Lovey verläuft sich wieder einmal …
Kurz nach acht verabschiede ich mich von Ingrid und Michael, die via Singapur nach München zurückfliegen. Michael muss ab dem 28.12. wieder arbeiten …
Nach dem Frühstück mache ich mich auf an den Strand. Bianca meinte zwar, das sei eine ziemliche Strecke, aber gemäss Calum sind es knapp 5 km bis zum Strand bei Coastlands. Der ist zwar nicht ideal zum Schwimmen, weil er recht schnell sehr steil abfällt, aber vermutlich ist es für mich sowieso zu kalt – Marion sagte gestern, das Meer sei um die 17 Grad. Den Anfang packe ich locker: Beim Motel rechts, dann über die Brücke. Dann sollte ich wieder rechts, dem Fluss entlang, aber ich latsche endlos, bis ich endlich die Gelegenheit erhalte, rechts abzubiegen. Die Landschaft ist schön, aber Fusswege kennt man hier kaum, meistens gehe ich der Hauptstrasse entlang, und die Autos brausen mit bis zu 100 kmh neben mir durch. Die Einheimischen mustern mich je nach dem belustigt oder besorgt – Fussgänger kennt man hier eher nicht so 🙂
Sorgen mache ich mir keine, denn in der Ferne kann ich die Walinsel sehen, also muss dort irgendwo das Meer sei. Ich schmiere zur Vorsicht noch mal etwas Sonnencreme ein, nehme einen Schluck Tee und stapfe weiter. Als ich endlich rechts weg kann, zeigt der Wegweiser Richtung Flugplatz und Golfclub, was doch etwas weiter draussen liegt, als ich eigentlich latschen wollte. Aber dahinter war immer noch meine Insel, also zottelte ich an beidem vorbei, wobei ich zu meiner Freude einen Wegweiser “Beach Access” entdeckte. Die geteerte Strasse wich einer Schotterstrasse, aber vom Meer war immer noch nichts zu sehen … Nur der Walfisch lockte weiter vom Horizont! Ansonsten hatte ich eher Jurafeeling: Immer, wenn ich dachte, jetzt hätte ich mein Ziel erreicht, schob sich ein weiterer Hügel dazwischen! Aber nach fast 8 Kilometern hatte ich es geschafft: Ich war am Strand!
Nicht bei Coastlands, wie ich dank Google Map schnell herausfand, sondern in Thornton. Eigentlich hätte ich mich gerne einfach an den Strand gelegt, aber hier findet nichts Schatten, was grösser ist als eine Maus … Also spazierte ich dem Strand entlang nach Coastlands. Menschen hatte es kaum, aber ich sagte mir, solange ich Fuss- und Reifenspuren sehe, kann ich nicht verloren gehen. Ins Wasser traute ich mich nicht, auch wenn ich einer Familie beim Baden zusah. So schön die Wellen waren – warm ist anders! Und Bademeister gibt’s hier nur während der Hochsaison, an den Hauptstränden.
Mit Rücksicht auf meine Haut (es war inzwischen Mittag geworden) liess ich mich von Google Maps auf dem kürzesten Weg zurück zum Motel bringen. Coastlands ist ganz offenbar keine arme Gegend: Hier stehen einige schöne Häuser, eine Schule gibt’s auch … Land und Häuser stehen zum Verkauf, aber Preise sehe ich keine.
Von hier aus finde ich auch den Weg, den Calum mir eigentlich genannt hatte: Dem Fluss entlang bis zur Brücke. Ich hatte die Strasse schlicht übersehen, weil ich nach dem Überqueren der Brücke nur die Läden auf der linken Seite beachtet hatte …
Je nu: Die Wanderung war schön, das Knie hielt, die Sonnencreme wirkte – und ein paar schöne Bilder gab’s obendrein!
Nach einer Dusche, etwas Beine Hochlagern, Lesen und Schreiben, zog ich mich erneut an und spazierte ins Zentrum. Die meisten Läden und Restaurants haben zu, aber der Sushi-Laden, den Bianca mir am ersten Tag gezeigt hat, ist offen, so dass ich meine Proteinspeicher aufs Leckerste auffüllen kann. Zurück geht’s wiederum den Fluss entlang, und ich staune einmal mehr, wie viele blaue und violette Pflanzen es hier gibt. Ich glaube, ich habe noch in keinem anderen Land auf meinen Reisen so viele Blumen, Sträucher und sogar Bäume mit violetten Blüten gesehen, wie hier.
Und noch etwas fällt mir, einmal mehr, wohltuend auf:
Wie still es hier ist!
Über weite Strecken höre ich nichts als Vogelzwitschern, Grillenzirpen und den Wind … Gedränge gibt es hier sowieso keins, dafür ist viel zu viel Platz da, und auch olifaktorisch werde ich nur selten bedrängt: Es gibt ein paar intensiv riechende Pflanzen, in Häusernähe riecht man manchmal, was gekocht wird – aber ansonsten werden meine Sinne hier nicht überstrapaziert, im Gegenteil: Ich war seit Monaten nicht mehr so entspannt wie hier. Und meine Ohrstöpsel, ohne die ich zu Hause kaum einen Tag überstehe, habe ich das letzte Mal im Flugzeug gebraucht!
Ich bin bei mir und in mir wie selten, verwurzelt und zufrieden – egal, ob ich alleine unterwegs bin oder mich unter Menschen befinde. Fühlt sich gut an! Und ich habe den Eindruck, man sieht es mir auch an …
Wenn Du es gerade von Häusern und Preisen hast, ist das Preisniveau in NZ immer noch so hoch? Wir waren 2011 teilweise schon erstaunt, wie teuer auch Lebensmittel sind. zB Käse oder Bier.
Alkoholische Getränke sind sehr teuer – trifft mich zum Glück kaum. Beim ersten Einkauf (allerdings an einem Tankstellenshop) von Brot, Butter, Milch, Eiern, Confi und Saft fürs Frübhstück habe ich über 40 NZ Dollars hingeblättert, was ich extrem teuer fand. Im Supermarkt ist es etwas billiger. Auswärts essen scheint mir dafür günstiger – sogar im Edelrestaurant haben wir samt Getränken nur knapp 50 Franken pro Person bezahlt, mit Vorspeise und Dessert und sensationellem Fleisch. und mein Sushi gestern kostete knapp 10 Schweizer Franken