White Island, New Zealand

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Lovey’s Tanz auf dem Vulkan

Mein Bruder hat mir zu Weihnachten Geld geschenkt, mit dem ich hier in New Zealand was erleben solle. Ein heisser Tipp erhielt ich sowohl von Bianca als auch von Sue, der Managerin des Asura Barringtons Motor Lodge: White Island, der einzige aktive Meeresvulkan von Neuseeland sei eine Reise wert!

Gebucht hatte ich den Ausflug schon vor ein paar Tagen, gestern Abend kam dann die Bestätigung, dass er stattfinden würde – der Wetterbericht sei hervorragend. Da ich bereits um 7.45 einchecken musste, gut 4 km vom Motel entfernt, bat ich Sue, für mich ein Taxi zu bestellen. Sie winkte ab: Ich fahre dich. Du bist schon so lange hier – du gehörst praktisch zur Familie (die meisten Gäste bleiben hier nur 1 oder 2 Nächte)!

Ich packte meinen Rucksack, brav nach der Checkliste, die ich bei der Buchung erhalten hatte: Regenjacke – check. Geschlossene Schuhe – check. Sonnencreme – check. Wasserflasche – check. Kamera – check. Was nicht auf der Liste stand – und dann prompt fehlte, weil es immer noch in der Handtasche steckte: mein Portmonnaie! Das merkte ich allerdings erst, als ich einchecken wollte, Minuten, nachdem Sue mich hatte aussteigen lassen. Die Mädels von White Island Tours nahmen das aber gelassen: Du kommst ja ohnehin Morgen noch einmal, für den zweiten Ausflug – dann zahlst du eben alles zusammen. Gibt erst noch weniger Arbeit …

Sie drückten mir die Sicherheitsbestimmungen in die Hand, mit einem ganzen Bündel von Bestimmungen und Hinweisen: Dass man die Wege nicht verlassen dürfe, dass die Dämpfe Rachen und Nase reizen können, weswegen alle mit Gasmasken ausgerüstet würden, dass der Helm obligatorisch sei etc. Ein Abschnitt richtete sich recht offensichtlich an die Amis: Bitte beachten Sie, dass Sie in Neuseeland keine Millionenklagen führen können, wenn Sie sich an heissem Wasser verbrennen etc.! Etwas stutzig wurde ich, als es hiess, vorausgesetzt werde eine einigermassen solide Konstitution: Man müsse Leitern klettern und vom Boot ins Schlauchboot umsteigen können, vom Schlauchboot auf einen Steg … Ich wandte mich an eine der Guides und meinte, ich würde wohl eine helfende Hand benötigen. Sie meinte: Dann müssen wir die medizinische Freigabe ausfüllen, und ich fürchtete schon, dass sie Einwände gegen meine Teilnahme hätten oder mich unterschreiben liessen, dass ich das Ganze auf eigenes Risiko mitmache, aber weit gefehlt: Zwar wollten sie wissen, was denn genau meine Einschränkungen wären (kann Knie nicht voll biegen; teilweise unsicher) – aber dann erhielt ich einen Sticker, der mich mit “Medical Alert” kennzeichnete, und den Rest des Formulars musste die Crew ausfüllen und unterschreiben: Dass sie meine Probleme kennen und dass sie mich entsprechend intensiver betreuen, damit ich die anfallenden Hürden problemlos bewältigen könne. Hut ab!

Kurz nach 8 Uhr tuckerten wir los. Knapp 50 km sind es bis nach White Island: Zur Flussmündung raus und übers Meer. Da kaum Wind wehte, war das Meer spiegelglatt, so dass niemand seekrank wurde. Die Wolken, die hier morgens häufig grau und tief hängen, verzogen sich, so dass beste Bedingungen herrschten für unsere Erkundigungstour. Emily, unser Tourguide, gibt uns erst Verhaltensregeln für den unwahrscheinlichen Fall eines Ausbruchs: Wo wir Schutz suchen, wie wir uns vor Magmabomben  (aussen erstarrte, innen flüssige Lava) in Deckung bringen, dass wir einer allfälligen Lawine seitlich ausweichen sollen und nicht versuchen, ihr davonzurennen – sie sei sowieso schneller …

