Lazy Day – Tag 3 NZ 2024

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Nachtrag zu gestern:

Ich habe noch neue Nachbarn gekriegt. Erst die «Töfflibuben». Sechs Jugendliche, auf Vespa-ähnlichen Töffs, aber mit fetten Lederjacken und airbrush-geschmückten Helmen, die sich äusserst cool gaben, als sie in den Units gegenüber eincheckten. Und sich dann innert Minuten in balgende Kinder verwandelten, als sie das Trampolin entdeckten. Wie übermütige Welpen nahmen sie das Ding in Beschlag und amüsierten sich prächtig.

Auch ich amüsierte mich prächtig, denn auf dem Zeltplatz rechts von mir trafen kurz nach den Jungs drei Familien ein, mit zwei kleinen und einem grossen Zelt. Die Kleinen waren recht zügig aufgebaut, das Grosse sperrte sich. Erst wollten die Gestänge nicht so, wie die Leute – kaum waren die Stangen an einer Seite verbunden, sprangen sie auf der anderen wieder auseinander (erinnert mich an unseren Kampf mit dem Vorzelt in Antibes). Irgendwann hatten sie es geschafft und hängten das Innenzeit ein, platzierten dann schwungvoll das Aussenzelt darüber – nur um zu merken, dass irgendetwas nicht stimmen konnte. Die Reissverschlüsse liessen sich nicht schliessen – egal, wie sie es versuchten  (heissen die wohl deswegen Reiss-Verschlüsse?). 

Während die Männer krampfhaft nach einer Lösung suchten, kriege eine der Frauen einen Lachanfall, was die Situation nicht wirklich verbesserte (und ja, ich hatte definitiv Antibes vor Augen). Einer der Jugendlichen kam dann auf die Lösung: Das Zelt sah zwar quadratisch aus, war es aber offenbar nicht ganz. Sie nahmen das Aussenzelt wieder ab, drehten es um 90 Grad, montierten es wieder, und die widerspenstigen Reissverschlüsse waren plötzlich ganz zahm.

Die Nacht war dann aber ruhig, ich schlief wunderbar, bis ich am Morgen wieder von den Vögeln und einem prächtigen Sonnenaufgang geweckt wurde. Fast so rot wie der Himmel leuchtete allerdings auch mein Knie  – und auch die Hände und der Nacken hatten etwas gar viel Sonne abgekriegt. Zwar hatte ich mich eingeschmiert, aber, das war am Morgen, als ich Hosen und T-Shirt trug. Was ich übersah: Ich hatte beim Frühstück den Kaffeebecher umgestossen und mich von oben bis unten bekleckert. Ich wusch das Zeugs sofort aus und zog mir statt dessen einen Rock an. Da hätte ich dann eben auch die Beine eincremen müssen … Dass nur das eine Knie verbrannt wurde, liegt wohl daran, dass ich immer nur links über rechts schlage 🙂 Je nu, habe fleissig Feuchtigkeitscreme raufgeschmiert und mir heute definitiv mehr Mühe gegeben beim Eincremen.

Kurz nach neun holten Bianca und Freyja mich ab, zum Besuch der Book Fair. Einmal im Jahr werden hier in einem Gemeindezentrum gebrauchte Bücher angeboten: Fiction nach Alphabet der Autor:innen, Kinderbücher und Sachbücher entsprechend gekennzeichnet. Kinderbücher kosten 1 $, alle anderen 3 $ (1 NZ$ entspricht ca. 53 Rappen). Das Ganze wird vom Lions Club organisiert, und der Erlös kommt der Community zugute.

Nach unserem erfolgreichen Beutezug holten wir Calum ab, der noch einen geschäftlichen Termin wahrgenommen hatte, und fuhren zu Julians Berry Farm: Wir kauften ein Körbchen der wohl letzten Heidelbeeren dieses Jahres, und einen Sack Maiskolben. Im Café gönnten wir uns feine Toasts (in meinem Fall mit Käse und caramelisierten Zwiebeln) und Kaffee, als verfrühtes Mittagessen. Danach fuhren wir zum Whakatane Heads, in der Hoffnung, dort das angekündigte Kreuzfahrtschiff zu sehen – merkten dann aber, dass wir einen Tag zu früh waren.

So fuhren wir halt wieder zurück zum Holiday Park. Bianca und Calum müssen heute noch ein Bett zusammenbauen und das Zimmer fertig einrichten für den Austauschstudenten, den sie in Kürze aufnehmen werden.

Ich las erst etwas, zog mich dann um, weil es sehr heiss geworden war, und spazierte dem Fluss entlang ins Zentrum – auf dem Damm weht immer ein angenehmer Wind. Ich kaufte stärkere Sonnencreme und besuchte den Dollarshop – der, wohl aus Reaktion auf die Teuerung, jetzt 2 Dollar plus heisst, aber immer noch nette Schnäppchen (und viel Kitsch) anbietet. Ich kaufte mir ein Set Ohrstecker und Snacks.

Zurück im Camp wechselte ich ins Badekleid und hüpfte ( na ja, schlich) mich in den Pool. Nicht, dass das Wasser extrem kalt gewesen wäre – ich bin einfach verwöhnt. Aber das Planschen tat gut, und ich fand auch einen Stuhl im Schatten, in dem ich danach etwas lesen konnte.

Um viertel vor Vier holte Steve mich ab. Für ihn hatte ich ja die riesige Lego-Figir besorgt – ein Sammlerstück, dass in Neuseeland nicht erhältlich ist, das ich aber in der Schweiz gefunden hatte.Er zeigte mir seine eindrückliche Sammlung, und wir suchten online nach weiteren Stücken, die ihm fehlen, die aber seltsamerweise in der Schweiz oft erhältlich sind, wenn auch teilweise zu Preisen, die mit dien hiesigen Löhnen nicht wirklich mithalten können. Steve will nun mehr Nacht- oder Wochenendschichten arbeiten – oder im Lotto gewinnen. Es war herrlich, ihm zuzusehen: Auf der Webseite von Galaxus bekam er glänzende Augen und entdeckte Figuren, von denen er nicht mal wusste, dass es sie bei Lego gab. Wir plauderten noch eine Weile, aber da er letzte Nacht wirklich gearbeitet hatte, war er recht müde, und ich verabschiedete mich mit dem Versprechen, dass wir uns während meines Aufenthaltes sicher noch einmal treffen würden.

Auf dem Rückweg zum Holiday Park konnte ich noch Avocados kaufen, für 1$ das Stück. Die müssen noch etwas reifen, aber ich habe ja Zeit. Zum Nacht gab es einen der Maiskolben (ich habe 2 davon und eine Handvoll Heidelbeeren für mich behalten). Habt ihr gewusst, dass Mais problemlos in der Mikrowelle gekocht werden kann, wenn man das ganze Grünzeug dran lässt? 3 Minuten auf Höchststufe – dann kann man das Kraut ganz einfach wegmachen. Habe etwas Knoblauchbutter drauf getan, dazu noch 2 Schnittchen – fertig war mein Znacht.

Da die Temperaturen wieder etwas gesunken sind, konnte ich draussen auf meinem Sitzplatz essen. Kurz danach flüchtete ich zum Schreiben allerdings in mein Studio: Das Trampolin steht direkt gegenüber, und heute sind da sehr viele Kinder, und aus irgend einem Grund können die sich nur schreiend verständigen.