Silvesterchlöjs Urnäsch 2023

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Elisabeth Heuberger hat mich mit ihren Impressionen von Silvester daran erinnert, dass ich schon lange einmal die Silvesterchlöjse in echt sehen wollte – die Schönen, die Schön-Wüeschte und die Wüeschte. Was es genau mit diesen Kategorien auf sich hat, erfahrt ihr hier:

Zum Glück feiern die im Appenzell nicht nur das “normale” Silvester, sondern auch immer noch das alte Silvester, so dass ich dieses Jahr noch eine Chance hatte.

Arbeitsmässig passte es auch gerade: Gestern Abend hatte ich eine Präsentation fertiggestellt, welche mich die letzten Tage auf Trab gehalten hatte. Ein Ausflug als Belohnung klang da gerade richtig – auch wenn das hiess, dass ich früh aus den Federn musste. Wetterbericht war allerdings heute früh wenig berauschend … Aber da ich nun mal wach war, kleidete ich mich entsprechend mehrschichtig, mit wasserdichten Schuhen und entsprechender Jacke, und zog los.

Viermal Umsteigen war angesagt – dreimal davon im Turnschuhmodus. Dank einem freundlichen Kondukteur klappte das auch, der hielt in Herisau extra die Türe für mich auf. Und liess mich dann sogar ohne Zuschlag mitfahren – mein Ticket wäre eigentlich nur via Gossau gültig gewesen, was mir entgangen war. Das Wetter gab sich anfänglich redlich Mühe, inklusive blauem Himmel, und ich merkte schnell, dass ich definitiv zu warm angezogen war, und legte eine Schicht ab.

Kaum in Urnäsch ausgestiegen, fielen allerdings die ersten Tropfen … Was dazu führte, dass ich erst einmal kaum Schöne in Vollmontur zu sehen bekam, denn deren Hauben hätten unter dem Regen gelitten.

Einige “Schüpel” haben deswegen zwei Sorten Hauben – solche, die Regen und Schnee ertragen und die kunstvollen Meisterwerke, die über Generationen weitergegeben werden und gerade auch nachts ihre volle Schönheit entfalten, wie ihr diesem stimmungsvollen Film von 2018 entnehmen könnt:

Silvesterklausen – Ein Winterbrauch im Appenzellerland

Bei dessen Aufzeichnung herrschte übrigens nicht Aprilwetter wie heute, sondern ein richtiger Schneesturm, was den urigen Figuren einen zusätzlichen Reit verleiht.

Aber zurück zu heute: Schön-wüste und Wüste sah ich immer wieder, als Gruppe beim Zäuerlen bei Bauernhöfen, hinter Misthaufen oder bei Restaurants – oder in Einerkolonne, wenn sie von einem Hof zum anderen wechselten. Eine reife Leistung, wenn man bedenkt, dass so ein Kostüm zwischen 20 und 30 Kilo schwer ist, und ein Schupel eine Strecke von jeweils gut und gerne 20 Kilometern zurücklegt, wobei bei jedem Halt mehrere Zäuerli zum Besten gegeben und die Schellen zum Klingen gebracht werden.

Was mich überrascht hat: Nach den jeweiligen Vorführungen, die extrem abwechslungsreich und gekonnt dargeboten wurden, klatschte niemand: Alle hörten andächtig zu und warteten ruhig, bis die Gruppe den Bauersleuten ein gutes Jahr gewünscht hatte und dann tänzelnd und bimmelnd davon ging.

Nachdem ich fast 2 Stunden unten im Tal umhergegangen war, liess ich mich vom Shuttlebus zur Schönau fahren. Hier gab, neben den Chlöjsen, auch ein Ukrainischer Jugendchor seine Gesänge zum Besten. Leider pfiff da auch der Wind um die Ecken, und es regnete wieder stärker, so dass ich meine Kamera schützen musste und mich deswegen zum Rückzug entschied. Im Bus beklagte ich mich, dass ich kaum Schöne gesehen hatte, und eine Einheimische meinte, das sei bei dem Wetter kaum verwunderlich. Aber dann, als wir fast unten im Dorf waren, entdeckte sie Querfeldein eine Schupel Schöne und wies mich darauf hin. Worauf der Fahrer fragte: Wollt ihr lieber zu denen als zum Dorfplatz? Und ich hatte Glück: Alle wollten! So konnte ich doch noch ein paar Fotos von wirklich wundervoll gestalteten Hauben schiessen, während ich zu Fuss zurück ins Dorf schlenderte.

Gerade als ich beim Bahnhof ankam, hörte ich den Zug einfahren – und beim Einsteigen begegneten mir einige Zurzacher:innen, die hoffentlich bei ihren Erkundungen trocken blieben und den Ausflug geniessen konnten.

Ich jedenfalls war happy – und konnte wunderbare Bilder schiessen.

Hier meine Impressionen:

 

 

Ein Gedanke zu „Silvesterchlöjs Urnäsch 2023“

  1. Ja, hier wird noch eine lebendige Tradition erhalten. Ich bewundere vor Allem die kunstvollen Kopfbedeckungen. Eigenartig ist es sicher, wenn man diesen Gestalten begegnet, und dies bei den ungünstigen Wetterbedingungen wie heute.

    Daddy

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