#Nordlandreise, Tag 4: Alesund

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Heute morgen wurde ich sehr früh geweckt – meine Kabinennachbarn hatten offenbar die Tagesinformationen nicht gelesen und übersehe, dass sie die Uhr hätten umstellen können. Und da ich gestern Abend noch den Wetterbericht gesehen hatte und wusste, dass ein Tiefdruckgebiet über diesen Teil Norwegens ziehen würde, sah ich keinen Grund, meinerseits bereits kurz nach 5 aufzustehen …Das nächste Mal erwachte ich kurz vor acht, als der Kapitän bekannt gab, dass wir angelegt  hatten und dass die Norwegian Star in Kürze von den Hafenbehörden frei gegeben werden würde. Candi, die Cruise-Direktorin, wünschte uns ebenfalls einen guten Morgen, schwärmte von der Schönheit der Jugendstilstadt Alesund und den gut zu erreichenden Aussichtspunkten – machte ihren Werbespot aber gleich selbst zunichte, als sie uns aufforderte, uns warm anzuziehen, Schirme und Regenschutz nicht zu vergessen – und uns daran zu erinnern, dass heute Sonntag sei, somit alle Läden und die meisten Restaurants geschlossen.

Also hatte ich Zeit, in aller Ruhe zu frühstücken: Porridge und Toast schienen mir die passende Schlechtwetternahrung zu sein,  mit reichlich Zimt, um die Stimmung aufzuhellen. Dabei unterhielt ich mich aufs Angenehmste mit 4 KanadierInnen, die bis jetzt von Europa nur Belgien kannten. Die Oma der einen Frau stammte offenbar ursprünglich aus einem kleinen Dorf unweit von Brüssel, und sie hatten da vor einiger Zeit entfernt Bekannte besucht und sich sehr wohl gefühlt – auch wenn sie einige Kilos schwerer abgereist als angekommen waren. Grossen Eindruck hat ihnen ein Festival in einem Dorf gemacht, bei dem überall Katzenbilder aufgehängt worden seien – selbst in den Bäumen soll es Katzen aus Styropor gegeben haben. Leider können sie sich weder an den Namen des Dorfes noch an den Grund für die Katzenmanie erinnern.  Gemäss Google müsste das Opern gewesen sein: Katzenwerfen gehört hier am 10. Mai zu den Festivitäten

Obschon ich Alesund von einer früheren Reise her bereits kenne, entschied ich mich dann aber doch für einen Spaziergang. Und kam wiederum nicht sehr weit, bis es zu schütten begann. Diesmal hatte ich aber Glück: Ich befand mich beim Citytrain, als es losging, und setzte mich kurzerhand ins Bähnchen, um die Stadt trocken zu erkunden. Damit kam ich einiges weiter, als das letzte Mal zu Fuss: Da war tiefster Winter und alles vereist, und da die Stadt auf zig Hügeln gebaut wurde, schlitterte ich damals ziemlich in der Gegend rum. Heute zog uns das TukTuk-Bähnchen vorbei an den Jugendstilhäusern, den Fjorden und erstaunlich vielen Sportstadien. Die müssen hier ungeheuer fit sein! Die Kommentare im Bähnchen kommen ab Tonband: Auf Englisch über den Lautsprecher, weitere Sprachen über Kopfhörer. Die anderen Gäste in meinem Wagen sprechen ein für mich komisches Spanisch: Vieles verstehe ich, aber nicht alles. Also wechseln wir auf Englisch, und sie erzählen mir, dass sie aus Argentinien stammen. Auch sie finden das Wetter nicht so prickelnd, eine der Damen meint, sie hätten wohl mehr zu Santa Clara beten sollen. Offenbar ist sie in Argentinien fürs Wetter zuständig, nicht wie bei uns Petrus. Als ich ihnen das erkläre, beschliessen wir spontan, die beiden zur Zusammenarbeit anzuhalten … Mal sehen, ob das noch was wird!

Alesund brannte 1904 bis auf ein Haus völlig herunter und wurde in den folgenden 5 Nahen – nicht zuletzt durch die Hilfe von Kaiser Wilhelm, der hier offenbar einige Male in den Ferien war  wieder aufgebaut. Die Architekten liessen sich vom damals herrschenden Jugendstil inspirieren, was man vielen Fassaden noch heute ansieht. Holzhäuser wurden nicht mehr zugelassen, aus Sicherheitsgründen. In den Aussenquartieren konnten wir dennoch einige sehen – ich weiss aber nicht, ob die ganze Konstruktion aus Holz ist oder nur deren Verkleidung. Über der Stadt gibt es mehrere Hügel mit schönen Wanderwegen, Grillstellen und künstlichen Seen, und man kann sich mit etwas Fantasie vorstellen, wie es hier bei schönem Wetter zugehen mag. Heute ist die Stimmung eher dramatisch, wie die Panoramabilder beweisen.

Zurück im Städtchen komme ich doch noch zu meinem Spaziergang: Es har aufgehört zu regnen, und ich entdecke einige schöne Details, die offenbar noch Original-Jugendstil sind: Wandornamente, Türfallen und dergleichen. Sehr schön! Auch der Stadtgärtner gibt sich offenbar viel Mühe: Überall gibt es schöne Blumeninseln, sehr gepflegt. Die einzelne Rose, achtlos im Rinnstein, dürfte allerdings nicht von ihm sein …löst aber bei mir Kino im Kopf aus …

Auf dem Schiff verziehe ich mich anschliessend wieder ins SPA, um mich aufzuwärmen und die Ruhe zu geniessen. So gibt es dann ein spätes Mittagessen, kurz mach 2, bevor ich mich draussen aufs Sonnendeck setze, um am Blog zu schreiben. Wider Erwarten hat es tatsächlich die Wolken aufgerissen, und wenn sich die Sonne nicht gerade hinter einer Restwolke versteckt, ist es ganz angenehm. Petrus und Clara scheinen uns gewogen 🙂

Diashow in kleiner Auflösung, ideal für mobile Nutzung

Grössere Auflösung hier

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Lovey ist betrinkt.

