Buchvernissage von Schreiber vs. Schneider im Hirschli
Über 3,5 Millionen Menschen in der Schweiz kennen den Alltag von Schreiber und Schneider – zumindest theoretisch, denn das ist die Leserzahl der Coopzeitung, in der die Kolumnen nun bereits seit über 13 Jahren veröffentlicht werden. Ich aber, und darauf bin ich ein klein wenig stolz, kenne die beiden seit einiger Zeit persönlich, sind wir doch hier in Bad Zurzach Nachbarn. Man trifft einander an Festen, im Flecken, auf dem Markt und natürlich immer wieder auch online. Entsprechend habe ich mich auf die Buchvernissage der beiden im Hirschli gefreut – und wurde nicht enttäuscht:
Empfangen wurde ich im lichtgeschmückten Innenhof des Hirschlis, wo ein Feuer prasselte und die ersten Gäste sich bei einem Apéro unterhielten, den die beiden Töchter von Schreiber & Schneider vorbereitet hatten. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die beiden! Im Wohnzimmer des Hirschli mussten bald zusätzliche Stühle aufgestellt werden, so zahlreich waren die Neugierigen.
Die beiden lasen und erzählten frisch von der Leber weg, mit den samtig-weich verpackten Giftspritzen, wie man sie aus den Kolumnen kennt – immer gerade spitz genug, dass man sie spürt, aber so dosiert, dass ein Lächeln die Wunden heilen kann. Und ja, alles, was die beiden erzählen und schreiben ist wahr – nur bei der zeitlichen Festlegung wird teilweise geschummelt, so dass je nach Erscheinungsdatum eine Geschichte dann halt in den Sommerferien spielt, statt im Frühling.
Von über 700 Kolumnen ist bis jetzt eine einzige abgelehnt worden (im neuen Buch ist sie aber drin. Ich sage nur: Cola!), Tabuthemen gibt’s ausser Religion und noch offene Streits keine. Themen finden sich überall: Die Kolumne ist wie ein Familienmitglied, ständig irgendwie mit dabei. Wer achtsam ist, erlebt in seinem Alltag unzählige Geschichten, die sich für eine Kolumne eignen – die Kunst besteht offenbar nur darin, die Gelegenheiten zu sehen und Stichworte sofort zu notieren, sonst gehen die Geschichten im Trubel des Alltags unter. Dass aber auch diese Art des Vorgehens ihre Tücken hat, weiss insbesondere Schneider: Wenn die beiden sich zoffen und Schreiber so richtig in Fahrt kommt, flutscht er plötzlich aus der Rolle des Kontrahenten raus in die Rolle des Kolumnisten – und schuld ist natürlich sie, weil sie im Streit so druckreif spricht. Alle Frauen im Saal ziehen hörbar die Luft ein, als er erzählt, wie er in solchen Fällen mitten im Satz davon geht und an den Compi sitzt, um sich Notizen zu machen …
Das ist wohl ein Teil des Erfolges der beiden: Jede/r erkennt sich in den Kolumnen irgendwie wieder. Ja, auch die Männer … spätestens dann, wenn Schneider flappst: Das Weggehen mag ja heftig sein – aber erst das Wiederkommen …!
Viel zu schnell verfliegt die Lesung, aber auch während des Interviews mit Kathy Horisberger, der ehemaligen Chefredakeurin, die Schreiber&Schneider seinerzeit zur Coopzeitung geholt hatte, gibt es viel zu lachen, zu schmunzeln – und zu erkennen, dass man selber vielleicht mit seinen Problemen und Problemchen gar nicht so alleine ist. Und ja, natürlich habe ich mir das neue Buch gekauft!
Falls ich euch gluschtig gemacht habe:
Hier könnt ihr das Buch direkt bei den Autoren bestellen.
Ein Gedanke zu „Spesen einer Ehe“
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