Bieler Nachtlauf 2023

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Zum zweiten Mal nahmen Moesha und ich an den Bieler Lauftagen teil. Wir beide hatten den Nachtlauf letztes Jahr sehr genossen und wollten uns dieses Erlebnis nicht entgehen lassen. Wobei meine Freude einen leichten Dämpfer erlitten hatte, als ich viel zu spät realisierte, dass der B2run und der 10-Kilometerlauf nur 28 Stunden auseinander lagen …

Zum Glück waren meine Beine in guter Form, die erhöhte Zufuhr von Magnesium nach dem Debakel in Winterthur schien zu wirken. Und der Start nachts um 23 Uhr ist pollen- und ozontechnisch natürlich super. Und zu viel Jammern sollte ich nicht – Moesha steckt gerade mitten in den Prüfungen zum Abschluss ihrer zweiten Lehre und findet trotzdem die Zeit zu unseren Eskapaden 🙂

Wie immer gönnten wir uns die Anreise im Speisewagen – und hatten das Vergnügen, einen Kondukteur kennenzulernen, der bereits 13 den Hunderter gelaufen war. Das erste Mal ohne wirkliche Vorbereitung, abgesehen von seinen Läufen um den Hallwilersee, die er ab und zu machte, weil der See vor der Haustür lag. Ansporn sei damals eine Wette gewesen. Ein Kollege setze 100 Franken, dass er das nicht schaffen würde, er meinte, für 100 Franken sicher nicht … Also legten ein paar Kollegen nach, schliesslich standen 1400 Franken auf dem Spiel. Da gehe es nicht mal mehr darum, den inneren Schweinehund zu besiegen, grinste er. «Das ziehst du einfach durch!» Das gewonnene Geld steckte er in ein Auto. Und startete im Folgejahr auch ohne Wette wieder. Meist mit einer Krummen im Mund, was ihm den Spitznamen Dampflok eintrug. Seine Tipps, mit einem Blick auf unsere Getränke: «Kein Cola, sondern Bouillon, ganz viel Bouillon.»

Nach diesem Prep-Talk war Moesha enttäuscht, dass sie nur 10 Kilometer würde laufen dürfen. Sie, die letztes Jahr für 2024 den Halbmarathon als Ziel gesetzt hatte, legte die Latte nun höher: Irgendwann würde sie den Hunderter laufen. Mein Angebot, sie bereits dieses Jahr den Hallwilersee-Halbmarathon alleine zu bestreiten, also nicht in Stafette mit mir, lehnte sie dennoch ab. Jedenfalls vorläufig …

Die Busfahrt zur Tissot-Arena verlief kurzweilig, in munterem Geplauder mit zwei jungen Männern, die den Haöbmarathon bestreiten wollten. Wir zogen uns um, gaben das Gepäck ab (alles war wiederum hervorragend organisiert) und erkundeten das Gelände. Beim Coop-Stand erzielten wir ein respektables Resultat im Bereich wissen um Naturaplan. Aber das Highlight für mein eishockeyverrücktes Bewegungswunder war zweifellos, dass die Arena offen stand. Sie stellte sich mitten aufs Eisfeld, in ihrem eisblauen Outfit, samt Stitch, und strahlte übers ganze Gesicht.

Wir verfolgten die Starts vor uns und freuten uns an den knackigen Startläufern und dem Feuerwerksbogen, bevor wir uns dann für unseren eigenen Start um 23 Uhr einreihten: Mein Gummibällchen ziemlich weit vorne, ich ganz hinten. Sie rechnete mit einer Zeit knapp über einer Stunde, ich warnte sie, es würde wohl viertel vor Eins werden, bis ich zurück sei.

Die ersten paar hundert Meter walkte ich im Bulk mit, aber dann konnte ich einige Läufer:innen überholen, was mir viel Freude bereitete. Mein Atem ging leicht, beide Knie und die Fussgelenke fühlten sich geschmeidig an, und die Helfer:innen sowie das Publikum an der Strecke waren extrem motivierend. Obschon ich das Gefühl hatte, recht schnell zu sein, irritierte es mich etwas, dass mir die ersten entgegen kamen, als ich gerade knapp das Omega-Gebäude erreicht – und damit vielleicht einen Drittel der Strecke zurückgelegt hatte. Je nu, ich zog mein Tempo durch und zuckte nur unwesentlich zusammen, als Moesha – mit Stitch vor der Brust – ebenfalls viel früher als letztes Jahr mit fröhlichem Winken an mir vorbeizog. Stitch war übrigens der Hammer: Das Publikum habe sie seinetwegen oft angesprochen und er habe zum Dank fürs Anfeuern mit den Ohren geschlackert.