Und schuld ist Eduardo: Er hat mir einen Gran’ Caffè empfohlen. Der hat auch total lecker geschmeckt! Irgendwas mit Kaffee, Orangenlikör, Rahm und was weiss ich … Die Wirkung war jedenfalls umwerfend! Habe versucht, das Schlimmste zu verhindern, indem ich früh essen ging, hat aber nicht wirklich funktioniert: Ich brachte nur wenige Bissen runter. Und nun schwankt der Boden unter meinen Füssen. Was aber, wie mir wohlmeinende Gäste versichern, durchaus auch am Seegang liegt – der sei tatsächlich stärker als auch schon. Nun sitze ich brav in der Spinnacker-Lounge und trinke Diet-Pepsi und warte darauf, dass sich entweder die Welt wieder normalisiert oder die Tanzvorführung beginnt.

Vor meinem Kaffeeexzess war ich noch beim Fotografen, das neueste Bild abholen. Carl hat mir einen Troll ins Bild kopiert! Irgendwie scheint der mich schon viel zu gut zu kennen … Und er hat mir auch ein Foto gezeigt, dass mir gestern durch die Latten gegangen war – jenes mit dem unsichtbaren Kapitän. Habe es trotzdem genommen, weil ich finde, dass ich darauf gar nicht schlecht aussehe. Und da dies Bild Nr. 5 war, kriegte ich es geschenkt … Die Knipser machen ein gutes Geschäft mir mir! Aber da ich sonst immer diejenige bin, die hinter der Kamera steht, nutze ich die Chance, mal richtig schöne Bilder zu kriegen. Um ehrlich zu sein, brauche ich auch irgendwie die Bestätigung, dass ich nun wirklich so aussehe, wie ich aussehe. In meinem Kopf bin ich immer noch viel dicker. Das habe ich heute auch wieder gemerkt, als ich meine neuen Leggins anziehen wollte: Ich hatte extra L gekauft und nicht mehr XXL, aber die Dinger sind dennoch viel zu gross! Corinne wird sich freuen … Kriegt sie 2 Paar neue!

Inzwischen bin ich übrigens am dritten Buch: Hier gibt es in der Bibliothek ein Gestell, in dem man mitgebrachte Bücher gegen solche von anderen Reisenden eintauschen kann. Da dies meistens Taschenbücher ist, halte ich mich vorläufig an diese, die sind angenehmer zum Rumschleppen als die Hardback aus der offiziellen Ausleihe. Wobei ich beim nächsten Seetag in ein Fachbuch eintauchen werde, das ich da entdeckt habe, über Consumer Driven Marketing. Klingt spannend!

Vorerst aber helfe ih dem Club der mörderischen Frauen dabei, einen Fall zu lösen.

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Bachata-Tanzstunde:

Ein Animator erklärt die Herkunft des Tanzes, Dieser wurde um 1900 in der Dominikanischen Republik von Gefangenen erfunden, deren Füsse in Ketten steckten. Was heisst, dass der Tanz nur aus kleinen Schritten besteht und auch von untalentierten TänzerInnen schnell gelernt werden kann. 123-click – 123 click. 3 Schritte nach links, ein Click mit der Hüfte, 3 Schritte nach rechts, Click mit der Hüfte, dito nach vorn und nach hinten. Kriegen alle schnell hin … Dann kommt eine Drehung, da wird es schon schwieriger, die Reihen geraten etwas auseinander, aber niemand fällt hin, was den Animator ausgesprochen glücklich macht. So glücklich, dass er die fortgeschrittenen Runde einläutet: Paartanz! Leider ist der Gute so beschäftigt, dass er mir nicht erklären kann, wie die Gefangenen die Drehung hingekriegt hatten, ohne auf die Schnauze zu fallen – ich meine: mit zusammengeketteten Füssen geht das doch nicht? Aber vielleicht kam dieses Modul ja auch erst später dazu … Die Gruppe kriegt das jedenfalls gut hin, der Master ist happy.

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Graffitti Classics:

Diese Show tippte alles, was ich bisher hier auf dem Schiff gesehen und gehört hatte. Die vier jungen KünstlerInnen sind 1 A! Das Comedy String Quartett spielt bekannte Klassiker – aber nicht steif und stilvoll, wie man das kennt, sondern singend, tanzend, schauspielernd. So etwas habe ich noch nie gesehen! Stellt euch vor, ihr müsstet Geige, Bratsche oder Cello spielen und dazu Cancan Tanzen … Eben!

Leider gibt es hier nur eine CD zu kaufen, der Chef der Truppe sagte mir aber, dass vor kurzem eine Liveshow aufgezeichnet worden sei, die hoffentlich bald auf DVD rauskommt. Die Truppe ist auf www.graffitticlassics.com und auf Facebook vertreten, etliche Videos sind online abrufbar. Wer klassische Musik und schräge Interpretationen liebt, liegt hier richtig!