Maibummel 2022

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Für unsere diesjährige Mai-Reise liess mein Vater mir freie Hand. Die Wahl fiel mir leicht: Wir hatten vor einiger Zeit über den Glacier Express gesprochen – er war mit Mami einmal damit gefahren, vor vielen Jahren, ich hatte diese Reise noch nie gemacht. Wir buchten die Variante von Zermatt nach St. Moritz, weil ich Zermatt überhaupt nicht kenne – und (auch wenn das Jris nicht gerne hört) St. Moritz nicht wirklich schön finden.

Dunkel erinnerte ich mich, dass ich als Kind mal auf dem Gornergrat war, aber ich hatte keine Ahnung, von wo aus wir da gestartet waren. Daddy wusste es aber natürlich: von Brig aus mit dem Zug, und das letzte Stück zu Fuss – was anderes hätte mich auch verwundert, mein Vater ist ja die personifizierte Wanderniere – die entsprechenden Gene haben bei mir aber erst seit etwa über 10 Jahren so richtig angeschlagen.

Der Wetterbericht war, nach der langen Sonnenperiode, eher mau, was für die Landwirtschaft gut – für uns aber doch eher schlecht klang. Aber wir hatten Glück: Zwar regnete es in Zermatt mehr als ein Dutzend Mal, aber immer nur ein paar Minuten, so dass wir uns einfach unterstellen konnten.  Das Wechselspiel von blauem Himmel und dunklen Wolken sorgte für spektakuläre Bilder – und trübte unsere Ferienfreude kein Bisschen.

Die Anreise verlief ruhig, Daddy stieg in Thun in den Zug, den ich bereits ab Zürich nutzte, und wir hatten in der ersten Klasse viel Platz für uns. Kurz nach Mittag erreichten wir Zermatt und spazierten zum Hotel Simi, wo wir für zwei Nächte eingebucht waren. Die Einzelzimmer waren nicht sehr gross, aber gemütlich, und verfügten über einen Kaffee- und Teekocher, was wir beide schätzen. Theoretisch hätte es auch Wellnessmöglichkeiten gegeben, aber die benutzten wir nicht. Lieber machten wir uns auf, den Ort zu erkunden.

Zermatt ist architektonisch ein buntes Gemisch – bei einigen Häusern hat man den Eindruck, dass sich gleich mehrere Architekten verwirklichen durften. Das Gesamtbild ist deswegen nicht eigentlich hübsch, aber die vielen Details sind durchaus sehenswert. Wir gönnten uns einen Kaffee auf einer Terrasse, liessen uns dann einfach durch die Gassen treiben und machten einander auf Einzelheiten aufmerksam. Viele Läden und Restaurants waren noch geschlossen, da die Wintersaison vorbei ist, die Sommersaison aber noch nicht begonnen hatte. Was uns beiden gerade recht kam, wir mögen es eher nicht, wenn alles überlaufen ist. Znacht gab es in zwei Etappen: eine asiatische Vorspeisenplatte und dann, nach einem weiteren Spaziergang, ein Walliserplättli.

Wir gingen früh ins Bett und trafen uns um halb acht zum Frühstück wieder: Der Wetterbericht meldete bis 14 Uhr trocken – das sollte reichen für einen Ausflug auf den Gornergrat. Allerdings waren wir dann gerade etwas sehr früh dran – die erste Bahn für erst um 10. Doch das Warten (verbracht, wie könnte es anders sein, bei einem Spaziergang) hatte sich gelohnt: Die Fahrt bot traumhafte Ausblicke, das Panorama auf dem Gipfel war sehr eindrücklich, und die Erlebniswelt Zoom the Matterhorn lieferte spektakuläre Bilder und einen sagenhaften virtuellen Gleitschirmflug.

Am Nachmittag machten wir eine kurze Siesta und besuchten dann das äusserst sehenswerte Matterhorn-Museum. Und weil das Wetter mitspielte, gab es zum Znacht auf einer gemütlichen Terrasse ein wunderbar würziges Fondue, mit einem Glas Weisswein aus der Region.

Hier einige Impressionen dieser zwei Tage:

Nach einer weiteren, sehr ruhigen Nacht, trafen wir uns zu einem Minifrühstück: Im Zug sollte es ein Dreigangmenü geben, und wir sind beide nicht mehr so grosse Esser. Natürlich waren wir viel zu früh am Bahnhof, aber wir amüsierten uns bei einem weiteren Kaffee über die frechen Spatzen, die der armen Serviertochter das Leben schwer machten.

Der Glacier Express war – auch da merkte man die Zwischensaison – längst nicht ausgebucht, so dass es leicht war, Abstand zu halten. Einige der Gäste trugen zudem, wie ich, die Maske, wenn sie nicht gerade am Essen oder Trinken waren. Gemäss Reisebestätigung war auch immer noch ein Covid-Zertifikat erforderlich, aber kontrolliert hat das niemand.

Das Wetter blieb trocken – auch wenn das Wechselspiel der Wolken ähnlich dramatisch blieb, wie am Vortag. In gut siebeneinhalb Stunden fährt der Panoramazug durch spektakuläre Landschaften, und via Audio wird auf sehr angenehme Weise allerhand Wissenswertes vermittelt – schön häppchenweise, immer mit Gong angekündigt, aber ohne einen zu zu texten. Wir beide haben Fahrt und Menü sehr genossen!

Hier auch diese Impressionen:

In St. Moritz begaben wir uns auf mehr oder weniger direktem Weg (sorry, Daddy) zum Hotel  Hauser. Die Zimmer waren hier etwas kleiner, es gab eine Karaffe, um das gesunde Hahnenwasser zu zapfen, Teekocher hätte man aber an der Rezeption holen können. Wir gönnten uns nur einen Snack zum Abendessen und  gingen früh schlafen. Obschon wir ja eigentlich den ganzen Tag rumgesessen hatten (ausser, wenn wir zum Fotografieren rungehampelt sind), machten uns die vielen Eindrücke recht müde.

Nach einer wunderbar erholsamen Nacht und einem feinen Zmorge reisten wir wieder zurück – wobei sich unsere Wege in Zürich trennten.

Schön war’s! Da sind wir uns einig!

 

Ein Gedanke zu „Maibummel 2022“

  1. Das Wetter war sicher nicht optimal, aber richtig durchnässt wurden wir nie und zu einem Sonnenstich hat es auch nicht gereicht! Eindrückliche Bilder bleiben sicher in Erinnerung, besonders aber auch die interessanten Kommentare über die die Ohrstöpsel. An den Fussmarsch, den wir vor Jahrzehnen gemacht haben, bleibt mir in Erinnerung, aber auch ich weiss nicht mehr genau, welche Route wir damals einschlügen. Es waren wirklich schöne Tage!

    Daddy

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