Galway – Connemara Nationalpark: Irland 2012

Spread the love

Wir haben gut geschlafen und sind frisch geduscht in den Tag gestartet. Falls ihr jetzt meint, das sei nicht wirklich erwähnenswert, kennt ihr die irischen B&Bs nicht … Was wir in kurzer Zeit gelernt haben: Kein Zimmer zu klein, en suite zu sein. Will heissen: Im kleinsten Zimmer ist Platz für Dusche WC! Was im heutigen Fall heisst (sensible LeserInnen springen bitte zum nächsten Absatz): Wenn man auf dem Thron sitzt, muss man die Knie ans Kinn ziehen oder in die Dusche strecken. Beim Aufstehen muss man sich leicht nach vorne links beugen, weil da die Duschkabinentüre offen ist – sonst schlägt man den Kopf an (gell, Fran!). Wenn ich in die Dusche rein oder raus will, schiebe ich erst die eine, dann die andere Brust durch den schmalen Eingang. Immerhin: Wenn ich mal drin bin, kann ich mich um die eigene Achse drehen! Das Foto wird dem Ganzen nicht wirklich gerecht – habe leider kein Schmalwinkelobjektiv!

Zum Frühstück gab’s heute frisches Obst, Weetabix, Käse, Rühreier und Toas, Kaffee, Tee und Saft. So gestärkt, starteten wir zu unserem Ausflug in den Connemara Nationalpark. Ziel war Clifden, ein sehenswertes Städtchen gemäss unseren Unterlagen. Allerdings bogen wir schon nach knapp einer halben Stunde von der Strecke ab, weil ich eine Hinweistafel einer Show-Mine entdeckt hatte.

Zünftig ausgerüstet stiegen wir, nach einem angenehmen Gespräch mit dem Ticket verkaufenden Opa, bis auf 45 m unter Boden. Die Mine selbst ginge auf 62 m runter, die unterste Stufe muss aber erst noch ausgebaut werden, denn wir verweichlichten Touristen benötigen ja Treppen und Geländer. Die Minenarbeiter, die hier Galena abgebaut hatten, stiegen angeseilt durch ein Loch im Boden ein. eine Leiter führte zu einem ersten Holzbalken, von da an sprachen sie von Balken zu Balken – die Abständet betragen ca. 4 m. Da die Balken meistens feucht waren, rutschte man schon mal ab und versuchte dann halt, den nächsten zu treffen … Die Arbeit muss hier unsäglich hart gewesen sein: Die Bohrer mussten die Männer selber bezahlen, drei Leute brauchte es für ca. 4 Stunden, um ein Loch tief genug zu bohren, dass man den Sprengstoff reindrücken konnte –  2 Männer haben gehämmert, der dritte drehte den Bohrer. Die Sprengung entfernte knappe 2 Fuss Material, wenn es Marmorgestein war. Wenn die Männer aber Pech hatten, war dahinter nicht das wertvolle Galena, bestehend aus ca. 70% Blei und etwas Silber, sondern ein völlig wertloses, aber 3x härteres Gestein … Bezahlt wurden sie nur nach gefundenem Galena, was pro Woche zwischen 1 und 17 Shilling ausmachte (zum Vergleich: Ein Lehrer verdiente damals 12 Shilling pro Woche). Die Mine war nur 15 Jahre in Betrieb, hatte aber über 350 Angestellte, wobei jeweils maximal 11 zeitgleich in der Mine arbeiten durften. Mehr als einen Monat lang hielt das kaum einer durch, v.a., weil die Männer unten in der Mine je nach Wetter hüfttief im Wasser standen – viele holten sich eine Lungenentzündung und starben. Nur die Hungersnot brachte die Männer dazu, wenigstens eine Zeit lang hier zu arbeiten, um der Familie das Armenhaus zu ersparen. Nach 15 Jahren war die Mine zwar sehr ergiebig – endlich brachten die Männer auch reichlich Galena nach oben und hätten etwas verdient, da schloss der Besitzet die Mine von einem Tag auf den anderen: Der Preis für Blei war drastisch gesunken, es lohnte sich nicht mehr, das geförderte Gestein nach Wales zu befördern, um die Metalle zu extrahieren. Die Männer konnten nicht einmal mehr ihre Werkzeuge aus der Mine holen – was immerhin dazu führt, dass heute vieles besichtigt werden kann. Für kurze Zeit hat unser Guide das Licht gelöscht, damit wir mit erleben konnten, wie finster es da unten ist: Nur 3 Löcher lassen Tageslicht rein: Das Einstiegsloch, ein Loch, bei dem die leichteren Körbe, gefüllt mit Gestein, von Hand hochgezogen wurden, und eines, bei dem die schweren Körbe von einem Pferd hochgezogen wurden.  Ansonsten musste man sich mit Kerzen behelfen, was wegen der Feuchtigkeit aber auch nicht immer optimal war. Wir jedenfalls waren froh, als das Licht wieder anging und wir nach oben klettern konnten!

