Saisonstart: Kerzerslauf 2024

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Ausgangslage der Laufsaison 2024

Wirklich viel trainiert hatte ich nicht. Zwar bin ich in Neuseeland sehr viel gewandert und war auch nach der Rückkehr in die Schweiz viel auf den Beinen (gemäss Oura absolviere ich seit Jahresbeginn durchschnittlich einen Drittel mehr Schritte als im Vorjahr), aber das war alles eher gemächlich. In Neuseeland, weil es so viel zu sehen und zu geniessen gab, hier eher der Not gehorchend, weil die Pollen bei mir Entzündungen im Körper aktivierten – v.a. rund um die Knieprothese und die Arthrose im anderen Knie und in beiden Füssen.

Auf der positiven Seite gab es aber auch einiges: Meinen letzten Asthmaanfall hatte ich vor mehr als einem Jahr, ich bin also super eingestellt. Die Knieschiene, die ich noch von den Zeiten vor der Prothese habe, mildert die Belastung und ist angenehm zu tragen. Und das Wichtigste: Moesha, meine Partnerin in Crime, ist eine ausgesprochen geduldige Person: Ihr macht es überhaupt nichts aus, im Ziel zu warten. (Seit gestern weiss ich auch einmal mehr, warum: Die erlebt da immer lustige Sachen!)

Pastis statt Pasta? Vorbereitung einmal anders

Nach dem Motto: Jetzt kommt es eh nicht mehr drauf an, habe ich mich für den Vorabend des Laufs zu einer Degustation überreden lassen. Und ja, viel brauchte es nicht dazu, hatte ich doch Orator schon früher kennelernen dürfen. Christian Orator und seine Frau betreiben in Pfungen eine “Schnapsbrennerei im Paradies”. Sie nennen das natürlich nicht so, denn sie stellen Edelbrände her, aber wenn man die beiden und ihre Hingabe an das Metier erlebt, lieg das Lied von Peter Reber nahe.

Und nur um das gleich klarzustellen: Pastis haben die natürlich nicht aufgetischt! (Ich kann das Zeugs nicht ausstehen, aber das Wortspiel lag auf der Zunge …) Jedenfalls hatten wir einen genussreichen und sehr informativen Abend. Ich weiss jetzt, wie man richtig trinkt (jawohl, musste ich mit knapp 63 lernen); dass die Spirituosen anders riechen, wenn ich mir abwechlsungsweise das rechte oder linke Nasenloch zuhalte; wie sich ein Aroma fühlt, das in einer Lipid-Hängematte vor sich hinschaukelt – und natürlich, dass es noch viel mehr feine Sorten gibt, als ich schon kannte 🙂

Allerdings war nach dieser Degustation das Bedürnis nach Kohlenhydraten gering. Trotz den feinen Apero-Häppchen vom Team des Gasthofs zur Waag gelüstete es mich nach Deftigem: Chicken Nuggets und Fries. Je nu: Ich erklärte Edelbrände kurzerhand zu isotonischen Getränken – beim Bier zählt das ja auch …

Es geht los!

In der Nacht hat es bei uns geregnet, zwischendurch zog sogar ein Gewitter durch. Ich war etwas skeptisch, ob Bernhard vom OK des Kerzerslauf sein Wetterversprechen würde einlösen können. Zur Vorsicht hatte ich einen vollen Satz Kleidung zum Wechseln eingepackt, inklusive Schuhe. Sicher ist sicher …

Wie immer haben Moesha und ich die gemeinsame Anreise beschlossen, für mich damit mit einem kleinen Umweg via Zürich. Da sie jeweils am Flughafen einsteigt, heisst das jeweils, dass wir einen Platz im Speisewagen auf sicher haben. Und als ob sie wusste, dass mein Organismus etwas Auftrieb brauchte, wählte sie das Restaurant in Wagen 14, Sektor D. Ich kam, mit etwas Verspätung, im Sektor A an, auf einem recht weit entfernten Gleis. Immerhin schnallte ich gerade noch rechtzeitig, dass der Zug aus zwei Kompositionen bestand und dass ich mich sputen musste, um wenigstens in die richtige Hälfte einzusteigen – da wäre sonst bis Bern kein Durchkommen gewesen. Aber hey: Hat gereicht! Zur Belohnung gab’s Frühstück für mich, Schoggi und Gipfeli für Moesha. Und natürlich hatten wir uns einiges zu erzählen: Ausserhalb der Laufsaison sehen wir uns fast nie, bzw. nur virtuell.

Kerzers rockt!

Für Moesha war es der erste Kerzerslauf, für mich der sechste. Und ich freute mich einmal mehr, wie grossartig die das machen: Infostand am Bahnhof, super übersichtliche Beschriftung (ihr kennt ja meinen Orientierungssinn), geniales Abfallkonzept, überall freundliche Helfer:innen. Die Stimmung ist super, die Verpflegung abwechslungsreich, die Zielstrasse mit Rüebli, Äpfel, Farmerrielge, Magnesium und Fokuswasser bestens bestückt. Was mir dieses Jahr besonders aufgefallen ist: Sensationelle Musikauswahl beim Zieleinlauf. Herrrlich mitreissend. Und auch auf die Fotos freue ich mich wieder: Auf der Kurzstrecke von 10 km gibt es selten so viele Fotograf:innen.

