Whakatane – Tag 3

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Jetlag habe ich offenbar ziemlich überwunden: Ich erwache wie zu Hause kurz nach 2 und kurz nach 6.  Der Morgen beginnt mit ziemlich heftigem Regen, der aufs Bungalowdach prasselt, aber bis ich meine Mails gecheckt und Kaffee getrunken habe, ist der Souk vorbei, sodass meinem Spaziergang zum „Head“ nichts im Wege steht. Ich spiele vom Winde verweht und lasse mich durchpusten. Fühlt sich gut an!

Mein Spaziergang führt erst durch den Park, am Jachthafen vorbei, an den Büros von White Island Tours und deren Anlagestelle, durch Gitter  abgesperrt, über eine Art Allmend bis vorne zur Einfahrt, wo das Whakatane-Mädchen sich tapfer in den Wind stellt, umtost von den Wellen. Viele Menschen sind nicht unterwegs, aber alle grüssen freundlich oder verwickeln mich sogar in ein Gespräch.

Beim grossen Kanu der Maori, direkt gegenüber dem Vulkan, wurden Gitter aufgestellt, in welche die Menschen Blumen und Kondolenzkarten gesteckt haben. Man spürt die grosse Betroffenheit der Leute, auch wenn die Bevölkerung gemäss Callum sehr unterschiedlich reagiert: Einige wollen den Tourismus auf die Insel gänzlich verbieten, andere mahnen, dass viele Menschen in der Stadt Lohn und Brot eben diesem Tourismus verdanken. Der Bruch verläuft nicht zwischen Maori und Weissen, wie ich voreilig angenommen hatte, sondern quer durch die Gesellschaft. Die Insel White Island ist Privatbesitz, das wusste ich, aber die Mehrheit daran besitzt ein Stamm der Maori. Deswegen gibt es auch unter den Maori Befürworter und Gegner der Bewirtschaftung. Der Konflikt sei nicht neu, viele Projekte der Stadtentwicklung würden immer wieder auf Jahre hinaus blockiert, erfahre ich von Callum.

Tragischerweise gibt es unter de Maori viele, die seit mehreren Generationen von der Sozialbehörde leben. Selbst auf der Highschool gab es damals Jungs, die als Berufswunsch angaben, DOLE beziehen zu wollen – also Arbeitslosengeld. Sie sehen das als eine Art „Wiedergutmachung“ der Weissen, weil diese ihnen das Land gestohlen hatten. Dass der Staat den Stämmen inzwischen riesige Summen als Settlement Payments überwiesen hat, zähle für diese Menschen nicht … Alkohol, Drogen (Metz mehr als Cannabis) und Zigaretten seien weit verbreitet, obschon diese durch Steuern extrem verteuert worden seien. Man überlege sich hier wieder ein System der Foodstamps, damit die Leute mit dem Geld der Sozialbehörde tatsächlich nur Lebensmittel beziehen können. Traurig, irgendwie …  Und ja, es gebe natürlich auch weisse Schmarotzer, erfahre ich. Und Maori, die sich intensiv bemühen, ihre Kultur zu bewahren und zu vermitteln.  Aber selbst mir waren die Schilder aufgefallen: Alcohol Ban Zone – mit der Androhung von hohen Bussen. Sie stehen überall in der Stadt, und wie jedes Schild haben sie ihre Geschichte. Die Gräben werden nicht leicht zu schliessen sein …

Draussen beim „Head“, der Einfahrt zum Hafen von Whakatane, gönne ich mir ein leichtes Picknick, bevor ich zurück in den Ort spaziere, mit kleinen Besichtigungs- und Fotohalten. Kiwi-Skulpturen, Maori-Schnitzereien und Gemälde säumen den Weg, zusammen mit knorrigen Bäumen, die sich an Felsen krallen, und wunderbar gepflegten Gärten und villenartige Häuser.

Ich wähle den Weg durch „The Strand“, die Hauptstrasse, und mache einen Abstecher ins Museum. Dann lasse mich von einer netten Dame zum Kauf von schweineteuren Kirschen verführen: Gross, saftig und süss sind die, und schmecken so gar nicht nach Dezember 🙂 Dazu passt, dass ich kurz danach, im Stadtpark, die Schuhe ausziehe und barfuss zurück spaziere. Der Boden ist herrlich weich und tut meinen Füssen gut. Und der Regen wartet freundlicherweise, bis ich Zuhause bin. Ich bastle mir eine Käseschnitte und gönne mir ein Mittagsschläfchen … Ganz ent-jetlagged bin ich offenbar nicht.

Da es immer noch schüttet wie aus Kübeln, holt Bianca mich mit dem Auto ab. Kurz darauf kommt Callum mit Freyja, und die Kleine freut sich riesig, mich zu sehen, zeigt mir Zeichnungen und gebastelte Weihnachtsdekorationen. Beim Essen kippt ihre Stimmung aber wieder, sie fordert und trotzt und will partout nicht ins Bett. Es ist nicht leicht, dreijährig zu sein … Bilder von meiner Prinzessin gibt es übrigens keine, auch wenn sie, nicht trotzend, wunderschön fotogen wäre. Derartige Bilder bleiben privat.

Bianca und ich gehen nochmals raus, Weihnachtsgeschenke für eine Arbeitskollegin kaufen. Wir besuchen so eine Art Ottos und ich amüsiere mich sehr: Was die Leute hier an Weihnachtsdeko oder “Secret Santa” Geschenken anbieten, geht auf keine Kuhhaut. Werde mich morgen weiter amüsieren können: Bianca muss arbeiten, Callum, Freyja und ich gehen ins Late Shopping und, wenn alles klappt, zu einem Fotografen, damit Freyja ein Bild von uns beiden hat, wenn ich wieder weg bin.

Weiterführende Links:

https://edition.cnn.com/2019/12/14/opinions/white-island-volcano-risks-phillips/index.html

https://www.whakatane.info/activities/maori-culture

https://www.whakatane.com/activities/nativconnectionz-real-maori-experiences

2 Gedanken zu „Whakatane – Tag 3“

  1. ja, leider gibt es überall Missverständnisse, die einige Menschen zu einem besonderen Verhalten “zwingen”. Hauptsache ist, dass man alle leben lässt wie sie sind.

    Daddy

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