Anschliessend erzählte  sie uns einiges über die Geschichte der Vulkaninsel – von der Entdeckung durch James Cook über die ersten Schwefel-Abbauversuche bis hin zur heutigen, touristischen Nutzung. Der Schwefelabbau, der von 1912 bis 1914 und dann wieder von 1923 bis 1933 hier betrieben wurde, war eine enorm harte Arbeit. 1914 verschüttete ein Ausbruch die Arbeiter und das Lager, nur eine Katze, Pete the Great, wurde gerettet – und lebte danach noch einige weitere Jahre.

Die Insel ist sehr unwirtlich, je nach Wind streichen die Dämpfe über die Insel und reizen Augen, Nase und Rachen. Im Krater wurde als tiefster PH-Wert minus 0.6 gemessen, das Wasser, durch das wir teilweise waten, hat einen Wert um 2, ähnlich wie Cola, schmeckt teilweise wie Blut, weil so viel Eisen drinn ist. Trotz des vielen Schwefels riecht es hier nicht nach faulen Eiern, wie zum Beispiel in Rotorura, dem Vulkangebiet auf dem Land, das ich bei meiner letzten Reise besichtigt hatte – und bei dem wir dieses Jahr mit Michael und Ingrid nur Nase rümpfend durchgefahren sind: Michael wollte sich das nur von weitem ansehen!

Kleider und Material verrotteten bei den Arbeiten auf White Island extrem schnell – am längsten hielten Wollkleider, die aber im Sommer natürlich auch nicht gerade das gelbe vom Ei waren. Obschon es ja gerade um das Gelbe ging, um den Schwefel, der zur Desinfizierung, als Dünger etc. gebraucht wurde. Die Arbeiter unterschrieben jeweils für drei Monate, bei für damalige Verhältnisse sehr gutem Lohn. Nicht viele verlängerten ihre Verträge mehrmals – derjenige, der am längsten durchhielt, war 8 Jahre hier, der am kürzeste verliess das Boot nicht, das ihn zu seiner neuen Stelle bringen sollte: Er hatte irgendwas gelesen von pazifischer Insel und gutem Lohn, hatte sich schöne Strände und Palmen ausgemalt – und geriet in Panik, als er sah, wo man ihn aussteigen lassen wollte. Er klammerte sich an den Mast und liess diesen erst wieder los, nachdem das Boot wieder abgelegt hatte …

Für mich als Tagestouristin ist die Insel eine Pracht: Die vielen Mineralien färben das Gelände wie ein Kunstwerk; dort, wo Dampf, Schlamm oder Wasser aufsteigen, formen sich bizzarre Statuen. Der vielfarbige See, der in früheren Berichten erwähnt wurde, ist aktuell verschwunden – das Gelände ändert sich andauern, auch wenn der Vulkan mit Stufe 1 zur Zeit nur leicht aktiv ist. Wie das aussieht, könnt ihr euch in den Videos unter “Weiterführende Links” ansehen. Hier zwei kurze Videos, wie ich White Island heute vorfand:

Im Anschluss an die Besichtigung umrundeten wird die Insel mitt dem Boot, beobachteten die Vogelkolonien und entdeckten auf der Westseite, weinn ich mich nicht irre, Pflanzen, die hier trotz unwirtlichen Bedingungen gedeiehen.

Auf der Rückfahrt entdeckten wir dann, quasi als Zugabe, diese verspielten Delfine. Was ein Mädchen auf dem Boot voller Entrüstung ausrufen liess: Mammy! You never told me Flipper had sisters!

Weiterführende Links:

Und natürlich wie immer: Meine Fotos als Diashow – heute in Überlänge-

 

2 Gedanken zu „White Island, New Zealand“

  1. Bei all diesen Sehenswürdigkeiten muss ich mir wirklich überlegen, ob nicht mal eine Reise nach Neuseeland angebracht wäre.

    Daddy

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