Wir haben beide wunderbar geschlafen und starteten wohlgemut in den Tag. Ich mit Kaffee – wir hatten im Apartment sogar eine French Press! –, Bianca mit Wasser. Frühstück sollte es später unterwegs geben, denn in Wellington gibt es jede Menge Verpflegungsmöglichkeiten, wie ein Blick ins Internet zeigt. Eat & Drink in Wellington. Hier gibt es jede Menge Kaffeeröstereien, eine Menge Bierbrauereien und Restaurants oder Takeaways aus aller Welt.
Und natürlich gibt es auch viel zu sehen, wie ein Blick auf die Tourismusseite zeigt: Wellingtons.com
Wir starteten den Tag mit einer Fahrt mit dem Cable Car. Oder besser: Wir hatten es vor. Onkel Google führte uns nämlich zuerst ganz schön im Kreis rum! Offenbar sind die Signale in Wellington sehr schwach, Ortungsdienste funktionieren praktisch nicht. Und so kommt es, dass Google zwar den Zielort kennt, den Startpunkt und die Bewegungen aber nur sehr schlecht oder gar nicht erfasst. Statt zu sagen, ich habe keine Ahnung, wo ihr euch befindet, halluziniert er fröhlich vor sich hin, schickt einen hierhin und dorthin, wobei die zurückzulegende Strecke sprunghaft kürzer oder länger wird. Im Laufe der zwei Tage lernten wir zwar, etwas skeptischer zu sein, aber es gab doch noch den einen oder anderen Umweg. Der zum Cable Car dürfte aber unser grösster gewesen sein.
Die Bahn ist über 100 Jahre alt, einer der älteren Wagen steht oben im Museum. Der aktuelle Wagen stammt aus dem Siebzigerjahren – und wurde von Habegger in Thun gebaut. 2015 wurden in de Tunnels Lichtelemente installiert. Diese können zu bestimmten Anlässen umprogrammiert werden, die Licht-Show ist auch im Alltag sehr eindrucksvoll. Die Bahn steigt auf 609 Metern etwas über 100 Meter an, so dass sich von oben ein wunderbarer Rundblick bietet. Neben einer alten Kanone, einer Wetterstation und dem Space Place befindet sich hier auch der Botanische Garten, der sich bis fast hinunter in die Stadt hinzieht. Fasziniert hat mich die Sonnenuhr, bei der ich als Mensch quasi der Zeiger bin. Das Ding kann sogar Sommerzeit! Da werden dann einfach die Stundentafeln ausgetauscht.
Wir spazierten nur durch den oberen Teil des Gartens, dann zurück zum Café neben der Bergstation – für eine Biopause (Bianca ist richtig gut darin, öffentliche Toiletten zu erkennen und mich darauf hinzuweisen. Die haben hier aber auch sehr viele – und sehr saubere!)
Wir fahren zurück in die Stadt und besichtigen eine Schoggi-Fabrik, die ähnlich wie La Schoggi von Bean to Bar anbietet. Wir hätten hier auch einen Workshop machen können, begnügen uns aber mit Naschen. Richtiges Frühstück gab es bei Best Ugly Bagels. Der Name war uns am Vortag schon aufgefallen, und ich wollte wissen, was denn an denen so hässlich sein soll. Weiss es aber immer noch nicht – meiner jedenfalls, mit Speck und Avocado, war sehr fein.
Weiter ging es der Waterfront entlang, zur Oriental Bay Beach. Der künstlich aufgeschüttete Sandstrand ist im Sommer ein beliebter Treffpunkt.
Wie auf allen unseren Spaziergängen staunten wir über die extrem vielseitige Architektur – von wunderschön bis naja, von historisch bis modern – oder sogar kombiniert, tipmodern auf historischen Gebäuden. Ich fand später einen interessanten Blogpost zum Thema, falls sich jemand von euch für die Architektur von Wellington interessiert: From Past to Present – the Evolution of Wellington, New Zealand.
Was, neben der Architektur, auch ins Auge fällt, ist das breite Spektrum von Kunst im öffentlichen Raum, von Graffiti über Wandmalereien, Skulpturen bis hin zu komplexen Installationen. Offenbar wird einiges davon auch vom Council gefördert, wie die Seite über Public Art zeigt.
Ein witziges Detail in diesem Zusammenhang sind die Ampelfiguren. Als erstes fiel uns ein Rotlicht auf, das ich respektlos als Silhouette eines Cowboys beschrieb, dem man das Pferd unter dem Hintern weggeschossen hatte. Spoiler Alert: Haka wäre die richtige Antwort gewesen). Es gab aber auch eine Dame im Kolonialstil. Mehr dazu auf der Website von Roads and Transports. Uns hat es gefallen – und wir haben definitiv die Augen offen gehalten, um allenfalls weitere Figuren zu finden.
Am frühen Nachmittag spazierten wir wieder runter zur Waterfront, zum Te Papa. Hier sahen wir uns als erstes eine Ausstellung an, die zutiefst betroffen machte: Gallipoli schildert Ereignisse rund um die gleichnamige Schlacht im ersten Weltkrieg, aus der Sicht von acht Neuseeländer:innen, die dabei waren. Herzstück der Ausstellung sind, neben Fotos und Tonaufnahmen, Überlebensgrosse Figuren, die vom Weta Workshop auf Grund von Fotos in 2.4-facher Lebensgrösse erstellt worden sind. Das Leid in den Gesichtern ist auf diese Weise extrem spürbar. Daneben wirkte die Ausstellung zu Flora und Fauna Neuseelands fast etwas trivial – so gut diese auch gemacht war.
Viel Zeit verbrachten wir in der Cuba Street, der Fußgängerzone, mit dem berühmten Eimerbrunnen. Neben Kunstateliers und schrägen Läden gefiel uns hier vor allem ein Buchladen, Pegasus. So herrlich altmodisch, mit Unmengen an Büchern, die teilweise. nur via Leiter zugänglich waren. Grossartig!
Nach einer kurzen Pause im Hotelzimmer machten wir uns auf fürs Znacht. Viele Restaurants waren sehr gut besucht, aber im Shed 5, einem weiteren Restaurant an der Waterfront, fanden wir noch einen Tisch. Die Leute sind spezialisiert auf Krabben, Fisch und Meeresfrüchte, bieten aber auch sonst viel Feines an. Wobei das Schwergewicht auf VIEL liegt. Knoblibrot als Vorspeise? Bitteschön, hier ein ganzer Laib? Statt einem Hauptgang Pouleflügeli aus der Vorspeisenkarte? Sicher doch – hier ein Kessel voll! Zum Glück gibt’s Dogge Bags.