Kurz vor meiner Ankunft bei der Bar am Central spielte die Musik «We are the Champions», und auch wenn ich grinsen musste, wurde mein Schritt dadurch noch etwas beschwingter. Dass die Uhr auf dem Platz erst 23.42 zeigte, verwunderte mich dann aber doch. Und die verfl…. Zusatzschlaufe, weg vom Platz, über einen Parkplatz, kam mir dieses Jahr auch viel kürzer vor (war es auch, aber dazu später mehr): Bereits 23:52 war ich zurück bei der Bar und wusste, dass ich bereits mehr als die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte. Ein kurzes Überschlagen im Kopf, und ich war überzeugt, dass ich es dieses Jahr um 1 h 38 schaffen könnte – und damit noch schneller als letztes Jahr. Beschwingt walkte ich weiter, meistens alleine, auch wenn ich weiter vorne und hinter mir noch andere Läufer:innen wusste. Zweimal stolperte ich, aber ohne mir weh zu tun. Das zweite Mal könnte allerdings für ein lustiges Foto sorgen: Statt auf den Fotografen hätte ich wohl besser auf den Weg geachtet. Ach ja: Verlaufen hätte ich mich auch fast wieder! Zum Glück war der Streckenposten etwa einen Kilometer vor dem Ziel aufmerksam.

Der Speaker, der uns schon beim Start positiv aufgefallen war, begrüsste mich schon von weitem und freute sich über unseren Team-Namen. Moesha, die auf der Treppe sass und in ihr Smartphone versunken war, schreckte auf, als ich nach Stitch rief, und meinte ganz verdattert: Du bist ja viel zu früh! Ihm – ja, war ich!

1:35.47,3 – das war gut 6 Minuten als letztes Jahr, und ich freute mich sehr darüber. Bis mir dann einfiel, dass die Strecke ja letztes Jahr eben tatsächlich länger gewesen war, nämlich 11,2 Kilometer. Bevor ich mich aber über mich ärgern konnte, wies Moesha darauf hin, dass ich auch schneller als beim letzten 10er gewesen sei. Was übrigens auch für sie galt: In Wohlen fehlten 3 Sekunden für eine Zeit unter einer Stunde – die hatte sie diesmal mehr als eingespart: Mit 56.15,7 belegte sie den ausgezeichneten 95. Platz von 202 klassierten. Und hatte, wen wundert’s, noch genügend Energie zum Rad schlagen und ein paar Handstände zu üben, bis der Bus kam, der uns zum Bahnhof bringen sollte. Vorher aber holten wir noch meine Medaille und ein weiteres T-Shirt ab (Olivgrün, das ist neu in meinem Sortiment) und lösten unser Gepäck aus.

Den Weg zum Hotel liess ich dieses Jahr Moesha finden – ich hatte mich letztes Jahr brutal blamiert. Das City Hotel liegt nur wenige Hundert Meter hinter dem Bahnhof, und zu unserer grossen Freude hatten wir dieses Jahr zwei Betten, zwei Decken und sogar vier Kissen (wem das nicht erwähnenswert vorkommt, sollte den Post vom Vorjahr lesen). So konnten wir doch eine Mütze Schlaf nehmen, bevor uns die Sonne kurz vor sieben aus dem Bett kitzelte. Nach einem ausgiebigen Frühstück nahmen wir einen frühen Zug zurück, damit Moesha ab Mittag an ihrer Jiu-Jitsu-Vorführung teilnehmen konnte, anlässlich des Städtlifestes. Hätte gerne gesagt, das sei etwas viel für ein Wochenende, aber a) reden wir hier von einem inkarnierten Gummibällchen und b) war ich ja auch nicht viel besser in meiner Planung …

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir nicht das letzte Mal in Biel waren. Auch wenn das nächste Mal wohl ich die sein werde, die darauf wartet, dass der zweite Teil von Team «Nume nid gschprängt» eintrudelt.

Ach ja: Natürlich gehen auch von diesem Lauf pro Minute einen Franken in unser Sponsoringprojekt bei Summits 4 Hope. 151 Franken 62 Rappen gingen soeben raus.

Auch ihr könnt hier übrigens spenden!
Jeder Franken kommt direkt den Bildungsprojekten für Kinder zugute – alle Verwaltungskosten werden von der Stiftung meines Ex-Chefs Gilbert Fisch übernommen, Summits4Hope.

© Fotos vom Lauf selbst: Alphafoto

 

 

Ein Gedanke zu „Bieler Nachtlauf 2023“

  1. Biel ist ja für seine Läufe bekannt. Dass auch ein Nachtlauf existiert, ist für mich neu. Ich bewundere Dich und Moesha für Eure Lauferei. Übertut Euch aber nicht. Sport ist gesund aber in vernünftigem Rahmen. Moesha wünsche ich einen noch einen guten Endspurt beim Lehrabschluss.

    Liebe Grüsse und weiterhin viel Erfolg beim Laufen

    Daddy

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