Wildpark Roggenhausen

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Auch wenn das Wetter heute nicht gerade berauschend war: Lust, Zuhause rumzusitzen, hatte ich keine. Da ich noch Fahrten auf der Mehrfahrtenkarte Aarau habe, googelte ich Sehenswürdigkeiten Aarau und fand den Wildpark Roggenhausen. Eigentlich hätte es mir da klingeln müssen, tat es aber nicht.  Ich packte also wohlgemut mein Rucksäckli, zog mich warm an und wackelte los. Zug via Turgi nach Aarau, dann Bus Kante C. Als der Bus für die Haltestelle Rogghausen abzubremsen begann, kam mir die Gegend irgendwie seltsam bekannt vor. Und beim Aussteigen war klar: Ich stand beim Parkplatz, wo wir uns vor Corona jeweils zum Twitter-Cordon-Bleu versammelt hatten. Irgendwie war es damals an mir vorbeigegangen, dass es in dem Restaurant nicht nur Tierisches auf dem Teller gab – nämlich die besten und grössten Cordons-Bleus, die ich kenne – sondern eben auch Tierisches rundherum.

Statt dem direkten Weg zum Restaurant entschied ich mich für den Rundweg. Dieser führte mich erst eine fiese Treppe ohne Geländer runter zu einem schönen Bächlein, das dank entsprechendem Gefälle einen meditativen Sound zu meinem Spaziergang lieferte, akzentuiert vom einen oder anderen Vogellaut. Sonst herrschte hier absolute Ruhe. Herrlich! Irgendwann rannte vor mir ein Hirsch oder ein Reh über den Weg – ohne Brille konnte ich nicht wirklich sehen, welches von beidem. Aber da ich wegen der üppigen Hasel- und Erlebpollen mit Maske unterwegs war, hatte mich das ewige Anlaufen der Gläser genervt. In einem grossen Bogen näherte ich mich von der anderen Seite als sonst dem Restaurant. Obschon die Mittagszeit längst durch war, waren alle Tische besetzt, und ich wollte schon umdrehen, als eine Familie aufstand und mir ihren Tisch anbot. Weitere Gäste setzen sich im Nu dazu, und ich amüsierte mich prächtig über ein älteres Ehepaar, das sich partout nicht auf eine Bestellung einigen konnte: Eigentlich sollte es kein Fleisch sein (was die Wahl des Lokals etwas unglücklich erscheinen liess), und wenn Fleisch, dann kein Wild, weil das wird nur in den Bergen richtig zubereitet; keine Wurst, weil da weiss man nicht, was drin ist; Schnitzel mit Gemüse wäre fein, aber dazu gibt’s Serviettenknödel, das klingt fremdländisch … Irgendwann hatten sie es dann doch geschafft, ihre Bestellung abgegeben – ich war da schon auf halbem Weg durchs Riesengebirge meiner Meringue –, unter Abtausch von Beilagen und nachträglicher Korrektur der Vorspeise, und die tolle Serviertochter liess sich ihren Stress nicht eine Minute anmerken. Als seine Vorspeise kam – ein kleiner Salattaeller, von dem sie ihm extrem abgeraten hatte – klaute sie ihm ständig vom Teller, nicht ohne zu mäkeln: Der Rüeblisalat war zu scharf, Selleriesalat macht sie besser, Mais isst du besser nicht, der bekommt dir nicht – ihr aber schon. Die beiden erinnerten mich immer stärker an Onkel Hans und Tante Louise! Schmunzelnd und pappsatt verliess ich das Lokal und machte mich auf, die Tiere zu besichtigen.

Auf dem Hauptweg, der runter zum Parkplatz führte, waren inzwischen viele Familien unterwegs, und es war eine Freude, den Kindern zuzusehen, wie sie die Tiere entdeckten und mit Futter aus den entsprechenden Automaten verwöhnten. Ein ca. zweijähriger Knirps versuchte ausdauernd, dem Geissbock Fremdsprachen beizubringen: I-aaa! I-Aaaa! Klappte irgendwie nicht so ganz, zur Belustigung von mir und seinen Eltern.

Da es trocken blieb und nicht allzu kalt war, beschloss ich, auf den Bus zu verzichten und bis zum Bahnhof Aarau zu spazieren, was mich eine alte Glockengiesserei und ein paar schöne Häuser entdecken liess. Alles in allem ein sehr gelungener Ausflug!