Auf der Weiterfahrt verschlechterte sich das Wetter, dafür wurde die Landschaft immer spektakulärer, was uns zu kleinen Zwischenhalten verlockte. Bei einem davon wiesen uns andere Touristen auf einen stolzen Reiher hin, der am anderen Ufer eines Tümpels herum stolzierte. Ungefähr auf halben Weg nach Clifden bogen wir einmal mehr von unserer Route ab: Mehrere Hinweistafeln erwähnten eine Abtei, und so folgten wir diesen Wegweisern – auf Strassen, die immer schmaler, rumpliger und buckliger wurden. Da es immer heftiger regnete, war das Fahren reichlich anstrengend, und ich warnte das Universum schon, dass ich ziemlich grantig sein werde, wenn der Mühe Lohn dann in ein paar Steinbrocken und einer Tafel bestünde, auf der in blumigen Worten beschrieben würde, wie toll die Abtei vor 600 Jahren ausgesehen habe … Die Drohung hatte offenbar gewirkt, denn Kylemore Abbey was extrem sehenswert!

Ursprünglich war das Gebäude als Schloss erbaut worden: Mitchell Henry, Sohn eines Iren, der in Amerika mit Baumwolle reich geworden war, liess es für seine Margarete erbauen. Das Liebesnest hatte  55 Zimmer, und als Zugabe gab’s den grössten eingefassten Garten der viktorianischen Zeit. Es hiess, König Eduard  VII habe das Anwesen als seine irische Residenz kaufen wollen, habe dann aber entschieden, ein König könne sich den Unterhalt nicht leisten … Mitchell butterte pro Jahr £40’000 Pfund rein. Damit wurde das Schloss aber auch mit fliessend Wasser versorg, und die ursprüngliche Gasheizung und Beleuchtung wurde 1893 durch Elektrizität ersetzt, gewonnen durch einen Generator, der von einer Wasserturbine betrieben wurde. Zusätzlich sorgte sich der Mann offenbar bestens um seine Leute: Er bezahlte den Angestellten so gute Löhne, dass die die Jahresmieten innerhalb von 2 Monaten abverdient hatte; baute pro Mietshaus mindestens ein Glasfenster ein, damit der Rauch der offenen Feuer abziehen konnte; baute eine Schule und bezahlte den Lehrer und vieles mehr. Nur das mit der Ortsfeuerwehr klappte nicht so ganz. Der Sohn des Besitzers bildete die jungen Männer der Region zwar bestens aus und übte auch jeden Monat mit ihnen, aber den einzigen Brand, den es zu Mitchells Zeiten gab, konnten sie mangels Ausrüstung nicht löschen: Das Feuerwehrgebäude brannte!

Das Schloss wurde später zweimal verkauft und ging 1920 an den Benediktinerorden. Die Schwestern, die ursprünglich aus Belgien geflüchtet waren, richteten hier ein Mädcheninternat ein, das bis 2010 im Einsatz war. Heute leben hier noch Nonnen, aber einige Räume wurden wieder in den Originalzustand zu Mitchells Zeiten versetzt und können besichtigt werden. Der Garten, der fällig verwildert war, wurde in den letzten 15 Jahren nach den Originalplänen wieder hergestellt und wird ausschließlich mit Pflanzen angelegt, die es auch im viktorianischen Zeitalter bereits gegeben hatte. Von den ursprünglich 21 Gewächshäusern sind 2 bereits restauriert, weitere sind in Bearbeitung. Leider, waren wir versucht zu sagen, denn bei DEM Wetter hätten wir uns gerne unter Glas aufgehalten …

Also flüchteten wir uns ins Tea Room und stärkten uns mit einer warmen Suppe, bevor wir wieder Richtung Clifden fuhren. Nun spielte aber des Wetter gar nicht mehr mit, so dass wir auf den Stadtspaziergang verzichteten und zurück Richtung Galway fuhren. Eigentlich hätte ich gerne noch irgendwo eine Kaffeepause eingelegt, aber bei einem weiteren Schloss war das Restaurant und die Anlage bereits zu, und bei Bridget’s Celtic Garden war eigentlich auch schon geschlossen – ein Teil des Personals war bereits am Gehen. Ich bekniete sie, mich wenigstens kurz aufs WC zu lassen, was sie mir gnädigste gestattete. Als ich mich danach bei einer anderen Frau erkundigte, wann sie denn morgen aufmachen würden, meinte sie, wir könnten ruhig die Gärten noch ansehen gehen, sie seien ohnehin noch bis 19 Uhr hier, sie hätten noch zu tun. Damit hatten wir genügend Zeit, diese reizvolle Anlage zu besichtigen: 4 Gärten, jeder einem der vier grossen Mondfeste des keltischen Kalenders gewidmet, zur Zeit zusätzlich geschmückt mit Skulpturen und einer Ausstellung von bepflanzten Schuhen. Die Idee hat Potenzial! Kaffee gab’s dann halt keinen, dafür hat uns unser Landlord uns zwei grosse Tassen Tee gemacht und uns Kekse dazu gelegt. Und er hat die Betten gemacht, womit wir gar nicht gerechnet hatten … Toller Service! Nun chillen wir wieder … Morgen haben wir wieder viel vor!

Hier geht’s zur Fotogalerie

Das Lied zum Tag

P.S. für Luc: es liebs Grüessli vom Mami!

3 Gedanken zu „Galway – Connemara Nationalpark: Irland 2012“

  1. Hallo Schnüff,
    Es schein ja wirklich einiges zu laufen auf Deinem Trip! Geniesse solange Du kannst. Ich wünsche Dir noch einen schönen Aufenthalt.

    Papi

Kommentare sind geschlossen.