Made in Hongkong
Den Flughafen von Hongkong kenne ich ja schon einigermassen, schliesslich hatte ich auf dem Hinflug hier acht Stunden Aufenthalt. Also schnappe ich mir meinen Koffer und folge zuversichtlich den Wegweisern zu den Hotelbussen, wobei ich unterwegs mit Helmut chatte, der von Taiwan her einfliegt und es auf einen früheren Flug geschafft hat. Wir vereinbaren, dass wir uns im Hotel treffen, da es doch noch einige Stunden dauert, bis auch er ankommt. Nur: Ganz so einfach ist das nicht. L’Hotel Elan hat keinen Hotelbus am Flughafen. Gemäss Webseite sei es aber per Metro gut erreichbar … Ich habe Bildere im Kopf, wie die Menschen in U-Bahnen geschoben werden (oder war das jetzt Japan?) und entscheide mich für einen Mittelweg: Mit dem Airport Express nach Kowloon, von da aus ein Taxi. Helmut hatte mir freundlicherweise die Hoteladresse auch auf Chinesisch gegeben, so dass ich dem Fahrer, der kein Englisch spricht, einfach mein Handy unter die Nase halte. Zur Sicherheit verfolge ich die Route via Karte und merke schnell, dass alles bestens klaptt: Ich erreiche das Hotel auf dem kürzesten Weg, und vergleichsweise günstig – Taxis kosten hier ca. 30% von dem, was ich in der Schweiz bezahlt hätte …
So bin ich gegen halb neun bereits im Hotel, wo das Zimmer natürlich noch nicht frei ist. Aber im 35. Stock hat es, neben einem Fitnesscenter und einem kleinen Pool, eine Lounge mit Gratis-Kaffee und Tee. Ich kann hier auch meinen Laptop anschliessen und etwas arbeiten, bis Helmut kurz vor 11 eintrudelt. Da auch sein Zimmer noch nicht bereit ist, dislozieren wir ins Forte und lassen uns bei einem Brunch verwöhnen. Die Auswahl ist riesig, die Bedienung extrem freundlich – und dank Helmuts Sprachkenntnissen tauen Kerry und die Kolleginnen schnell auf. Wir werden mit Neujahrshüten, Tröten etc. eingedeckt und haben viel zu lachen.
Nachdem wir unsere Zimmer bezogen haben, ziehen wir los, bei schönem und warmem Wetter, um die Stadt zu erkunden. Mit dem Taxi fahren wir runter zum Hafen und setzen mit der Star Ferry über – eine Zeitreise, quasi, denn die Dinger sehen immer noch so aus, wie zur Zeit meiner Geburt … Wir lösen gleich noch 2 Karten für die Symphony of Light, die 19 Uhr 55 stattfinden und eine Stunde dauern soll.
Auf der anderen Seite finden wir nicht den von Helmut gesuchten, schönen Platz mit gemütlichen Cafés, sondern eine riesige Baustelle, die zu umgehen uns einige Energie kostet. Dafür landen wir dann auf einem lustigen Platz voller Manga-Figuren, die einen geradezu zu Fotoschabernack verführen. Etwas weiter treffen wir auf einen wunderbar kitschigen Rummelplatz, mit viel Kunstschnee und grossen Plüschviechern, auf die die Leute hier offenbar abfahren – aber endlich auch auf einem Waffel- und Kaffeestand.
Mit der Fähre fahren wir zurück zum 1881 Heritage – einem Einkaufszentrum, das aus wunderschönen viktorianischen Häusern besteht, und jetzt mit Tausenden von Weihnachtskugeln und herrlich kitschigen Winterszenen dekoriert ist. Hier und rund um den Clocktower nimmt das Gedränge vehement zu. Ich hatte zwar gelesen, dass die Strassen im Hafenviertel ab 18.30 gesperrt würden, wegen des Silvesterfeuerwerks, aber irgendwie hatten Helmut und ich unterschätzt, was das heisst …Uns wird bewusst, dass wir es zwar vielleicht noch aufs Schiff schaffen – aber dann wohl kaum mehr runter und weg aus dem Getrümmel, so dass wir uns das Feuerwerk von einer etwas ruhigeren Stelle aus ansehen könnten (wir haben es beide nicht so sehr mit Menschenmassen). Wir versuchen, die Karten umzutauschen, für den nächsten Tag, aber das geht nicht (zum Glück wie wir am 1.1. dann rausfinden werden). Die Dame am Schalter bietet uns erst an, sie könne versuchen, die Karten erneut zu verkaufen, dann könnte sie uns das Geld geben, aber ihre Kollegin ist kulanter und gibt uns das Geld gleich zurück – die dürften auch keine Probleme gehabt haben, diese wieder los zu werden …
Während ich auf Helmut wartete, hatte ich im Hotel diverse Broschüren durchgeblättert und gesehen, dass die von 23 Uhr bis 1 Uhr im 35. Stock eine Bar betreiben wollten. Von der Lage her schien es möglich, dass wir da auch das Feuerwerk sehen könnten. Wir beschlossen, es zu riskieren, und kehrten ins Hotel zurück. Im Forte wartete die Floor Managerin, Kerry, mit ihren Kolleginnen und Kollegen im festlich geschmückten Restaurant auf Gäste – und wir genossen ein wunderbares Semi-Buffet, mit einem servierten Hauptgang und viel Feinem ab Büffet. Da die Hotelterrasse sehr klein ist und der Teil, von dem man aus tatsächlich Sicht aufs Feuerwerk hat, noch kleiner, stellen Helmut und ich uns recht früh mit Stativ in Position – und nutzen die Zeit, um uns mit den anderen Gästen zu unterhalten. Dass Helmut ein wenig Mandarin spricht, erleichtert die Sache ungemein – die Leute freuen sich sichtlich, und viele wollen (wie übrigens auch schon auf unserem Nachmittagsspaziergang) mit uns fotografiert werden. Das abendliche Hongkong sieht sehr eindrücklich aus, und das Feuerwerk ist wunderschön – wenn auch nicht wirklich fotografierbar, dafür ist es zu diesig. Video geht aber erstaunlich gut, finde ich – und im Ton kriegt ihr noch etwas von der Stimmung auf der Terrasse mit.