Wir spazierten zur Garderobe hoch, machten uns lauffertig – und ich grinste mir einen Ast, als Moesha ihren Stitch aus dem Rucksack kramte und ins farblich assortierte Lauf-Ensemble einpackte. Die beiden sind so herzig – und werden entsprechend ogft angesprochen. Ein kurzer Test vor dem Start: Stitch und Wasserflasche sitzen, Moesha wird wie gewohnt Rad schlagend ins Ziel fliegen können. Spoiler Alert: Konnte sie dann nicht. Weil sie so schnell war, dass sie im Pulk war und jemanden hätte treffen können.

Kurze Biopause, dann ging es zum Start. Startblock 43 zog gerade an uns vorbei, und so entschieden wir, einfach zu warten, bis 46 bzw. 47 nachrückten. Kurz bevor Moesha sich einreihte, meldete meine Oura-App voller Freude: Du hast dein heutiges Aktivitätsziel erreicht! Ehm – denkste! (Muss ehrlicherweise auch zugeben, dass die App das tiefstmögliche Tagesziel, 400 Aktivitätskalorien, für diesen Tag geplant hatte, augrund meiner allgemeinen Form und der Schlafwerte der vorangehenden Nacht …)

Ich freundete mich kurz mit dem Besenvelo an und erzählte ihr von meinen schlechten Erfahrungen letztes Jahr am Pfingstlauf. Sie beruhigte mich: Sie habe Zeit, und Abbrechen käme überhaupt nicht in Frage, im Fau! Danke dafür!

Mein Start verlief gut, es war immer noch trocken (ich hatte die Regenjacke in der Garderobe gelassen) und die Temperatur war angenehm. Knie machte überraschend gut mit (hatte mich ja letzten Sonntag etwas übernommen und war von daher etwas unsicher), und die Nase lief nicht soooo schlimm, selbst als wir durch den Wald walkten. Der Boden war teilweise recht nass, aber meinen Barfusschuhen macht das nicht aus, das Profil greift gut.

Wie in den letzten Jahren üblich war ich ohne Zeitkontrolle oder App-Ansage unterwegs; ich hörte einfach auf meinen Körper. Und fand, dass ich überraschend schnell (für meine Verhältnisse) unterwegs war. Ich hatte Moesha gesagt, dass sie mich frühestens nach 110, realistischerweise  eher nach 115 oder 120 Minuten erwarten dürfe, aber es fühlte sich gut an. Das Besenvelo kam denn auch nie in meine Nähe, gemäss Rangliste waren noch 10 Leute hinter mir. Und die Schlusszeit war ganz knapp unter 110 Minuten 🙂

Moesha hatte die Wartezeit für ein Sonnenbad genossen und stand dann rechtzeitig parat, um ein paar wunderschöne Fotos von mir im Zieleinlauf zu schiessen. Sie hat eine sensationelle Zeit hingelegt und tatsächlich die vor ihr startende Zeitläuferin mit 1h 05 überholt – darüber hatten wir vor dem Start noch gescherzt. 1 h 01 wurden es bei ihr, und es wäre wohl sogar unter eine Stunde geworden, wenn sie eine Mitläuferin nicht so unglücklich angerempelt hätte, dass sie sich der Länge nach hingelegt hatte, genau vor dem Samariterposten. Die Leute wollten nach ihr sehen, aber sie winkte ab: «Ha ke Zyt, muess wyter!» Sie hätte sich sonst auch selber verarzten können, meinte sie grinsend (sie arbeitet ja selber bei diversen Anlässen als Samariterin), aber ausser einem blauen Fleck hat sie zum Glück nichts abbekommen.

Wir machten uns frisch und gingen dann essen. Ausgerechnet jetzt, wo ich wirklich Lust darauf gehabt hätte, gab’s keine Penne mehr. Wurde dann Läuferwurst plus Salat für mich, Wurst plus Pommes für Moesha. Und zum Dessert was Süsses vom Kuchenbuffet.

Für die Rückreise schafften wir es wieder in den Speisewagen, wo wir zusammen mit Stitch unsere Medaillen feierten. Unter dem Strich ein herrlicher Tag, wir sind trocken geblieben, haben sehr viel gelacht, ein paar bekannte Gesichter getroffen und Lust auf mehr. Werde also schauen, welche Läufe wir als Nächstes anpacken. Stay tuned!

Summits4Hope

Auch dieses Jahr laufen wir nicht nur für uns, sondern auch für Summits4Hope. Pro gelaufene Minute geht 1 Franken an die Stiftung, die sich für Wasser- und Bildungsprojekte einsetzt. Mit 109 Minuten von Lovey und 61 Minuten von Moesha macht das zum Saisonauftakt 170 Franken.

Komplimente in Form weiterer Spenden nehmen wir natürlich gerne entgegen! Und ja, Rosmarie, damit bist als Erste du gemeint:

Vielen Dank!

 

 

 

 

© der Lauffotos: Alphafoto

Finisher-Clip Moesha

Finisher-Clip Lovey

 

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