte sie das Weihnachtsbuffet gebucht, aber man habe sie einfach an einen einzelnen Tisch gesetzt. Als sie gefragt habe, ob man sie nicht mit jemandem zusammensetzen könnte, sei man erst ratlos gewesen, nach einem Blick in die Runde habe man sie an einen Tisch geführt, wo ein ca. 2o-jähriges Mädchen, noch mit dem Rucksack über der Schulter, in ihr Handy gestarrt habe. Sie sei dann an ihren Tisch zurückgegangen … 

 Auch sie hat in anderen Hotels erlebt, dass man die Gäste bereits bei der Reservation fürs Festtagsbuffet gefragt hat, an welchem Tisch sie sitzen möchten, wobei die Tische nach Sprachen und Ländern besetzt wurden. Oder es gab einen Table d’Hôte für Gäste, die Lust auf Gesellschaft hatten, und im Vorgang Single-Apéros oder -Animationen, wo man sich gegenseitig etwas kennenlernen konnte.

Ausserhalb des Hotels gibt es zwar jede Menge Bars, Eisdielen und Cafés, und hier habe ich auch durchaus schon sehr freundliches Personal angetroffen und mich teilweise mit anderen Gästen unterhalten, aber für Silvester gab’s in Bugibba keine wirkliche Alternative. In Valletta hätte es eine öffentliche Feier gegeben, mit Musik und Feuerwerk, auch in Mellieha sah ich bei meinem Ausflug, dass eine Bühne aufgebaut wurde, aber da ich schon tagsüber fror und die angeschriebenen 10 Grad sich wegen des Windes als viel kälter anfühlten, sah ich davon ab und verbrachte diesen Abend wie alle anderen: Mit einem leichten Nachtessen auf dem Zimmer, einem Abstecher in die Bar, wo ich an meinem Roman weiter schrieb, dann Bett. 

Ausflug nach Mellieha

Schön war aber der Tag, trotz des eher frostigen Wetters: Da es trocken war, stapelte ich meine Kleider übereinander und nahm den nächsten Bus, Richtung Osten. In Xemixjia stieg ich aus und spazierte hoffnungsfroh los. Gemäss einer freundlichen Dame am Busterminal müsste ich kurz nach dem Kreisverkehr einen Wegweiser sehen, der mich zum Popeye-Village bringen sollte. Fand ich aber nicht, und so wanderte ich halt der Strasse nach weiter, bis in den nächsten Ort. Mellieha ist sehr hügelig, mit engen, steilen Gässchen, an denen man das Auto wohl anbinden muss zum Parken. Die Kirche hier sieht nicht nur sehr schön aus, sie hat auch ein wunderbares Geläut – das allerdings so ausgiebig ertönt, dass ich froh bin, nicht hier zu wohnen. Keine Ahnung, ob das jeden Mittag so ist oder nur jetzt, zum Jahresende … Was mich riesig freute: Auf dem Spielplatz neben der Kirche gab es, neben anderen Schaukeln und Geräten, eine Spezialschaukel für Kinder im Rollstuhl. So geht Inklusion!

Ich entdecke ein hübsches Restaurant, in dem es maltesische Spezialitäten geben soll. Ob ich es nochmals wagen sollte? Im Café des Hotels hatte ich vorgestern maltesisches Kaninchen bestellt – und einen riesigen Teller Spaghetti gekriegt, mit ca. 30 Erbsen und 2 oder 3 Fasern, die durchaus Kaninchen hätten sein können – vorausgesetzt, ein einziges Hoppelvieh musste hier für eine ganze Saison reichen. Ich liess das meiste zurückgehen, da mir so viel Pasta nicht gut tut, und erklärte der Bedienung auch, dass ich gemäss der Beschreibung auf der Menükarte Spaghetti als Beilage erwartet hätte, nicht als die Hauptsache. Sie wollte es in der Küche ausrichten, eine Reaktion gab es aber keine.

Die Chancen standen nicht schlecht: Gemäss Karte gab es hier Spaghetti an Kaninchensauce, was wohl dem entsprach, was ich kannte, aber auch Kaninchen an Knoblauchsauce, mit Salat und Pommes. Ich liess die Pommes weg, und die freundliche (!) Dame fragte tatsächlich: «Möchten Sie in diesem Fall lieber mehr Salat oder lieber mehr Kaninchen?» Hach, wie schön! Und das Ganze war wirklich sehr lecker, am Nebentisch kamen später Gäste aus Italien, die ich vorher schon im Bus getroffen hat, und wir hatten viel Spass zusammen. 

Nach dem Essen fuhr ich weiter nach Cirkewa, brach aber diesen Verdauungsspaziergang schnell ab, weil der Wind immer heftiger und kälter wurde. Stattdessen hielt ich auf dem Rückweg beim Bayside-Café an und genoss dort eine Teepause. Der Inhaber hier kennt mich inzwischen und wünschte mir alles Gute zum Jahreswechsel. Er und seine Frau haben definitiv das Gastgeber-Gen! Schade, haben die am Abend zu …